Zitat von
eggert-höchst-selbst
In Vorbereitung des deutsch-polnischen Paktes von 1934 konferierte Joseph Goebbels im entlegenen Genf am Rande von Abrüstungsgesprächen mit Polens Außenminister Beck. In den nachgelassenenTagebüchern des Propagandaministers lesen wir dazu:
27. September 1933, Dienstag(also 26.): Genf... Mittags poln. Außenminister Oberst Beck... Will von Frankreichlos und mehr nach Berlin hin. Hat eine Reihe von Sorgen, die aber unerheblich sind.Mit Polen kann man fertig werden. Der Fäden werden mehr gesponnen. Man muß imWirtschaftlichen beginnen, um zur Politik zu kommen.“
Die Goebbels'scheVerhandlungsarbeit entsprach ganz sicher den genauen Vorgaben Hitlers und in der Tat wurden die deutsch-polnischen Wirtschaftsbesprechungen Anfang Oktober 1933aufgenommen.Dabei wurde die eigentliche Zielrichtung der Annäherung jedoch nie aus den Augenverloren. Im Verlauf der Gespräche zwischen Goebbels und Beck im September 1933in Genf sagte der Naziführer, daß die Zukunft Deutschlands und Polens nicht imWesten, sondern im Osten liege und die Führer des Nationalsozialismus gewillt seien,von Schritten abzusehen, die den Frieden im Westen verletzen könnten, um freieHand im Osten zu erhalten. Deutschland sollte dabei, wie es Goebbels ausdrückte, die„Sperre“, die Polen auf dem Wege nach Osteuropa und dem Baltikum darstellte,aufheben. Deutschland würde es vorziehen, wenn die Sperre „im Guten“ aufginge,man müsse sie aber so oder so öffnen. Was bedeuteten schon ein paar HundertQuadratkilometer Polnischen Korridors im Vergleich zu den grenzenlosenAussichten, die sich für die deutsche Expansion in den russischen Weiten eröffneten,führte Goebbels im weiteren aus. Ein deutsch-polnisches Einvernehmen könnte in der Perspektive gemeinsame Aktionen in der Ukraine und an der Ostsee zur Folge habenwobei das Reich nicht nur die Integrität des Territoriums Polens und dieUnverletzlichkeit seiner Grenzen garantiere, sondern auch bereit sei, mit ihm dieAufteilung der zu erobernden Territorien zu vereinbaren. Wie Goebbels feststellte,machten seine Äußerungen einen guten Eindruck auf Beck, der sie Pilsudskiweiterleiten wollte.
Documents diplomatiques francais, I series, t. V, Paris 1969, Seite 96f