Der "Kongo-Müller"
Am 21. August 1964 landeten die ersten als Vorhut geworbenen Söldner auf der ehemaligen belgischen Militärbasis Kamina im Kongo. Unter ihnen der Deutsche Siegfried Müller. Auf den ehemaligen britischen Offizier Mike Hoare, der für Tshombé die Söldnertruppe aufbauen und führen sollte, wirkte Müller bei der ersten Begegnung "as Prussian as a Pickelhaube". Mit 44 Jahren war Müller der älteste Söldner. Er fiel durch seine ruhige und höfliche Art auf, die im Gegensatz zu den Erwartungen stand, welche das Eiserne Kreuz an seiner Uniform weckte. Vor allem auf die jüngeren Söldner, die in den meisten Fällen über keine Kampferfahrung verfügten, machte es großen Eindruck. Außer Müller waren noch zwei weitere Deutsche anwesend: Bernd Köhlert und Walter Nestler. Von den insgesamt 38 Männern wurden 29 als kampfbereit eingestuft und unmittelbar nach ihrer Ankunft eingekleidet und ausgerüstet. Bereits am nächsten Tag flogen sie in den ersten Einsatz.
Die "Operation Watch-Chain"
Kongo-Müller Die Söldner verlegten mit dem Flugzeug in die Nähe der Stadt Baudouinville (heute: Moba) am Tanganyika-See, wo sie drei amerikanische Sturmboote übernahmen, um – durch über den Landweg angreifende Einheiten der ANC unterstützt – das 150 Kilometer entfernte Albertville zu erreichen. Bedingt durch den Ausfall zweier Motoren landeten sie 20 km südlich des Ziels und beschlossen zu Fuß auf Albertville vorzustoßen. Während einer Rast wurden sie von Rebellen angegriffen, wie Müller später berichtete: "Drei Karabiner schossen, Speere und Pfeile flogen." Die Söldner erwiderten das Feuer und "innerhalb von wenigen Minuten waren 28 Rebellen tot." Den Landweg nun als zu unsicher einstufend ruderten die Männer weiter Richtung Albertville. Ein erstes Landungsmanöver musste am 26. August im gegnerischen Feuer abgebrochen werden, die Söldner forderten vergeblich Luftunterstützung an und wichen schließlich aus. Mit einem "kleinen Radio, das zufällig einer dabei hatte", hörten sie von Straßenkämpfen in Albertville. Aufgrund dieser Informationen beschloss Hoare den Flugplatz der Stadt anzugreifen, von dem die Söldner glaubten, dass er bestimmt noch in Feindeshand sei. Müller führte – eingesetzt als Gruppenführer im Dienstgrad eines Oberleutnants – die Spitzengruppe auf der Suche nach dem Flughafen. Durch Rebellen entdeckt, fielen die beiden Deutschen Köhlert und Nestler, zwei weitere Söldner wurden schwer verwundet, und einer von ihnen dann sogar bei der folgenden Flucht der Einheit zurückgelassen. Am 4. September erreichte Müller wieder Kamina, nachdem er sich mit einigen Männern und mit Unterstützung durch katholische Missionare über den See zurück nach Baudouinville durchgeschlagen hatte.