Hier geht es darum, ob nicht schon heimlich, still und leise oder auch offen und laut viele Menschen dem heute in der einen oder anderen Form die ganze Welt beherrschenden und alle Lebensbereiche durchdringenden Liberalismus den Rücken gekehrt haben.
Gerade, wenn eine Ideologie so total siegt, wenn selbs im ehemals knallroten China der wirtschaftliche Liberalismus gesiegt hat, fängt gewöhnlich ihr Niedergang an. Opportunisten und Gschaftlhuber hängen sich das Mäntelchen der siegreichen Ideologie an und nicht selten werden diejenigen, die in schwierigen Zeiten für die Ideologie eingestanden haben, von den oppotunistischen Neuzugängen rausgemobbt. Wer ist denn con den "Bürgerrechts-Liberalen" der 1970er und 80er noch in der FDP?
Mit dem Sieg einer Ideologie kommt zudem nicht selten die Besoffenheit und die Verblendung. Die ganze Welt und das Leben vor Ort werden durch die Brille der Ideologie gedeutet. Andere Sichtweisen hat man subtil oder offen exterminiert, marginalisiert oder liquidiert. So sind alle Kontrollmechanismen beseitigt, welche die Vertreter der siegreichen Ideologie vor ihrer eigenen Dummheit schützen. Ach ja, unsere "Liberalen" raunen davon, wieder Schulgeld einzuführen. Auf dass die Dummen, deren Eltern sich keine gescheite Schule leisten können, mehr werden.
Aber mit dem Sieg einer Ideologie, welche aus den Fehlern der von ihr besiegten Ideologien nichts gelernt hat, sondern sie eifrig wiederholt, kommen auch die Aussteiger. Trotzki baute die Rote Armee auf und führte die Bolschewiken zum Sieg. Ein Jahrzehnt später war er draußen und wurde schließlich von den eigenen Ex-Genossen umgebracht. Möllemann hat zu den "Alt-Liberalen" in der Art Hamm-Brüchers gesagt, sie sollen gehen! Wenig später war Möllemann da, wo Trotzki ein Menschenalter vor ihm war: tot und von den eigenen Leuten vergessen, vielleicht sogar in den Tod getrieben. Who knows, who cares?
Oft, vielleicht meistens, kommt das Aussteigen nicht aus eigener Einsicht, sondern aus der abgrundtiefen Dummheit derer, die einen rausgemobbt haben. Trotzki war ein Tyrann und selbst die Bürgerrechts-Liberalen waren irgendwie halt "bürgerlich". Aber sie waren inopportun, weil sie Rivalen waren oder vielleicht nicht jede Pervertierung ihrer Ideale mittragen wollten.
Und beim fröhlichen Pervertieren von "Freiheit" haben es die Liberalen unserer Tage schon ganz schön weit gebracht. So kann es zu Folgenden kommen:
ich war mal liberal
ich war linksliberal
ich war wirtschaftsliberal
ich war in der FDP
ich BIN liberal
ich bin NUR wirtschaftsliberal
ich bin liberal, aber gegen das Treiben vieler heutiger "Liberalen"
ich war NIE liberal