Als Karl Marx am 14. März 1883 starb,
hinterließ er ein gewaltiges, Tausende von
Seiten umfassendes Werk, das die histo-
rische Entwicklung prägen sollte wie kaum
ein anderes. Und doch war Marxens Le-
benswerk auf merkwürdige Weise unvoll-
endet, glich eher einem gigantischen Tor-
so als einer nach allen Seiten abgedichte-
ten, in sich stimmigen Weltanschauung. Die
offensichtlichen Lücken und Widersprü-
che innerhalb der Marxschen Ursprungs-
philosophie standen der Verbreitung des
Marxismus jedoch kaum im Wege. Im
Gegenteil! Sie waren und sind mitverant-
wortlich dafür, dass der Marxismus sich
in allen nur erdenklichen Varianten über
den Erdball ausbreiten konnte und dass
er auch heute noch – viele Jahre nach dem
Zusammenbruch des „real existierthab-
enden Sozialismus“ – alles andere als er-
ledigt ist.
Schon zu Marx’ Lebenszeiten gab es recht
unterschiedliche Auffassungen darüber,
was man unter Marxismus eigentlich zu
verstehen habe. Es gibt einen häufig zi-
tierten Ausspruch von Marx, der dies an-
deutet: „Alles, was ich weiß, ist, dass ich
kein Marxist bin“1.