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Es ist übrigens ein Klischee, dass nur Jugendliche computersüchtig sind. Zwar bilden die 16- bis 25-Jährigen in der Tat die Kerngruppe, aber wir haben auch ältere Klienten zwischen 30 und 50 in unserer Beratungsgruppe. Ein zunehmendes Problem, gerade für Männer dieser Alltagsgruppe, ist der Konsum von Internetpornografie. Es erfordert viel Mut, hierüber in der Gruppe zu sprechen, aber diese Menschen haben großen Leidensdruck. Sie sind von sich selbst angeekelt. Im eigenen Leben läuft sexuell gar nichts mehr, auch weil die eigenen Fetische und Bedürfnisse durch die pornografische Bilderflut immer extremer werden und in der Wirklichkeit nicht mehr befriedigt werden können. Wir haben Männer beraten, die durch Internetpornografie ihre Beziehungen, ja ihre Familie gefährdet haben. Einer saß jeden Tag bis zu zehn Stunden am Tag vor dem Bildschirm. Irgendwann sagte seine Frau: „Entweder du lässt dich jetzt mal beraten, oder es ist Schluss, und dann will ich das Sorgerecht.“ Die Lage ist manchmal also verdammt ernst. Online- und Internetsucht ist ein relativ junges Phänomen. Die Forschung in diesem Bereich steckt noch in den Anfängen. Deshalb gibt es auch noch keine definierte Symptomatik, die als klinische Diagnose klassifiziert ist. Die große Anzahl von Anfragen, die uns erreichen, nicht nur von besorgten Eltern und Angehörigen, sondern auch von Betroffenen, die sich in ihrer Parallelwelt gefangen fühlen, zeigt, dass wir es mit einem ernsten Problem zu tun haben.