Ich möchte in diesem Thread mal dazu anregen, die Globalisierungswelle gezielt zu hinterfragen und in ihren Argumenten auszuhebeln!
Fange auch gleich mal damit an:
1. Es ist nicht zu erwarten, dass sich bisher "unterentwickelte" Nationen, gerade im Hinblick auf die Globalisierung, langfristig weiter ausbeuten lassen werden. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich (wenn schon Globalisierung) die Verhältnisse (Wirtschaft, Lohnniveau, Arbeitnehmerrechte) langfristig angleichen werden. Das bedeutet für den Unternehmer, der ins Ausland abwandert, allenfalls kurzfristige Vorteile. Gerade die Globalisierung bedeutet doch für gewinnmaximierende Kapitalisten in erster Linie eines: dass sie über kurz oder lang die Ausbeutung der "dritten Welt" (z.B. billigsten Kaffee aus Südamerika, gnadenlose Ausbeutung von billigen Arbeitern etc.) nicht mehr aufrecht erhalten können.
2. In westeuropäischen Industrienationen (Beispiel: Deutschland) steht ein hohes Niveau an Infrastruktur und Qualifikation zur Verfügung, was in Billiglohn-Ländern erst geschaffen werden muss. Das ist für jeden Unternehmer, der abwandert, keineswegs kostenlos, sondern muss anteilig erstmal bezahlt werden. Dieser Sachverhalt wird in den Diskussionen zur Globalisierung leider allzu gerne verleugnet.
3. Der ABSATZMARKT befindet sich nach wie vor zu großen Teilen in den (noch) finanziell besser gestellten Nationen (z.B. Deutschland, EU, USA). Man wolle doch wohl nicht behaupten, dass man die in Südostasien hergestellten Billigprodukte auch vorrangig in Südostasien abzusetzen gedenkt. Nein! Da ist dann wieder der europäische und amerikanische Markt gefragt. Was zwangsläufig höhere Kosten für die Logistik erfordert, denn die Produkte fliegen schließlich nicht kostenlos zum Abnehmer. Dem Käufer die Überführungskosten aufzudrücken, würde in der Alternative den Absatzpreis verteuern.
4. In der Konsequenz:
Die Abwanderung ins Billig-Ausland lohnt sich für den Unternehmer langfristig nicht wirklich. Wer in der Kosten-Nutzen-Rechnung 1 und 1 zusammenzählen kann, der weiß das. Es könnte sogar erhebliche Nachteile bedeuten, wenn man diese Standorte irgendwann wieder aufgeben müsste (das ist auch nicht kostenfrei!). Insoweit erklärt sich auch die bisher eher geringe Quote von Abwanderungen, mal abgesehen von bestimmten Technologie-Branchen.
Die Unternehmer, sogar die sog. "Global Player", wissen schon, welche Vorteile sie am Standort Westeuropa haben, und dass diese Vorteile nicht kostenlos sind, sondern bezahlt werden müssen. Diese Abwanderungs-Ankündigungen sind m.E. nichts weiter als leere Drohungen, um den Preis des Standortes zu drücken. Dass sie damit eine große Verunsicherung hervorrufen und die Situation destabilisieren, scheint Unternehmen in ihrer kurzfristigen Profitgier nur am Rande zu interessieren. Stichwort: Mitnahme-Mentalität "Hauptsache ich kann mir meinen eigenen kurzfristigen Profit sichern. Nach mir die Sintflut!"
Im Zuge der gepriesenen Globalisierung gibt es zumindest am Ende nur eine logische Folge: Nämlich die Konsequenz, diese Globalisierung letztlich auch tragen zu müssen mit allen Erschließungskosten, der globalen Angleichung der Wirtschaftsverhältnisse und dem definitiven Ende der seit Jahrhunderten praktizierten Ausbeutung unterpriviligierter Regionen. Letzteres erachte ich als den einzigen Segen dieser Globalisierungswelle!