Vorigen Mittwoch hat es im Potsdamer Landtag wieder einen heftigen Schlagabtausch zwischen der Regierung und der DVU-Opposition gegeben. Für die Deutsche Volksunion ergriff Fraktionsgeschäftsführer Sigmar-Peter Schuldt das Wort. Er prangerte das Unrecht der Judenverfolgung an, insbesondere die Barbarei von Auschwitz, und fuhr fort:
„Der 8. Mai 1945 war aber für große Teile des deutschen Volkes auch ein Tag des Elends, der Qual, der Trauer. Abermillionen von Deutschen brachte er die Hölle auf Erden ... Wir verfügen im Gegensatz zu Ihnen nicht über die Fähigkeit zur selektiven Geschichts- und Gegenwartswahrnehmung. Wir können nicht nachvollziehen, warum eine indianische Familie, die von weißen Siedlern ermordet wurde, warum ein afrikanischer Negersklave, der auf dem Sklaventransport umkam, warum die russischen oder ukrainischen Bauern, die zu Millionen dem stalinistischen Terror zum Opfer fielen, warum die Opfer der Roten Khmer in Kambodscha in den 70er-Jahren oder die Opfer amerikanischer Napalmbomben während des Vietnamkrieges oder auch heute im Irak oder in Afghanistan und schließlich warum die auf drei bis fünf Millionen Tote geschätzten deutschen Opfer des Vertreibungsterrors weniger zu bedauern sein sollen als die Opfer anderer Völker ... Es kann nicht angehen, dass die Deutschen auch 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als einziges Volk der Welt keine nationalen Interessen haben dürfen und sich ständig Asche aufs Haupt streuen sollen ... Sorgen Sie bei Ihren Berliner Parteifreunden dafür, dass die Bundeswehr aus Krisengebieten abgezogen wird, in denen sie nichts zu suchen hat, und bei Ihren amerikanischen Freunden dafür, dass deren Armee nicht ständig grundlos unschuldige Völker angreift.“
In seiner Antwort für die Landesregierung warf Ministerpräsident Platzeck (SPD) Schuldt vor, er versuche „Verbrechen zu relativieren“. Es dürfe nicht sein, dass „wir Deutschen uns auf die Seite der Opfer stellen“ und dass „von deutscher Täterschaft, von deutscher Verantwortung für das Grauen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft abgelenkt“ werde. Die Erinnerung daran dürfe „nicht enden“. Der 8. Mai sei, so Platzeck weiter, „der Tag der Befreiung Europas insgesamt“ gewesen.
Das Landtagsprotokoll verzeichnet zu Platzecks Ausführungen „anhaltenden Beifall bei SPD, PDS und CDU“. Im „Tagesspiegel“ (Berlin) vom 23. Januar allerdings wird „ein nachdenkliches Regierungsmitglied“ zitiert. Dieses habe „heimliche Zustimmung von Abgeordneten der eigenen Reihen“ bei manchen Passagen der Schuldt-Rede beobachtet.
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Ein Rechter, der den Holocaust bedauert, aber gleichzeitig fordert, das ein Ende der Schambeugungsära eintreten muss.
Soviel Differenziertheit passt nicht in das Bild der Etablierten. Der Grund warum der Artikel nicht die große mediale Empörung auslöst, ist klar:
90% aller Deutschen würden dieser Rede sofort zustimmen.