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Thema: So gehen Sie mit der NPD um

  1. #1
    Bereut nichts Benutzerbild von Kaiser
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    Standard So gehen Sie mit der NPD um

    Ein wie ich finde bemerkenswerter Artikel von der TAZ.

    So gehen Sie mit der NPD um
    VON DANIEL SCHULZ

    1. Umarmen Sie Punks

    Für so ziemlich alle Rechtsextremen ist die Gewissheit wichtig, dass ihre Meinung eigentlich deutsche Mehrheitsmeinung ist. Das "System", die demokratische Bundesrepublik, hat demnach abgewirtschaftet und wird bald untergehen. Jede Bestätigung dafür wird gefeiert, beispielsweise auch die zwei Stimmen für den NPD-"Rückkehrbeauftragten" in Sachsen. Genauso stärkt es das Selbstbewusstsein der Rechten, wenn demokratische Politiker Initiativen gegen rechts immer wieder in die linksextremistische Schmuddelecke drücken. Machen Sie den Rechtsextremen und den Normalbürgern deutlich, wer für Sie die Außenseiter sind.

    2. Lassen Sie sich verklagen

    Müssen Sie die Neonazi-Demo genehmigen? Müssen Sie die NPD in einen Ausschuss wählen, weil der Parteienproporz es so vorsieht? Nein. Die NPD wird Sie vor Gericht bringen, und Sie werden vielleicht mit einer negativen Entscheidung leben müssen. Aber die hat die Justiz aufgrund formaler Kriterien getroffen. Sie haben dagegen klar gemacht, dass Sie inhaltlich gegen die NPD sind.

    3. Seien Sie hart

    Eine kleine Gruppen bildet den harten ideologischen Kern der Rechtsextremen. Diese Leute sind nicht zu missionieren, aber zu verunsichern: von speziellen Einheiten der Polizei. Allerdings hilft das nicht gegen rechtsextreme Ansichten aus der Mitte der Gesellschaft und nicht dagegen, dass Rechtsextreme in Teilen der Sächsischen Schweiz oder der Uckermark bereits die Hegemonie haben. Sie sitzen in Vereinen und stellen in manchen Dörfern schon den Maibaum auf. Deshalb kann die Repressionsstrategie nicht das alleinige Konzept gegen Rechtsextremismus sein.

    4. Bleiben Sie gefälligst sitzen

    Es wirkt lächerlich und ohnmächtig, wenn sich alle anderen Parlamentarier umdrehen oder das Plenum verlassen, wenn ein NPDler oder DVUler redet. Zudem senden solche Gesten ein fatales Signal an die Wähler: Seht her, wir reden nicht mit euren Vertretern! Fakt ist, dass DVU und NPD zwar keine demokratischen, aber gewählte Parteien sind. Viele ihrer Stimmen haben die Rechten dieses Mal noch nicht von Stammwählern bekommen, sondern von solchen, die sich von der Politik der demokratischen Parteien ignoriert fühlen. Diese Wähler holt man nicht durch Ignoranz zurück. Seien Sie höflich und formal korrekt.

    5. Seien Sie ein Umweltschwein

    Die NPD fordert schärfere Umweltschutzrichtlinien? Sie stimmen auch als Grüne/r dagegen. Vielleicht ist der Antrag formal falsch, oder sachliche Gründe sprechen dagegen. Rechnen Sie aber nicht damit, dass Ihnen die Rechten diesen Gefallen tun. Sachsen ist für die NPD ein Modellprojekt, dort sitzen ihre besten Kader. Erläutern Sie, dass sich das ausgeprägte Umweltbewusstsein der NPD aus der völkischen Lebensreformbewegung von Anfang des 20. Jahrhunderts speist. Wenn Sie selbst für strengere Richtlinien sind, bringen Sie Ihren eigenen Antrag ein.

    6. Wählen Sie aus

    Anträge der NPD, die nicht so publicityträchtig sind, können sie auch ohne ausführliche Begründungen wegstimmen. Das tun Sie bei anderen Parteien ja auch. Sie sollen die Rechten ernst nehmen, aber nicht überbewerten.

    7. Werden Sie Sozialprofi

    Auf einen Themenkomplex wird sich die NPD besonders konzentrieren: Soziales. 1.000 Euro für jedes deutsche Kind wird sie wahrscheinlich bald fordern. Lesen Sie sich in das Thema ein. Stellen Sie heraus, für wen die Forderungen der NPD nicht gedacht sind: Ausländer und Randgruppen. Weisen Sie nach, dass deren Forderungen nicht bezahlbar sind. Machen Sie sich auf Krach in Ihrem Wahlkreis gefasst. Die Botschaften der NPD sind einfach und schlau. Viele würden Leistungen für Migranten gern kürzen, um selbst mehr in der Tasche zu haben. Wenn Sie Sozialkürzungen vertreten müssen, reden Sie Klartext. Man muss die nächste Wahl deshalb nicht verlieren, wie das Beispiel von Matthias Platzeck (SPD) in Brandenburg zeigt.

    8. Suchen Sie nach Goebbels

    Ministerpräsident Georg Milbradt hat richtig angefangen. Stellen Sie Äußerungen der NPD in den Kontext, in den sie gehören. Entlarven Sie den Satz "Alles für Deutschland" als das, was er ist - eine Losung der SA. Gerade die vielen kleineren Fraktionen haben aber ein Problem: Sie müssen mit wenigen Mitarbeitern auskommen. Fordern Sie Hilfe von Ihrer Bundespartei an.

    9. Seien Sie unsicher

    Der Umgang mit den Rechtsextremen ist nicht so einfach wie früher. Experten fällt es derzeit noch schwer, die richtige Strategie gegen die NPD-Politprofis zu benennen. Gestehen Sie sich Ihre Unsicherheit ein. Organisieren Sie Gespräche der Fraktion mit Expertenrunden: Parteienforscher, Rechtsextremismusexperten, die Kontakte in die rechte Szene haben und Initiativen gegen rechts. Sie haben Ahnung, wie das Parlament funktioniert, die anderen, wie die Rechten funktionieren. Verknüpfen Sie dieses Wissen. Versuchen Sie eine grundsätzliche, gemeinsame Strategie aller Demokraten zu vereinbaren.

    10. Stecken sie die Nazi-Keule ein

    Es ist nicht hilfreich, wenn Sie den NPD-Fraktionsvorsitzenden Holger Apfel in einer Talkshow als Neonazi geißeln, obwohl er gerade vom ungerechten Sozialsystem spricht. Wenn er ein Thema anspricht, argumentieren Sie thematisch. Wenn Sie aber "Neonazi" rufen, wirkt das so, als würden Sie vor der sachlichen Auseinandersetzung fliehen. Seine Anhänger wissen gut, wer Holger Apfel er ist. Die Demokraten in diesem Land auch. Es geht also um die Unentschiedenen, die nicht wissen, was sie von den Rechtsextremen zu halten haben. Sie müssen auch nicht zu jedem NPD-Abgeordneten aufs Podium steigen. Tun Sie es dann, wenn sie zum Thema gut vorbereitet sind.

    11. Seien Sie Patriot

    Fehlendes Gerede über Heimat ist nicht der Hauptgrund für die Stärke der Rechtsextremen. Doch die Diskussion darüber, auf welcher Grundlage wir in diesem Staat leben wollen, dürfen die Demokraten den Rechtsextremen nicht überlassen. Die Debatte darf allerdings nicht mit NPD-Sprech wie "Überfremdung" bestritten werden. Der Normalbürger versteht auch ohne solche Kampfparolen, was Sie meinen, und den harten rechten Kern sprechen Sie ohnehin nicht an. Die nehmen lieber das Original und belächeln die Anbiederungsversuche einer "Systempartei".

    12. Spalten Sie

    Nach den Wahlerfolgen im Osten strotzen die Rechtsextremen vor Selbstbewusstsein. Sie propagieren eine vorher nicht gekannte Einigkeit. Die ist allerdings nicht so fest, wie NPD und DVU gern glauben machen wollen. DVU-Chef Gerhard Frey beispielsweise wird von vielen Kameradschaftlern gehasst, weil er Neonazis verachtet. Die streuen gezielt, dass Frey Jude sei, anders ließen sich die Raffgier des Verlegers und sein "Verrätertum" nicht erklären. Auch in der NPD gibt es Diskussionen zwischen dem Flügel, der den Sturz des Systems per Revolution will, und denen, die ihn über das Parlament herbeiführen wollen. Versuchen Sie, diese Konflikte zu nutzen. Und stellen Sie die Rechten nicht als monolithischen Block dar, indem Sie unterschiedslos von "Neonazis" reden.

    taz Nr. 7537 vom 11.12.2004, Seite 3, 200 Zeilen (TAZ-Bericht), DANIEL SCHULZ

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    Ich erlaube mir mal das zu kommentieren:

    1. Umarmen Sie Punks:

    Wenn die Etablierten umarmen wollen oder meinen zum Kampf gegen uns einspannen zu müssen, interessiert uns nicht im geringsten. Wenn Etablierte meinen sich derartig in Einheit üben zu müssen, bestätigt es nur deren Unterschiedlosigkeit. Wenn CDU-Abgeordnete den Schulterschluß mit Linksradikalen üben, bestätigt das nur deren Unglaubwürdigkeit. Wenn Linke den Schulterschluß mit Neoliberalen üben, zeigt das nur das sie eine Stütze des Systems sind, das sie angeblich ablehnen.

    Irgendwelche Demos gegen Rechts sorgen bei uns nur für Belustigung nicht für Angst.

    2. Lassen Sie sich verklagen

    Na und? Einen sicheren Sieg zu erklagen, stellt kein Problem für die NPD dar. Im Gegenteil, es zeigt das die Etablierten die eigenen Rechtsnormen nach eigenen Gutdünken halten und brechen, d.h. willkürlich und unrechtsstaatlich handeln. Etwas was sie der NPD vorwerfen. Zudem kosten viele sichere Niederlagen die Etablierten eine Menge Geld.

    Die NPD hat damit also kein Problem.

    3. Seien Sie hart

    Leider läßt der Verfasser die Alternative aus.

    4. Bleiben Sie gefälligst sitzen

    Ein wahres Wort. Entweder die Etablierten machen sich lächerlich oder stellen sich der Auseinandersetzung, was nichts anderes als Gratiswerbung für die NPD im Zuge des Medienwirbels bedeutet.

    Eine offene Auseinandersetzung auf die sich sehr viele in der NPD schon freuen.

    5. Seien Sie ein Umweltschwein

    Hmm, also Grüne sollen Regelungen für einen besseren Umweltschutz ablehnen nur weil er von der NPD kommt? Soviel zur Glaubwürdigkeit.

    6. Wählen Sie aus

    Keiner in der NPD erwartet, das ihre Anträge von den Etablierten angenommen werden. Siehe schon Punkt 5. Es spielt aber auch keine Rolle. Wichtiger ist doch, das sie den politischen Prozeß der Etablierten solange be- und verhindern bis die NPD mit der Regierungsbildung vom Volk beauftrag wird.

    7. Werden Sie Sozialprofi

    Über den Punkt kann ich nur lachen, da von der CDU bis zu den Grünen dieselbe Politik des Sozialabbaus betrieben bzw. bekundet wird. Die einzige Konkurrenz kommt da von der PDS.

    Doch die altersschwachen Genossen sind keine mittel- oder gar langsfristige Konkurrenz. Dazu sterben sie zuschnell weg. :2faces:

    8. Suchen Sie nach Goebbels

    Die Menschen werden sich immer zuerst nach dem Sinn des gesagten nachdenken und danach fragen wer das sagte. Wer sich nicht um den Sinn, sondern nur um den Absender fragt, wird eine Auseinandersetzung nicht lange bestehen.

    Bein Beispiel Wer zum Satz "Alles für Deutschland" nur dagegen sagen kann, das das von der SA stammt aber nicht die Botschaft selbst angreifen kann, weil sie an sich positiv ist, zeigt nur selbst seine Inkompetenz.

    9. Seien Sie unsicher

    In der Regel läuft das nur auf irgendwelche kurzen und plakativen Aktionen ohne Wirkung heraus um seine "Schuldigkeit" im Kampf gegen Rechts zu tun.

    Keinerlei Gefahr.

    10. Stecken sie die Nazi-Keule ein

    Wieder ein wahres Wort. Entweder die Etablierten machen sich Lächerlich oder akzeptiert de facto die NPD als Gesprächspartner, was ebenfalls zu einer Gratiswerbung führt.

    11. Seien Sie Patriot

    Der letzte Satz dazu sagt eigentlich alles, was von dem Geschwafel der Gelegenheitspatrioten zu halten ist.

    12. Spalten Sie

    Wäre spannend zu erfahren wie sich das der Verfasser konkret vorstellt. Ein Beispiel. Was haben die REPs davon von Leuten wie Mente eine Plakete "Besser als die NPD" zu bekommen, sie aber praktisch genau dieselbe Behandlung wie die NPD erfährt? Die Antwort ist nichts!

    So oder so sorgen die Etablierten mit ihrer praktischen Politik dafür das alle Rechten im selben Boot sitzen. Da können sie soviel reden wie sie wollen. Doch genau das sorgt dafür, das aus dem Sammelsurium der rechten Bewegungen mittelfristig der gefürchtete monolistische Block wird. Es ist ein Akt der Notwendigkeit um politischen Einfluß zu erlangen, den man einzelnd nicht bekommt. Eine Liebesheirat muß es deswegen natürlich nicht sein. Auch die REPs werden das noch einsehen.
    Siegen heißt Leben

  2. #2
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    Standard

    Zitat Zitat von Kaiser
    So gehen Sie mit der NPD um
    VON DANIEL SCHULZ

    1. Umarmen Sie Punks

    Für so ziemlich alle Rechtsextremen ist die Gewissheit wichtig, dass ihre Meinung eigentlich deutsche Mehrheitsmeinung ist. Das "System", die demokratische Bundesrepublik, hat demnach abgewirtschaftet und wird bald untergehen. Jede Bestätigung dafür wird gefeiert, beispielsweise auch die zwei Stimmen für den NPD-"Rückkehrbeauftragten" in Sachsen. Genauso stärkt es das Selbstbewusstsein der Rechten, wenn demokratische Politiker Initiativen gegen rechts immer wieder in die linksextremistische Schmuddelecke drücken. Machen Sie den Rechtsextremen und den Normalbürgern deutlich, wer für Sie die Außenseiter sind.

    2. Lassen Sie sich verklagen

    Müssen Sie die Neonazi-Demo genehmigen? Müssen Sie die NPD in einen Ausschuss wählen, weil der Parteienproporz es so vorsieht? Nein. Die NPD wird Sie vor Gericht bringen, und Sie werden vielleicht mit einer negativen Entscheidung leben müssen. Aber die hat die Justiz aufgrund formaler Kriterien getroffen. Sie haben dagegen klar gemacht, dass Sie inhaltlich gegen die NPD sind.

    3. Seien Sie hart

    Eine kleine Gruppen bildet den harten ideologischen Kern der Rechtsextremen. Diese Leute sind nicht zu missionieren, aber zu verunsichern: von speziellen Einheiten der Polizei. Allerdings hilft das nicht gegen rechtsextreme Ansichten aus der Mitte der Gesellschaft und nicht dagegen, dass Rechtsextreme in Teilen der Sächsischen Schweiz oder der Uckermark bereits die Hegemonie haben. Sie sitzen in Vereinen und stellen in manchen Dörfern schon den Maibaum auf. Deshalb kann die Repressionsstrategie nicht das alleinige Konzept gegen Rechtsextremismus sein.

    4. Bleiben Sie gefälligst sitzen

    Es wirkt lächerlich und ohnmächtig, wenn sich alle anderen Parlamentarier umdrehen oder das Plenum verlassen, wenn ein NPDler oder DVUler redet. Zudem senden solche Gesten ein fatales Signal an die Wähler: Seht her, wir reden nicht mit euren Vertretern! Fakt ist, dass DVU und NPD zwar keine demokratischen, aber gewählte Parteien sind. Viele ihrer Stimmen haben die Rechten dieses Mal noch nicht von Stammwählern bekommen, sondern von solchen, die sich von der Politik der demokratischen Parteien ignoriert fühlen. Diese Wähler holt man nicht durch Ignoranz zurück. Seien Sie höflich und formal korrekt.

    5. Seien Sie ein Umweltschwein

    Die NPD fordert schärfere Umweltschutzrichtlinien? Sie stimmen auch als Grüne/r dagegen. Vielleicht ist der Antrag formal falsch, oder sachliche Gründe sprechen dagegen. Rechnen Sie aber nicht damit, dass Ihnen die Rechten diesen Gefallen tun. Sachsen ist für die NPD ein Modellprojekt, dort sitzen ihre besten Kader. Erläutern Sie, dass sich das ausgeprägte Umweltbewusstsein der NPD aus der völkischen Lebensreformbewegung von Anfang des 20. Jahrhunderts speist. Wenn Sie selbst für strengere Richtlinien sind, bringen Sie Ihren eigenen Antrag ein.

    6. Wählen Sie aus

    Anträge der NPD, die nicht so publicityträchtig sind, können sie auch ohne ausführliche Begründungen wegstimmen. Das tun Sie bei anderen Parteien ja auch. Sie sollen die Rechten ernst nehmen, aber nicht überbewerten.

    7. Werden Sie Sozialprofi

    Auf einen Themenkomplex wird sich die NPD besonders konzentrieren: Soziales. 1.000 Euro für jedes deutsche Kind wird sie wahrscheinlich bald fordern. Lesen Sie sich in das Thema ein. Stellen Sie heraus, für wen die Forderungen der NPD nicht gedacht sind: Ausländer und Randgruppen. Weisen Sie nach, dass deren Forderungen nicht bezahlbar sind. Machen Sie sich auf Krach in Ihrem Wahlkreis gefasst. Die Botschaften der NPD sind einfach und schlau. Viele würden Leistungen für Migranten gern kürzen, um selbst mehr in der Tasche zu haben. Wenn Sie Sozialkürzungen vertreten müssen, reden Sie Klartext. Man muss die nächste Wahl deshalb nicht verlieren, wie das Beispiel von Matthias Platzeck (SPD) in Brandenburg zeigt.

    8. Suchen Sie nach Goebbels

    Ministerpräsident Georg Milbradt hat richtig angefangen. Stellen Sie Äußerungen der NPD in den Kontext, in den sie gehören. Entlarven Sie den Satz "Alles für Deutschland" als das, was er ist - eine Losung der SA. Gerade die vielen kleineren Fraktionen haben aber ein Problem: Sie müssen mit wenigen Mitarbeitern auskommen. Fordern Sie Hilfe von Ihrer Bundespartei an.

    9. Seien Sie unsicher

    Der Umgang mit den Rechtsextremen ist nicht so einfach wie früher. Experten fällt es derzeit noch schwer, die richtige Strategie gegen die NPD-Politprofis zu benennen. Gestehen Sie sich Ihre Unsicherheit ein. Organisieren Sie Gespräche der Fraktion mit Expertenrunden: Parteienforscher, Rechtsextremismusexperten, die Kontakte in die rechte Szene haben und Initiativen gegen rechts. Sie haben Ahnung, wie das Parlament funktioniert, die anderen, wie die Rechten funktionieren. Verknüpfen Sie dieses Wissen. Versuchen Sie eine grundsätzliche, gemeinsame Strategie aller Demokraten zu vereinbaren.

    10. Stecken sie die Nazi-Keule ein

    Es ist nicht hilfreich, wenn Sie den NPD-Fraktionsvorsitzenden Holger Apfel in einer Talkshow als Neonazi geißeln, obwohl er gerade vom ungerechten Sozialsystem spricht. Wenn er ein Thema anspricht, argumentieren Sie thematisch. Wenn Sie aber "Neonazi" rufen, wirkt das so, als würden Sie vor der sachlichen Auseinandersetzung fliehen. Seine Anhänger wissen gut, wer Holger Apfel er ist. Die Demokraten in diesem Land auch. Es geht also um die Unentschiedenen, die nicht wissen, was sie von den Rechtsextremen zu halten haben. Sie müssen auch nicht zu jedem NPD-Abgeordneten aufs Podium steigen. Tun Sie es dann, wenn sie zum Thema gut vorbereitet sind.

    11. Seien Sie Patriot

    Fehlendes Gerede über Heimat ist nicht der Hauptgrund für die Stärke der Rechtsextremen. Doch die Diskussion darüber, auf welcher Grundlage wir in diesem Staat leben wollen, dürfen die Demokraten den Rechtsextremen nicht überlassen. Die Debatte darf allerdings nicht mit NPD-Sprech wie "Überfremdung" bestritten werden. Der Normalbürger versteht auch ohne solche Kampfparolen, was Sie meinen, und den harten rechten Kern sprechen Sie ohnehin nicht an. Die nehmen lieber das Original und belächeln die Anbiederungsversuche einer "Systempartei".

    12. Spalten Sie

    Nach den Wahlerfolgen im Osten strotzen die Rechtsextremen vor Selbstbewusstsein. Sie propagieren eine vorher nicht gekannte Einigkeit. Die ist allerdings nicht so fest, wie NPD und DVU gern glauben machen wollen. DVU-Chef Gerhard Frey beispielsweise wird von vielen Kameradschaftlern gehasst, weil er Neonazis verachtet. Die streuen gezielt, dass Frey Jude sei, anders ließen sich die Raffgier des Verlegers und sein "Verrätertum" nicht erklären. Auch in der NPD gibt es Diskussionen zwischen dem Flügel, der den Sturz des Systems per Revolution will, und denen, die ihn über das Parlament herbeiführen wollen. Versuchen Sie, diese Konflikte zu nutzen. Und stellen Sie die Rechten nicht als monolithischen Block dar, indem Sie unterschiedslos von "Neonazis" reden.

    taz Nr. 7537 vom 11.12.2004, Seite 3, 200 Zeilen (TAZ-Bericht), DANIEL SCHULZ

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    Mit dem obigem Artikel hat die TAZ die NPD maßlos aufgewertet und der Autor macht sich zugleich zum Fürsprecher eines perspektivlosen Kartells der Etablierten, das bei den Unzufriedenen im Land nur auf Unmut stößt und damit wie eine Steilvorlage für die NPD wirkt. "Es brennt, die braunen Mordbrenner haben Feuer gelegt und zum Löschen greifen wir nach dem Benzinkanister, weil der noch schön voll ist." Glückwunsch Herr Schulz, für solch luzide Rezepte :rolleyes:

  3. #3
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    Standard die fetten Katzen und die braune Maus

    Zitat Zitat von Kaiser
    Ich erlaube mir mal das zu kommentieren:

    1. Umarmen Sie Punks:

    Wenn die Etablierten umarmen wollen oder meinen zum Kampf gegen uns einspannen zu müssen, interessiert uns nicht im geringsten. Wenn Etablierte meinen sich derartig in Einheit üben zu müssen, bestätigt es nur deren Unterschiedlosigkeit. Wenn CDU-Abgeordnete den Schulterschluß mit Linksradikalen üben, bestätigt das nur deren Unglaubwürdigkeit. Wenn Linke den Schulterschluß mit Neoliberalen üben, zeigt das nur das sie eine Stütze des Systems sind, das sie angeblich ablehnen.

    Irgendwelche Demos gegen Rechts sorgen bei uns nur für Belustigung nicht für Angst.

    2. Lassen Sie sich verklagen

    Na und? Einen sicheren Sieg zu erklagen, stellt kein Problem für die NPD dar. Im Gegenteil, es zeigt das die Etablierten die eigenen Rechtsnormen nach eigenen Gutdünken halten und brechen, d.h. willkürlich und unrechtsstaatlich handeln. Etwas was sie der NPD vorwerfen. Zudem kosten viele sichere Niederlagen die Etablierten eine Menge Geld.

    Die NPD hat damit also kein Problem.

    3. Seien Sie hart

    Leider läßt der Verfasser die Alternative aus.

    4. Bleiben Sie gefälligst sitzen

    Ein wahres Wort. Entweder die Etablierten machen sich lächerlich oder stellen sich der Auseinandersetzung, was nichts anderes als Gratiswerbung für die NPD im Zuge des Medienwirbels bedeutet.

    Eine offene Auseinandersetzung auf die sich sehr viele in der NPD schon freuen.

    5. Seien Sie ein Umweltschwein

    Hmm, also Grüne sollen Regelungen für einen besseren Umweltschutz ablehnen nur weil er von der NPD kommt? Soviel zur Glaubwürdigkeit.

    6. Wählen Sie aus

    Keiner in der NPD erwartet, das ihre Anträge von den Etablierten angenommen werden. Siehe schon Punkt 5. Es spielt aber auch keine Rolle. Wichtiger ist doch, das sie den politischen Prozeß der Etablierten solange be- und verhindern bis die NPD mit der Regierungsbildung vom Volk beauftrag wird.

    7. Werden Sie Sozialprofi

    Über den Punkt kann ich nur lachen, da von der CDU bis zu den Grünen dieselbe Politik des Sozialabbaus betrieben bzw. bekundet wird. Die einzige Konkurrenz kommt da von der PDS.

    Doch die altersschwachen Genossen sind keine mittel- oder gar langsfristige Konkurrenz. Dazu sterben sie zuschnell weg. :2faces:

    8. Suchen Sie nach Goebbels

    Die Menschen werden sich immer zuerst nach dem Sinn des gesagten nachdenken und danach fragen wer das sagte. Wer sich nicht um den Sinn, sondern nur um den Absender fragt, wird eine Auseinandersetzung nicht lange bestehen.

    Bein Beispiel Wer zum Satz "Alles für Deutschland" nur dagegen sagen kann, das das von der SA stammt aber nicht die Botschaft selbst angreifen kann, weil sie an sich positiv ist, zeigt nur selbst seine Inkompetenz.

    9. Seien Sie unsicher

    In der Regel läuft das nur auf irgendwelche kurzen und plakativen Aktionen ohne Wirkung heraus um seine "Schuldigkeit" im Kampf gegen Rechts zu tun.

    Keinerlei Gefahr.

    10. Stecken sie die Nazi-Keule ein

    Wieder ein wahres Wort. Entweder die Etablierten machen sich Lächerlich oder akzeptiert de facto die NPD als Gesprächspartner, was ebenfalls zu einer Gratiswerbung führt.

    11. Seien Sie Patriot

    Der letzte Satz dazu sagt eigentlich alles, was von dem Geschwafel der Gelegenheitspatrioten zu halten ist.

    12. Spalten Sie

    Wäre spannend zu erfahren wie sich das der Verfasser konkret vorstellt. Ein Beispiel. Was haben die REPs davon von Leuten wie Mente eine Plakete "Besser als die NPD" zu bekommen, sie aber praktisch genau dieselbe Behandlung wie die NPD erfährt? Die Antwort ist nichts!

    So oder so sorgen die Etablierten mit ihrer praktischen Politik dafür das alle Rechten im selben Boot sitzen. Da können sie soviel reden wie sie wollen. Doch genau das sorgt dafür, das aus dem Sammelsurium der rechten Bewegungen mittelfristig der gefürchtete monolistische Block wird. Es ist ein Akt der Notwendigkeit um politischen Einfluß zu erlangen, den man einzelnd nicht bekommt. Eine Liebesheirat muß es deswegen natürlich nicht sein. Auch die REPs werden das noch einsehen.
    Dass dieser alberne Waschzettel der NPD nicht den Garaus machen wird, da sind wir uns wohl einig. Doch man darf die Etablierten nicht für so dumm halten wie sie daherreden. Leider darf man sie auch nicht für so human und demokratisch halten, wie sie daherreden, es ist alles nur ein zynisches Spiel mit mindestens zwei Ebenen.

    Das beginnt auf der ganz banalen beruflichen Ebene damit, dass die TAZ u. a. als "Durchlauferhitzer" für Journalisten fungiert, die eine Karriere bei den Mainstream-Medien anstreben, wo die Gehälter wohl höher sind. So mancher strunzdummer und opportunistischer Artikel wurde wohl auch deshalb geschrieben, um sich den zukünftigen Arbeitgebern zu empfehlen. Der bewusste Artikel ist da nicht mal am schlimmsten, nur eine krude Mischung aus Sinn und Unsinn.
    Zudem brauchen die Etablierten ein Feindbild - nicht zu klein, nicht zu groß, gerade richtig, um mit dem Pseudo-Feind ideologische Schaukämpfe veranstalten zu können. Kaum war der Ostblock als Feindbild weg, ging die Suche nach neuen Feindbildern los: "Kampf der Kulturen", "internationaler Terrorismus", "Islam". Die vorgeblich gehätschelten Einwanderer werden von den Etablierten selbst immer wieder als potenzielle Gefahr aufgebauscht: "Ausländerkriminalität", "Integration" und blah ....
    Der Bedarf und Verschleiß an Feindbildern schein gewaltig zu sein, die NPD kommt da gerade richtig. So die durch Parlamentskorridore flitzende braune Maus, mit der die etablierten Katzen ein bisschen spielen. Nur aufpassen, wenn die Spielchen vorbei sind - dann frisst die Katze die Maus für gewöhnlich :rolleyes:

  4. #4
    nicht Rechts nicht Links
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    Standard

    Zitat Zitat von Beverly
    Dass dieser alberne Waschzettel der NPD nicht den Garaus machen wird, da sind wir uns wohl einig. Doch man darf die Etablierten nicht für so dumm halten wie sie daherreden. Leider darf man sie auch nicht für so human und demokratisch halten, wie sie daherreden, es ist alles nur ein zynisches Spiel mit mindestens zwei Ebenen.

    Das beginnt auf der ganz banalen beruflichen Ebene damit, dass die TAZ u. a. als "Durchlauferhitzer" für Journalisten fungiert, die eine Karriere bei den Mainstream-Medien anstreben, wo die Gehälter wohl höher sind. So mancher strunzdummer und opportunistischer Artikel wurde wohl auch deshalb geschrieben, um sich den zukünftigen Arbeitgebern zu empfehlen.
    Genau ein zynisches Spiel auf zwei Ebenen ...eine gegen Rechts und eine gegen das Volk.
    Du meinst das sich Mitglieder der etablierten Parteien mit strunzdummen Artikeln bei Ihrem zukünftigen Arbeitgeber bewerben?????Wo denn??? Da fällt mir nur Bild ein :2faces: .
    Der Mann gehört eigentlich vor Gericht gestellt...leider wird Dummheit nicht bestraft.

  5. #5
    Bereut nichts Benutzerbild von Kaiser
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    Zitat Zitat von Beverly
    Dass dieser alberne Waschzettel der NPD nicht den Garaus machen wird, da sind wir uns wohl einig. Doch man darf die Etablierten nicht für so dumm halten wie sie daherreden. Leider darf man sie auch nicht für so human und demokratisch halten, wie sie daherreden, es ist alles nur ein zynisches Spiel mit mindestens zwei Ebenen.
    Deren tagtägliche Politik mit der sie sich ihr eigenes Grab schaufeln, zeigt eigentlich recht deutlich das sie so dumm sind wie sie daherreden.

    Zitat Zitat von Beverly
    Das beginnt auf der ganz banalen beruflichen Ebene damit, dass die TAZ u. a. als "Durchlauferhitzer" für Journalisten fungiert, die eine Karriere bei den Mainstream-Medien anstreben, wo die Gehälter wohl höher sind. So mancher strunzdummer und opportunistischer Artikel wurde wohl auch deshalb geschrieben, um sich den zukünftigen Arbeitgebern zu empfehlen. Der bewusste Artikel ist da nicht mal am schlimmsten, nur eine krude Mischung aus Sinn und Unsinn.
    Möglich, wenn ich eine linke Zeitung lesen will, nehme ich das "Neue Deutschland" oder die "Rote Fahne" zur Hand, aber gewiß nicht die TAZ.

    Zitat Zitat von Beverly
    Zudem brauchen die Etablierten ein Feindbild - nicht zu klein, nicht zu groß, gerade richtig, um mit dem Pseudo-Feind ideologische Schaukämpfe veranstalten zu können. Kaum war der Ostblock als Feindbild weg, ging die Suche nach neuen Feindbildern los: "Kampf der Kulturen", "internationaler Terrorismus", "Islam". Die vorgeblich gehätschelten Einwanderer werden von den Etablierten selbst immer wieder als potenzielle Gefahr aufgebauscht: "Ausländerkriminalität", "Integration" und blah ....
    Jede Politik braucht ein richtiges oder vermeindliches Feindbild.

    Zitat Zitat von Beverly
    Der Bedarf und Verschleiß an Feindbildern schein gewaltig zu sein, die NPD kommt da gerade richtig. So die durch Parlamentskorridore flitzende braune Maus, mit der die etablierten Katzen ein bisschen spielen. Nur aufpassen, wenn die Spielchen vorbei sind - dann frisst die Katze die Maus für gewöhnlich :rolleyes:
    Vor altersschwachen, zahnlosen und fetten Katzen hegen wir keine Angst. :2faces:
    Siegen heißt Leben

  6. #6
    GESPERRT
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    Standard

    ....
    Geändert von Crusher (18.06.2005 um 19:47 Uhr)

  7. #7
    Mitglied
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    Zitat Zitat von Kaiser
    Deren tagtägliche Politik mit der sie sich ihr eigenes Grab schaufeln, zeigt eigentlich recht deutlich das sie so dumm sind wie sie daherreden.
    Sie sind "dumm" in den Belangen, die sie gar nicht interessieren, was nur normal ist. Was nicht normal und zu verurteilen ist, dass weder die Zukunft des Gemeinwesens Deutschland, der in ihm lebenden Menschen noch der Menschheit überhaupt zu den Belangen gehören, die sie interessieren.Bei den Belangen die sie interessieren - ihre eigene Karriere, die Interessen der Klassen, für die Politik machen - halte ich sie für alles andere als dumm :rolleyes:

    Zitat Zitat von Kaiser
    Vor altersschwachen, zahnlosen und fetten Katzen hegen wir keine Angst. :2faces:
    Nur ist die Wirklichkeit kein "Tom und Jerry" und Mäuse sollten sich nicht selbst überschätzen.

    Im Falle der NPD könnte Folgendes passieren:

    1. unterwandern und gleichschalten, wie es mit den Grünen passiert ist
    2. verbieten, wie es mit SRP und KPD in den 1950ern gemacht wurde
    3. sie verschwindet wieder in der Versenkung wie nach ihren Wahlerfolgen in den 1960ern
    4. im Parlament isolieren und auflaufen lassen, wie es in Italien jahrzehntelang mit Neofaschisten und Kommunisten war
    5. qua Regierungsbeteiligung in einen kapitalismus-konformen Hybriden aus Parlamentarismus und Faschismus einbinden, so wie er ein Israel unter Beteiligung rechtsextremer Parteien existiert

    Du sieht die Katzen haben viele Möglichkeiten, mit der hinsichtlich ihrer Ideologie eher altersschwachen braunen Maus zu spielen. Bei manchen Varianten merkt es die Maus nicht einmal, wenn sie gefressen wurde :rolleyes:
    Doch die roten und die unpolitischen grauen Mäuse haben mittlerweile begriffen, was für zynische Spielchen mit den Mäusen veranstaltet werden, egal welche Farbe sie haben. Das könnte den Katzen in der Tat irgendwann zum Verhängnis werden.

    Zitat Zitat von Kaiser
    wenn ich eine linke Zeitung lesen will, nehme ich das "Neue Deutschland" oder die "Rote Fahne" zur Hand, aber gewiß nicht die TAZ.
    Ich musste bei dem fraglichen Artikel auch genau hinsehen, um zu sehen ob er von der TAZ oder von der FAZ ist.

  8. #8
    Progressiver Nationalist Benutzerbild von mggelheimer
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    Artikel in der "Zeit"

    Rechtsradikale

    Glatze mit Scheitel

    Die NPD ist im Aufwind. Sie sitzt wieder in einem Landtag, sie gewinnt Mitglieder, sie baut an einer rechten Volksfront. Hinter den Erfolgen steht Udo Voigt. Wer ist der Mann?

    Von Toralf Staud

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    weiss garnicht wo am Müggelsee ein Italiener sein soll!?
    Dem Kühnen allein ist das Glück hold
    Clausewitz

  9. #9
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    Zitat Zitat von Kaiser
    Ein wie ich finde bemerkenswerter Artikel von der TAZ.

    So gehen Sie mit der NPD um
    VON DANIEL SCHULZ

    1. Umarmen Sie Punks

    Für so ziemlich alle Rechtsextremen ist die Gewissheit wichtig, dass ihre Meinung eigentlich deutsche Mehrheitsmeinung ist. Das "System", die demokratische Bundesrepublik, hat demnach abgewirtschaftet und wird bald untergehen. Jede Bestätigung dafür wird gefeiert, beispielsweise auch die zwei Stimmen für den NPD-"Rückkehrbeauftragten" in Sachsen. Genauso stärkt es das Selbstbewusstsein der Rechten, wenn demokratische Politiker Initiativen gegen rechts immer wieder in die linksextremistische Schmuddelecke drücken. Machen Sie den Rechtsextremen und den Normalbürgern deutlich, wer für Sie die Außenseiter sind.

    2. Lassen Sie sich verklagen

    Müssen Sie die Neonazi-Demo genehmigen? Müssen Sie die NPD in einen Ausschuss wählen, weil der Parteienproporz es so vorsieht? Nein. Die NPD wird Sie vor Gericht bringen, und Sie werden vielleicht mit einer negativen Entscheidung leben müssen. Aber die hat die Justiz aufgrund formaler Kriterien getroffen. Sie haben dagegen klar gemacht, dass Sie inhaltlich gegen die NPD sind.

    3. Seien Sie hart

    Eine kleine Gruppen bildet den harten ideologischen Kern der Rechtsextremen. Diese Leute sind nicht zu missionieren, aber zu verunsichern: von speziellen Einheiten der Polizei. Allerdings hilft das nicht gegen rechtsextreme Ansichten aus der Mitte der Gesellschaft und nicht dagegen, dass Rechtsextreme in Teilen der Sächsischen Schweiz oder der Uckermark bereits die Hegemonie haben. Sie sitzen in Vereinen und stellen in manchen Dörfern schon den Maibaum auf. Deshalb kann die Repressionsstrategie nicht das alleinige Konzept gegen Rechtsextremismus sein.

    4. Bleiben Sie gefälligst sitzen

    Es wirkt lächerlich und ohnmächtig, wenn sich alle anderen Parlamentarier umdrehen oder das Plenum verlassen, wenn ein NPDler oder DVUler redet. Zudem senden solche Gesten ein fatales Signal an die Wähler: Seht her, wir reden nicht mit euren Vertretern! Fakt ist, dass DVU und NPD zwar keine demokratischen, aber gewählte Parteien sind. Viele ihrer Stimmen haben die Rechten dieses Mal noch nicht von Stammwählern bekommen, sondern von solchen, die sich von der Politik der demokratischen Parteien ignoriert fühlen. Diese Wähler holt man nicht durch Ignoranz zurück. Seien Sie höflich und formal korrekt.

    5. Seien Sie ein Umweltschwein

    Die NPD fordert schärfere Umweltschutzrichtlinien? Sie stimmen auch als Grüne/r dagegen. Vielleicht ist der Antrag formal falsch, oder sachliche Gründe sprechen dagegen. Rechnen Sie aber nicht damit, dass Ihnen die Rechten diesen Gefallen tun. Sachsen ist für die NPD ein Modellprojekt, dort sitzen ihre besten Kader. Erläutern Sie, dass sich das ausgeprägte Umweltbewusstsein der NPD aus der völkischen Lebensreformbewegung von Anfang des 20. Jahrhunderts speist. Wenn Sie selbst für strengere Richtlinien sind, bringen Sie Ihren eigenen Antrag ein.

    6. Wählen Sie aus

    Anträge der NPD, die nicht so publicityträchtig sind, können sie auch ohne ausführliche Begründungen wegstimmen. Das tun Sie bei anderen Parteien ja auch. Sie sollen die Rechten ernst nehmen, aber nicht überbewerten.

    7. Werden Sie Sozialprofi

    Auf einen Themenkomplex wird sich die NPD besonders konzentrieren: Soziales. 1.000 Euro für jedes deutsche Kind wird sie wahrscheinlich bald fordern. Lesen Sie sich in das Thema ein. Stellen Sie heraus, für wen die Forderungen der NPD nicht gedacht sind: Ausländer und Randgruppen. Weisen Sie nach, dass deren Forderungen nicht bezahlbar sind. Machen Sie sich auf Krach in Ihrem Wahlkreis gefasst. Die Botschaften der NPD sind einfach und schlau. Viele würden Leistungen für Migranten gern kürzen, um selbst mehr in der Tasche zu haben. Wenn Sie Sozialkürzungen vertreten müssen, reden Sie Klartext. Man muss die nächste Wahl deshalb nicht verlieren, wie das Beispiel von Matthias Platzeck (SPD) in Brandenburg zeigt.

    8. Suchen Sie nach Goebbels

    Ministerpräsident Georg Milbradt hat richtig angefangen. Stellen Sie Äußerungen der NPD in den Kontext, in den sie gehören. Entlarven Sie den Satz "Alles für Deutschland" als das, was er ist - eine Losung der SA. Gerade die vielen kleineren Fraktionen haben aber ein Problem: Sie müssen mit wenigen Mitarbeitern auskommen. Fordern Sie Hilfe von Ihrer Bundespartei an.

    9. Seien Sie unsicher

    Der Umgang mit den Rechtsextremen ist nicht so einfach wie früher. Experten fällt es derzeit noch schwer, die richtige Strategie gegen die NPD-Politprofis zu benennen. Gestehen Sie sich Ihre Unsicherheit ein. Organisieren Sie Gespräche der Fraktion mit Expertenrunden: Parteienforscher, Rechtsextremismusexperten, die Kontakte in die rechte Szene haben und Initiativen gegen rechts. Sie haben Ahnung, wie das Parlament funktioniert, die anderen, wie die Rechten funktionieren. Verknüpfen Sie dieses Wissen. Versuchen Sie eine grundsätzliche, gemeinsame Strategie aller Demokraten zu vereinbaren.

    10. Stecken sie die Nazi-Keule ein

    Es ist nicht hilfreich, wenn Sie den NPD-Fraktionsvorsitzenden Holger Apfel in einer Talkshow als Neonazi geißeln, obwohl er gerade vom ungerechten Sozialsystem spricht. Wenn er ein Thema anspricht, argumentieren Sie thematisch. Wenn Sie aber "Neonazi" rufen, wirkt das so, als würden Sie vor der sachlichen Auseinandersetzung fliehen. Seine Anhänger wissen gut, wer Holger Apfel er ist. Die Demokraten in diesem Land auch. Es geht also um die Unentschiedenen, die nicht wissen, was sie von den Rechtsextremen zu halten haben. Sie müssen auch nicht zu jedem NPD-Abgeordneten aufs Podium steigen. Tun Sie es dann, wenn sie zum Thema gut vorbereitet sind.

    11. Seien Sie Patriot

    Fehlendes Gerede über Heimat ist nicht der Hauptgrund für die Stärke der Rechtsextremen. Doch die Diskussion darüber, auf welcher Grundlage wir in diesem Staat leben wollen, dürfen die Demokraten den Rechtsextremen nicht überlassen. Die Debatte darf allerdings nicht mit NPD-Sprech wie "Überfremdung" bestritten werden. Der Normalbürger versteht auch ohne solche Kampfparolen, was Sie meinen, und den harten rechten Kern sprechen Sie ohnehin nicht an. Die nehmen lieber das Original und belächeln die Anbiederungsversuche einer "Systempartei".

    12. Spalten Sie

    Nach den Wahlerfolgen im Osten strotzen die Rechtsextremen vor Selbstbewusstsein. Sie propagieren eine vorher nicht gekannte Einigkeit. Die ist allerdings nicht so fest, wie NPD und DVU gern glauben machen wollen. DVU-Chef Gerhard Frey beispielsweise wird von vielen Kameradschaftlern gehasst, weil er Neonazis verachtet. Die streuen gezielt, dass Frey Jude sei, anders ließen sich die Raffgier des Verlegers und sein "Verrätertum" nicht erklären. Auch in der NPD gibt es Diskussionen zwischen dem Flügel, der den Sturz des Systems per Revolution will, und denen, die ihn über das Parlament herbeiführen wollen. Versuchen Sie, diese Konflikte zu nutzen. Und stellen Sie die Rechten nicht als monolithischen Block dar, indem Sie unterschiedslos von "Neonazis" reden.

    taz Nr. 7537 vom 11.12.2004, Seite 3, 200 Zeilen (TAZ-Bericht), DANIEL SCHULZ

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    Ich erlaube mir mal das zu kommentieren:

    1. Umarmen Sie Punks:

    Wenn die Etablierten umarmen wollen oder meinen zum Kampf gegen uns einspannen zu müssen, interessiert uns nicht im geringsten. Wenn Etablierte meinen sich derartig in Einheit üben zu müssen, bestätigt es nur deren Unterschiedlosigkeit. Wenn CDU-Abgeordnete den Schulterschluß mit Linksradikalen üben, bestätigt das nur deren Unglaubwürdigkeit. Wenn Linke den Schulterschluß mit Neoliberalen üben, zeigt das nur das sie eine Stütze des Systems sind, das sie angeblich ablehnen.

    Irgendwelche Demos gegen Rechts sorgen bei uns nur für Belustigung nicht für Angst.

    2. Lassen Sie sich verklagen

    Na und? Einen sicheren Sieg zu erklagen, stellt kein Problem für die NPD dar. Im Gegenteil, es zeigt das die Etablierten die eigenen Rechtsnormen nach eigenen Gutdünken halten und brechen, d.h. willkürlich und unrechtsstaatlich handeln. Etwas was sie der NPD vorwerfen. Zudem kosten viele sichere Niederlagen die Etablierten eine Menge Geld.

    Die NPD hat damit also kein Problem.

    3. Seien Sie hart

    Leider läßt der Verfasser die Alternative aus.

    4. Bleiben Sie gefälligst sitzen

    Ein wahres Wort. Entweder die Etablierten machen sich lächerlich oder stellen sich der Auseinandersetzung, was nichts anderes als Gratiswerbung für die NPD im Zuge des Medienwirbels bedeutet.

    Eine offene Auseinandersetzung auf die sich sehr viele in der NPD schon freuen.

    5. Seien Sie ein Umweltschwein

    Hmm, also Grüne sollen Regelungen für einen besseren Umweltschutz ablehnen nur weil er von der NPD kommt? Soviel zur Glaubwürdigkeit.

    6. Wählen Sie aus

    Keiner in der NPD erwartet, das ihre Anträge von den Etablierten angenommen werden. Siehe schon Punkt 5. Es spielt aber auch keine Rolle. Wichtiger ist doch, das sie den politischen Prozeß der Etablierten solange be- und verhindern bis die NPD mit der Regierungsbildung vom Volk beauftrag wird.

    7. Werden Sie Sozialprofi

    Über den Punkt kann ich nur lachen, da von der CDU bis zu den Grünen dieselbe Politik des Sozialabbaus betrieben bzw. bekundet wird. Die einzige Konkurrenz kommt da von der PDS.

    Doch die altersschwachen Genossen sind keine mittel- oder gar langsfristige Konkurrenz. Dazu sterben sie zuschnell weg. :2faces:

    8. Suchen Sie nach Goebbels

    Die Menschen werden sich immer zuerst nach dem Sinn des gesagten nachdenken und danach fragen wer das sagte. Wer sich nicht um den Sinn, sondern nur um den Absender fragt, wird eine Auseinandersetzung nicht lange bestehen.

    Bein Beispiel Wer zum Satz "Alles für Deutschland" nur dagegen sagen kann, das das von der SA stammt aber nicht die Botschaft selbst angreifen kann, weil sie an sich positiv ist, zeigt nur selbst seine Inkompetenz.

    9. Seien Sie unsicher

    In der Regel läuft das nur auf irgendwelche kurzen und plakativen Aktionen ohne Wirkung heraus um seine "Schuldigkeit" im Kampf gegen Rechts zu tun.

    Keinerlei Gefahr.

    10. Stecken sie die Nazi-Keule ein

    Wieder ein wahres Wort. Entweder die Etablierten machen sich Lächerlich oder akzeptiert de facto die NPD als Gesprächspartner, was ebenfalls zu einer Gratiswerbung führt.

    11. Seien Sie Patriot

    Der letzte Satz dazu sagt eigentlich alles, was von dem Geschwafel der Gelegenheitspatrioten zu halten ist.

    12. Spalten Sie

    Wäre spannend zu erfahren wie sich das der Verfasser konkret vorstellt. Ein Beispiel. Was haben die REPs davon von Leuten wie Mente eine Plakete "Besser als die NPD" zu bekommen, sie aber praktisch genau dieselbe Behandlung wie die NPD erfährt? Die Antwort ist nichts!

    So oder so sorgen die Etablierten mit ihrer praktischen Politik dafür das alle Rechten im selben Boot sitzen. Da können sie soviel reden wie sie wollen. Doch genau das sorgt dafür, das aus dem Sammelsurium der rechten Bewegungen mittelfristig der gefürchtete monolistische Block wird. Es ist ein Akt der Notwendigkeit um politischen Einfluß zu erlangen, den man einzelnd nicht bekommt. Eine Liebesheirat muß es deswegen natürlich nicht sein. Auch die REPs werden das noch einsehen.
    Lächerlich, was hat sich der Autor nur dabei gedacht?

  10. #10
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    Zitat Zitat von mggelheimer
    Artikel in der "Zeit"

    Rechtsradikale

    Glatze mit Scheitel

    Die NPD ist im Aufwind.
    Kein Wunder, wenn die Zeit ihr einen fetten Artikel widmet :rolleyes:

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