Komasaufen, liegen gelassene Grillkohle, Kriminalität: Verbote sollen alles richten, was nicht funktioniert. Doch sie vertuschen nur die Ursachen - und engen die Freiheit der Mehrheit ein.
Der hamburgische Senat freut sich: Endlich kann man wieder vergnügt auf dem Kiez ausgehen.
Seit vergangenem Wochenende aber braucht niemand mehr Angst zu haben, denn: Glasflaschen sind auf der Reeperbahn seitdem verboten.
Die bestechende Logik dahinter: Wer keine Glasflasche in der Hand hält, kann sie auch niemandem über den Schädel oder ins Gesicht schlagen.
Erwachsene werden entmündigt
Wäre es nur Hamburg, wären es nur die Glasflaschen - man könnte damit leben. Aber es geht um viel mehr als die Zigarette zum Bier. Es geht darum, dass diese Gesellschaft eine gefährliche Richtung eingeschlagen hat. Es geht darum, dass Populisten und Fanatiker oder ihre harmlosere Variante - die Spaßbremsen - mit Verboten gesellschaftliches Leben regulieren wollen. Dass sie Freiheiten beschneiden, öffentlichen Raum eingrenzen und erwachsene Menschen bevormunden.
An die eigentlichen Probleme traut sich niemand heran
Ob in Tübingen, Mannheim, oder Lübeck: Fast täglich wird irgendwo ein neues Verbot eingeführt oder gefordert. Neben dem Glasflaschen- und Alkoholverbot geht es um ein generelles Werbeverbot für Alkohol. Es geht um Grillverbote am Strand, um Rauchverbote auch unter freiem Himmel, um Bierkonsum erst ab 18 Jahren, um Helmpflicht für Ski - und Radfahrer, Essverbot in der U-Bahn, Lärmbeschränkungen für Diskotheken.
Vieles könnte man in diesem Zusammenhang diskutieren. Etwa, dass viele Jugendliche vom Fernseher erzogen werden.
Dass dieser Staat einen Fehler beging, indem er von Einwanderern nicht ein Mindestmaß an Integration forderte und so dazu beitrug, dass archaische Vorstellungen von Männlichkeit und Ehre überlebten. Auch die frustrierende berufliche Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher wäre ein Thema. Oder dass Egoismus nicht mehr als schlechte Eigenschaft gilt, sondern als karrierefördernd.
Ein risikofreies Leben gibt es nicht
Ein risikofreies Leben gibt es nicht, und es ist auch nicht erstrebenswert. Erstrebenswert ist eine Gesellschaft, in der erwachsene Bürger selbst Verantwortung tragen und ein Staat im Notfall die Mehrheit vor der Minderheit schützt. Dazu braucht es gesunden Menschenverstand und Augenmaß. Aber die schafft man nicht durch Gesetze.