Eine Lösung mit Charme
Klaus Wowereit bekommt Konkurrenz - CDU will Emine Demirbüken gegen ihn antreten lassen
Christine Richter
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bekommt Konkurrenz. Die CDU will ihren neuen Shooting-Star, die türkischstämmige Deutsche Emine Demirbüken-Wegner, zur Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl 2006 aufbauen. Zumindest wenn es nach einigen einflussreichen Landespolitikern wie dem ehemaligen Fraktions- und Reinickendorfer Kreisvorsitzenden Frank Steffel oder dem Landesvorsitzenden Joachim Zeller geht. Denn, so heißt es in der Berliner CDU, Emine Demirbüken-Wegner ist das ganze Gegenteil von Wowereit. Verheiratet, Mutter eines Kindes, türkischstämmig, konservativ-liberal. Der Gegenentwurf.
Die 43-jährige ist in der Berliner CDU über die Kreisverbände hinaus bekannt. Sie kam zwar erst vor zehn Jahren in die Partei, zählte aber rasch zu den Nachwuchskräften - neben den späteren Senatoren Peter Kurth (Finanzen) und Wolfgang Branoner (Wirtschaft) oder der Abgeordneten Monika Grütters. Demirbüken arbeitet seit 1988 als Ausländerbeauftragte im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. In der Partei holte Branoner sie nach Neukölln, wo sie Mitglied eines Ortsvorstandes wurde. Reibungslos verlief das nicht. Anfang 1999 erwog Demirbüken den Austritt aus der Partei, weil sie die CDU-Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft ablehnte. Im März 1999 wollte sie dann für die Bezirksverordnetenversammlung, die im Oktober neu gewählt wurde, nominiert werden. Doch die Neuköllner CDU ließ sie durchfallen. Demirbüken fand dafür nur böse Worte, auch öffentlich. In einem Zeitungsbeitrag erklärte sie: "Die Mehrheit in der CDU setzt überall die Messlatte ihres konservativen Biedersinns und ihre kaum verhüllte geradezu pathologische Furcht vor Erneuerungen an. Wenn dazu auch noch der pure Machterhaltungswahn und die Existenzangst des Besitzständlers kommen, wird eher das Rad neu erfunden, als dass man einer selbstsicheren neuen Generation den Weg frei macht."
Als die große Koalition von SPD und CDU dann zwei Jahre später nach dem Bankenskandal zerbrach, wollte Demirbüken einen neuen Anlauf nehmen. Der damalige CDU-Spitzenkandidat Steffel machte sie zu seiner Beraterin für Integrationspolitik und forderte die Neuköllner CDU auf, Demirbüken für die Abgeordnetenhauswahl zu nominieren. Die Neuköllner weigerten sich. "Frau Demirbüken bringt vielleicht zehn türkische Stimmen, kostet aber hundert deutsche Wähler", sagte damals ein Neuköllner Bezirkspolitiker. Steffel holte Demirbüken nach Reinickendorf, wo sie auch nominiert wurde. Zum Einzug ins Abgeordnetenhaus reichte es aber nicht.
In Reinickendorf fand die zierliche und charmante Frau dann auch ihr privates Glück. Sie wechselte in den Kreisverband Reinickendorf, lernte dort den Baustadtrat von Reinickendorf und Vorsitzenden der CDU Mittelstandsvereinigung, Michael Wegner, kennen. Wegner ist ein enger politischer und persönlicher Freund von Steffel. Wegner und Demirbüken heirateten im Jahr 2003, Steffel war Trauzeuge. Die Tochter Serefina ist jetzt zehn Monate alt.
Seit 7. Dezember ist Demirbüken-Wegner nun Mitglied im Bundesvorstand der CDU. 66,78 Prozent der Stimmen erhielt sie auf dem Parteitag - und dies, obwohl sie hinsichtlich eines Beitritts der Türkei zur Europäischen Union eine andere Meinung vertritt als Parteichefin Angela Merkel. Demirbüken plädierte stets für eine schnelle Aufnahme der Türkei, im Vorfeld ihrer Wahl schwächte sie ihre Position aber etwas ab.
"Mit ihr können wir eine Alternative zu Wowereit anbieten", heißt es in der Berliner CDU. Denn der Regierende Bürgermeister ist bekennender Homosexueller und stets auf Empfängen, Parties oder bei Filmpremieren zu sehen. Seine öffentlichen Auftritte - wie ein inniger Kuss mit der Komikerin Désirée Nick bei der letzten Aids-Gala - bringen Wowereit inzwischen viel Kritik ein.
Offiziell will sich in diesen Tagen in der CDU niemand zur Frage der Spitzenkandidatur äußern. Denn schließlich muss im Frühjahr 2005 erst einmal ein neuer Landesvorstand gewählt werden. Alles andere folgt danach.
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Was für ein Lacher. Da spielt die "christlich-konservative Wertepartei" der Gelegenheitspatrioten offenbar ernsthaft mit dem Gedanken eine tükischstämmige Muslima zur Bürgermeisterin der deutschen Hauptstadt zu machen.
Da fragt man sich doch wie schlimm es bei der Union schon steht, das sie sich derart krampfhaft bemüht die türkischen Wähler zu gewinnen. Sollte man nicht zeitgemäßerweise das C durch M ersetzen? :2faces:
Aber ich hoffe doch, das die CDU sie zur Spitzenkandidatin macht. Der Einzug der NPD mit zweistelligen Ergebnis in den Berliner Senat wäre damit gesichert.