Streiks für mehr Lohn und Jobs legen Frankreich lahm
Viele Franzosen warten vergebens auf die Bahn
Zum dritten Mal seit Jahresbeginn hat ein landesweiter Streik das öffentliche Leben in Frankreich teilweise lahm gelegt. Über eine halbe Million Menschen demonstrierte nach Polizeiangaben im ganzen Land für die Sicherung der Kaufkraft und der Arbeitsplätze. Nach Angaben der Gewerkschaften waren es sogar bis zu einer Million Menschen, wobei die Mobilisierung in Paris, Marseille und Bordeaux am stärksten war.
Angesichts der fast täglichen Veröffentlichung neuer Rekordgewinne von Großkonzernen stieß der Aktionstag in der Bevölkerung auf breite Zustimmung. Verkehrsminister Gilles de Robien erklärte, die Regierung müsse die Streikbotschaft beachten und die Kaufkraftprobleme anerkennen.
Verkehrschaos war vorprogrammiert
Obwohl viele Pendler vorsorglich einen freien Tag genommen hatten, stauten sich im Großraum Paris die Autos auf 200 Kilometer Länge. Auch Flug- und Bahnverkehr waren stark behindert. Auf den Pariser Flughäfen wurde etwa ein Drittel der Flüge gestrichen. Bahnverbindungen ins Ausland blieben von dem Streik verschont. Doch jeder zweite Fernzug innerhalb des Landes und drei Viertel aller Regionalzüge blieben in den Depots. Busse fuhren dagegen zumeist nach Fahrplan.
Auch die Schulen waren betroffen, denn landesweit beteiligten sich 40 bis 60 Prozent der Lehrer an dem Ausstand. Gestreikt wurde auch bei Stahlwerken, Post, France Télécom und Banken. Wegen der Arbeitsniederlegungen fielen auch zahlreiche Sendungen im Rundfunksender Radio France und im Fernsehen France-3 aus.
IOC-Komission wurde nicht gestört
Die Protestzüge waren auf den Osten der französischen Hauptstadt konzentriert, weil sich zur gleichen Zeit eine Kommission des Internationalen Olympischen Komitees in der Stadt aufhielt, um sich über eine mögliche Austragung der Spiele 2012 in Paris ein Bild zu machen.
Bereits Anfang Februar hatten die Gewerkschaften mit einem landesweiten Aktionstag Hunderttausende gegen die Arbeits- und Sozialpolitik der konservativen Regierung Raffarin mobilisiert.
Quelle:
tagesschau.de