Fernsehen fördert negatives Bild von Ausländern
Viele Sendungen im Fernsehen schaffen und verfestigten ein negatives Ausländerbild bei Kindern und Jugendlichen. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Zentrums für Medien und Kommunikation der Leipziger Universität, die in Kiel vorgestellt wurde. Die Expertise im Auftrag der Landesmedienanstalten von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen fordert von den Sendern, weniger Klischees zu bedienen und mehr Hintergrund in Daily Soaps, Gerichtsshows und Boulevardmagazinen zu liefern.
Bei der Befragung der Kinder zeigte sich, dass Jungen das vom Fernsehen vermittelte Bild des "türkischen Macho" ablehnen. Die Mädchen betonten, dass dieser Typ nicht ihrem Idealbild von einem Partner entspricht. Fast jeder dritte Kriminelle in Boulevardshows sei Ausländer, stellte die Studie fest. "Dies entspricht nicht der Realität", kritisierte der Leipziger Medienpädagoge Bernd Schorb, Leiter der Studie. Ausländer würden fast immer als Täter und kaum als Opfer dargestellt.
Als Konsequenz aus der Studie appellierte der Direktor der Landesmedienanstalt Schleswig-Holstein, Gernot Schumann, an die Sender, "das Farbfernsehen neu zu erfinden und weg von den bewussten Schwarz-Weiß-Bildern zu kommen".
Auch aus Sicht der Münchner Medienwissenschaftlerin Susanne Eggert vom Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis zeigen die Fernsehsender mit Vorliebe den Typen "südländischer Macho" und "krimineller Ausländer". Meist handle es sich um Männer türkischer Herkunft, die ein traditionelles Bild von Frauen und Männern vermittelten. Sie sorgten in den täglichen Talkshows für einen hohen Grad an Emotionalisierung der Zuschauer. "Die Kinder nehmen die Türken so wahr, wie das Fernsehen sie darstellt", betonte Eggert. Ihr Verhalten werde von den Kindern und Jugendlichen verallgemeinert und als typisch angesehen. "Für viele Befragte gab es nur die Fernseherfahrung mit Ausländern", ergänzte Schorb. Erst vom elften Lebensjahr an befassten sich Kinder intellektuell mit den Ausländerbildern der Erwachsenen, sagte Schorb.
Für die Studie hatte Schorb 41 Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 14 Jahren in Ost- und Westdeutschland nach ihrem Ausländerbild befragt. Der Wissenschaftler hatte sich für seine Untersuchung auf das Nachmittagsprogramm der privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehsender konzentriert. Die Studie hat den Titel "Was guckst Du, was denkst Du? - Der Einfluss des Fernsehens auf das Ausländerbild von Kindern und Jugendlichen".
dpa