Von Silvia Micha
Lange lag es in den Archiven, demnächst wird es doch eine Neuauflage von Adolf Hitlers Pamphlet "Mein Kampf" geben. Wie ein Sprecher des Münchner Instituts für Zeitgeschichte mitteilte, bereiten Wissenschaftler eine neue Ausgabe des Hitler-Buches vor, das in sechs Jahren erscheinen soll. Diese Entscheidung hat einen Diskurs über die moralische Vertretbarkeit entfacht. Bisher hatte der Freistaat Bayern als Inhaber der Urheber- und Veröffentlichungsrechte eine Neuauflage stets abgelehnt.
Die Rechte liegen noch bis Ende 2015 beim Bayerischen Staatsministerium für Finanzen. Bis vor kurzem wurde das nationalsozialistische Schlüsseldokument nicht angetastet. Mittlerweile hätten nach Angaben des Instituts die Vorbereitungen für die Editierung einer historisch-kritischen Ausgabe begonnen. Diese Entscheidung wird damit begründet, dass die wissenschaftliche Bearbeitung einige Jahre in Anspruch nehmen würde.
Um der Kritik um dieses Vorgehen schon im Vorfeld zu begegnen, teilte der Pressesprecher des Münchener Instituts, Dr. Bernhard Gotte, mit, man sei sich darüber bewusst, dass "aufwändige Recherchen ausgewiesener Fachhistoriker eine selbstverständliche Voraussetzung für die Qualität" sei. Die Edition dieser Propagandaschrift müsse schließlich "höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen" genügen.
Aufklärung statt Mythifizierung
Das 1924 von Hitler verfasste Manuskript "Mein Kampf" enthält die Grundlagen seiner nationalsozialistischen Ideologie inklusive rassistischen Gedankenguts. Vor diesem Hintergrund befürchtet der Freistaat Bayern, dass eine neue Edition weltweit enorme politische Aufmerksamkeit erregen und vermutlich auf großes Unverständnis stoßen werde. Diese Sorgen teilt der Zentralrat der Juden nicht, der sich für eine Neuveröffentlichung dieses derzeit umstrittensten Zeugnisses der Zeitgeschichte ausspricht. Die geplante kommentierte Ausgabe solle schließlich einen Beitrag zur Aufklärung über den Holocaust leisten.
Während Schriften anderer NS-Größen - darunter Goebbels Tagebücher - bereits in wissenschaftlicher Form veröffentlicht wurden, ist "Mein Kampf" ein seit 1945 unlesbares Werk. Die Geheimhaltung des Inhalts führte daher zu vielen Spekulationen. "Eine wissenschaftliche Edition könne diesen merkwürdigen Mythos brechen", sagte Horst Möller, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte. Eine Neuausgabe müsse allerdings durch "Erläuterungen etwa zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte sowie zur Instrumentalisierung als politische Kampfschrift während der Weimarer Republik und der NS-Diktatur eingeleitet werden". Da die Rezeption einer wissenschaftlich überarbeiteten und kommentierten Fassung für den Leser mühsam sei, wäre die Gefahr eines Missbrauchs durch Neonazis, deren Lesekapazitäten nach Einschätzung Möllers "wohl ohnehin nicht überwältigend sein dürften", eher gering. Das Buch enthielte zudem "kaum wirklich originelle Gedanken".
Seriosität statt Sensation
Wird man eine wissenschaftliche Edition als reine Aufklärungsschrift betrachten und Lehren aus den kranken Gedanken eines imaginären Imperators ziehen können oder wird eine neue Veröffentlichung der Ideologie Hitlers rechtsextreme Strömungen in Deutschland wieder aufleben lassen, wie von vielen Seiten befürchtet wird? Diese Fragen können wohl erst im Jahr 2015 beantwortet werden, da 70 Jahre nach dem Tod des Verfassers die Autorenrechte - auch die der Erben - erlöschen und jeder "Mein Kampf" nachdrucken könne, so der Instituts-Leiter. Schon um dieser dann einsetzenden "Sensationsmache" von Verlagen entgegen zu wirken, plädiere er für das Erscheinen des wissenschaftlichen Werkes.
Ein wissenschaftliches Werk also- der neuerliche Versuch von "Historikern und Psychologen" die Gedanken des AH zu lesen, die bereits in den Augen des AH in der Wiege erste Anzeichen für Polenhass zu entdecken glaubten und später der Krieg bereits im Bild festgehalten- in Hitlers Bildern aus dem Schützengraben 1918. Wiener Hinterhofidylle interpretiert als Operation Barbarossa.
Nach Manier eines Guido Knoop, bei dem ein Knödelessen 1936 schon klare Hinweise auf den Holocaust beinhaltet, hinterlegt mit theatralischer Musik.
"Wissenschaftler" wollen "Mein Kampf" analysieren, hier etwas Kaffeesatzleserei, dort etwas Psychodrama und- vor allem zwischen den Zeilen lesen. Freie Fahrt für Spekulationen, Interpretationen und Klugscheißerei.
Ein Buch also, welches in Deutschland verboten ist, weil man den Menschen nicht zutraut den Inhalt zu verstehen oder selbst zu interpretieren kommt nun als Weichmacherausgabe mit Unterstützung von allerlei "Experten" und "ausgewiesenen Fachhistorikern" auf den Markt.
Ein Schelm- wer nun meint, es ginge dabei ums Geld. Ein Team von "Historikern" hat die Marktlücke entdeckt - nämlich die Schrift des Braunen Herrschers für alle zugänglich zu machen- hoch wissenschaftlich- versteht sich.
Es geht um "Aufklärung" - nicht etwa um Kasse machen.
Wer es kennen will, der kennt es eh - und zwar in unzensierter Form. Wer es kennt, der weiß, dass dieses Buch im Grunde unspektakulär ist. Lediglich die Verweigerung der Deutschen zur Veröffentlichung machen aus dem Buch einen Mythos. Das 2015 erscheindende Machwerk ist eher etwas für Zeitgenossen, die bis heute nicht durchgeblickt haben- speziell unsere Freunde in den USA. Es steht jedem frei, den Schreiberlingen die kassen zu füllen- die größte Enttäuschung allerdings wäre, wenn das Buch ein Flop wird. Original statt Fälschung ist die Devise.