Über die Begründung seiner Zentralthese hinaus – ohne den überproportional
hohen jüdischen Anteil am Leitungs- und Exekutionspersonal der
bolschewistischen Diktatur wäre Lenins junger Sowjetstaat spätestens beim
Kronstädter Matrosenaufstand 1921 am Ende gewesen – untersucht Solschenizyn
spezifische schlachtentscheidende Fragenkomplexe:
· Warum kollaborierte 1939 – 41 ein sehr großer Teil des Judentums in
Ostpolen, Galizien und im Baltikum mit der Roten Armee und Stalins
Geheimpolizei, mit dem Bolschewismus generell?
·
Wieso standen die Pogrome in diesen Gebieten unter der Losung «Rache
für die sowjetische Besetzung»?
»In Ostpolen, im September 1939 der Sowjetunion einverleibt, begrüßten die
Juden, vor allem ihre junge Generation, die einmarschierende Rote Armee mit
frenetischem Jubel», schreibt Solschenizyn. «Ob in Polen, Bessarabien, Litauen
oder in der Bukowina, die Juden wurden zur Hauptstütze der Sowjetmacht, die
Zeitzeugen berichten: mit allen Kräften unterstützten Juden die Etablierung der
kommunistischen Herrschaft.» (S. 329)
In jenem Unheilsjahr prophezeite ein nach Frankreich emigrierter polnischer Jude
einen vernichtenden Vergeltungskrieg der vom Bolscheismus unterworfenen
Nichtjuden. «Sollte die Diktatur der Bolschewiki zu Ende gehen, wird ihr
Zusammenbruch im Zeichen barbarisch-archaischer Leidenschaften des
Judenhasses und der Gewaltakte stehen», warnte 1939 Stanislav Ivanowicz, ein
mit der UdSSR sympathisierender Linkssozialist. «Der Sturz der Sowjetmacht
würde für die Judenheit eine grausame Katastrophe zur Folge haben, wird doch
heute schon die Sowjetherrschaft mit Judophilie gleichgesetzt.» Solschenizyn
zitiert die Vorhersage auf Seite 310.