Das Kreuz mit dem Grüßen
H.C. Strache, der Kreuzeschwinger, ist beim Grüßen zu Kreuze gekrochen. Er bestellt nicht mehr treudeutsch „drei Bier“, sondern grüßt neuerdings bei jedem Fernsehauftritt gut christlich mit „Grüß Gott“. Längst erkennt man die Menschen nicht mehr am Grüßen: Ob Grüß Gott oder Begrüße Sie, Küss’ die Hand oder Pfiat di Gott, Freundschaft oder Gelobt sei Jesus Christus, Servus oder Ciao – der Gruß gibt Aufschluss über Weltanschauung und soziale Zugehörigkeit.
Klerikales Grüßen
Das „Grüß Gott“, die deutsche Variante des alten Messgrußes „Dominus vobiscum“, galt dem kirchenkritischen Liberalismus und Deutschnationalismus des späten 19. Jahrhunderts als zu klerikal. Georg von Schönerer, der Ahnherr alles Deutschnationalen, war es, der nicht nur christliche Vornamen verbannen und die Zeitrechnung von Christi Geburt auf „nach Noreia“ (n.N.) umstellen wollte, nach jener ersten Schlacht, die die Kimbern und Teutonen 113 vor Christus gegen die Römer gewonnen hatten, sondern der auch das vertraute „Grüß Gott“ durch das altdeutsche „Heil“ zu ersetzen versuchte:
Hitler nahm den Heil-Gruß mit nach Deutschland: „Die Gewinner und Profitler / grüßen alle mit Heil Hitler / aber die Bauern vom alten Schrot / sagen allweil noch Grüß Gott!“, spottete der Volksmund.
Die „Heil“-Zeit ist vergangen.
Der ideologische Hintergrund Ski Heil, Berg Heil oder Petri Heil ist vergessen. Auch „Freundschaft“ ist out. Selbst der aufrechteste Genosse grüßt solcherart höchstens noch beim Maiaufmarsch. Und auch „Gelobt sei Jesus Christus“ verwendet nur mehr der Pfarrer Brown alias Ottfried Fischer.
Die Wiener sind überhaupt mehr vom Kaiserhof und den feudalen Relikten geprägt: Da sagte man „Küss die Hand“ oder „Gschamster“ Diener“, auf Lateinisch „servus“, was wiederum dem italienischen „Ciao“ entspricht, das ganz analog vom „schiavo“, dem Sklaven, hergeleitet wird.
Die alten Grußformeln werden immer mehr von „Hi“ und „Hallo“, „Tschüss“ und „Ciao“ verdrängt. Doch Gott ist nicht ganz aus dem Spiel: Dem „Pfiati“ oder „Behüt dich Gott“ entspricht das aus dem Französischen entlehnte „Adieu“ („mit Gott“).
Auch „Habe die Ehre“ soll Umfragen zufolge wieder im Zunehmen sein. Es wundert nur, dass es einmal fast ganz verschwunden war. Denn die „Haberer“ und das „Verhabert Sein“ gehören ja zu den Grundkonstanten der österreichischen politischen Kultur.
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Ich bin froh über diesen Artikel, denn ich weiß jetzt über die österreichischen Grußgewohnheiten Bescheid, aber vor allem weiß ich , dass das Heil nicht Hilter erfunden hat.