Umfrageergebnis anzeigen: Ich und der Nihilismus

Teilnehmer
8. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • Ich war schon immer Nihilist

    1 12,50%
  • Ich bin zum Nihilisten geworden

    1 12,50%
  • Ich werde allmählich zum Nihilisten

    4 50,00%
  • Ich bin kein Nihilist

    2 25,00%
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Thema: "Willkommen in der Wirklichkeit" - seid ihr schon im Nihilismus angekommen?

  1. #1
    Mitglied
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    Standard "Willkommen in der Wirklichkeit" - seid ihr schon im Nihilismus angekommen?

    In dem [Links nur für registrierte Nutzer] über Nihilismus steht, u. a.:

    Umgangssprachlich bedeutet Nihilismus die Verneinung aller positiven Ansätze und Ideale sowie die Ablehnung aller Regeln.

    Da haben wir schon, was wir für die Diskussion brauchen: nämlich nichts, da alles nichts ist

    Doch spätestens seit den Eröterungen der Quantentheorie wissen wir, dass "nichts" wieder "etwas" erzeugt. Selbst im Vakuum hüpfen virtuelle Teilchen herum.

    So ist es auch im Geistigen mit dem Nihilismus: hinter der Verneinung steckt nur zu oft die Bejahung. Doch dazu später oder gleich?

    Es stellt sich nämlich die Frage, ob Nihilismus ein moralisch-ethischer Freibrief ist. Darf man als Nihlist töten, lügen, stehlen und sich nur nicht dabei erwischen lassen?
    Ist man als Nihilist total amoralisch oder ein von der Amoralität der verneinten Welt enttäuschter Moralist?
    Will man als Nihilist allem ein Ende setzen? Oder nur einen Anfang für etwas schaffen, dass man nicht wieder total und voller Ekel verneinen muss?
    Glaubt man als Nihilist, dass die Feder - der Diskurs - mächtiger als das Schwert - die Bombe, der Sprengstoffgürte - ist? Oder ist Nihilismus nur die reale geistige Grundlage allen Terrorismus (wo von RAF bis Islamis die offiziellen ideologischen Blähungen nur peinlich sind)?

    Wodurch man überhaupt zum Nihilisten?

    Fragen über Fragen :rolleyes:

  2. #2
    Mitglied
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    8.857

    Standard AW: "Willkommen in der Wirklichkeit" - seid ihr schon im Nihilismus angekommen?

    Wie sehr ich zum Nihilisten werde und wie groß meine Freude an der Verneinung ist, merke ich an meinen eigenen Reaktionen auf die russischen Nazibolschewisten und eben gerade auf einen zum Islam übergelaufenen Deutschen. Wobei meine Reaktion auch die Grenzen meines Nihilismus aufzeigt.

    Die russischen Nazibolscheiken finde ich gut, weil - und soweit! - sie in ihrer Symbolik die Symbole von Nazis und Kommunsten vereinen und auch dementsprechend auftreten. Zum Beispiel mit beigen Uniformen, der roten Armbinde mit weißem Kreis und darin Himmer und Sichel. Die Arme erhoben, aber zur Faust geballt, auf dass keine Missverständnisse aufkommen und alle Spießer der Schlag trifft! Inhaltlich braucht es nicht mehr als "gegen Kapitalismus, gegen Liberalismus, gegen Demokratie". Reicht völlig. Wenn diese Typen aber auch die Idee kommen, der Negation des Bestehenden ihr eigenes "Positives" entgegen setzen und gar mit Zwang durchsetzen zu wollen ... germane - nein danke! In der Negation ist Nazibolschewismus ein Diskurs gegen eine verneinungswürdige bürgerliche Gesellschaft. Im "Positiven" ein System, das in Eurasien 50 bis 100 Millionen Tote hinterlassen hat Fürs Positive sollten sich die Nazibolschewisten gefälligst ein dünn besiedeltes Stück Land suchen und da zeigen, dass sie aus eigener Kraft etwas Besseres schaffen können. Sie treten ja so "charmant" auf, dass man ihnen ihren Willen bestimmt lassen wird.

    Damit sind wir bei dem Islami-Konvertiten. Da ist ein junger Mann, dem Merkeldeutschland und seine Weichspül-Konservativen nichts zu bieten hat, zu den ganz Harten gewechselt. Das Gekeifen der Forenkonservativen gibt ihm dann auch noch Recht. Er hat ja Recht, diese Gesellschaft zu negieren und das durche einen drastischen Schritt allen kund zu tun. Die Art der Verneinung - Übertritt zum Islam - ist absolut nicht mein Fall, aber sowas ist letzendlich Sache der Lebenseinstellung, des Glaubens oder vielleicht auch nur Geschmackssache.
    Aber hat er das Recht, der Symbolik und dem Diskurs auch Gewalt folgen zu lassen? Meines Erachtens: Nein! Und zwar nicht nur aus taktischen Gründen - das ist irrelevant - oder wegen der FDGO - die hat er ja verworfen - sondern wegen der Sache der Verneinung selbst. Wer etwas verneint, hat dabei noch immer die verdammte Pflicht, nicht selbst zu werden wie das Verneinte. Sonst ist der Nihilist nur ein Heuchler.

    Bei mir selbst?

    Weder Nazis noch Bolschewiken oder gar Islamis waren das, was ich werden wollte. Negation aus Prinzip, aus Daffke, aus Boheme-Laune heraus, wie es Andreas Baader praktiziert haben mag - nö.

    Wenn da etwas Positivees wäre, würde ich mich integrieren wollen und es nicht verneinen. Nur ist da nichts mehr. Alle mir bekannten Zustände und Projekte, hinter denen z. T. große Ressourcen stehen, lassen sich auf Veranstaltungen herrschsüchtiger und intriganter Kleingeister reduzieren. Es ist immer das gleiche Schema: einer Schicht, die sich "zum Herrschen geboren" fühlt und die für ihren Machtanspruch jede Lüge, jeden Verrat und jedes Verbrechen begeht, das nötig ist, steht eine ohnmächtige Masse gegenüber. Viele passen sich aus Angst an, andere plappern aus Glauben oder Instinkt die Parolen der Herrschenden nach. Um nicht aufzufallen und weiter drin zu sein. Alldiweil über ihnen allen die Angst hängt, "draußen" zu sein. Der kleine Spießer in Orwells 1984, der am Tag alle Parolen der Partei nachplappert und sie im Schlaf verflucht (weil er nur aus verdränger Angst deren Schmu nachplappert) ist das Urbild aller kleinen Leute in allen Systemen.

    Das hinterlistige Augenzwinkern eines Joschka Fischers ist das Urbild der herrschenden Spießer. In gewisser zelebrieren die auch nur Ohnmacht, weil sie zu Macht gelangt sind, in dem sie jeden Anspruch und sich selbst aufgegeben haben. Fischer hat die Grünen kaputt gemacht (deren Ende trotz noch guter Wahlergebnisse möglich scheint) und in seiner Stellung als Außenminister im Grunde nichts erreicht. Womit wir mit dem nichts wieder beim Thema sind. Es geht nie um "die Sache", ein Gemeinwesen, eine Ideologie oder ein Projekt. Es geht immer um "Strukturen" und die eigene Verortung in einem selbstbezogenem Geflecht von Macht, Besitz und Abhängigkeiten. Ein Staatsamt hat da keinen Wert und dient nur dazu, um in dem anonymen Geflecht voran zu kommen Wobei die Protagonisten getreu der erbarmungslosen Banalität des Bösen von ganz trivialen Gründen getrieben werden. Wowereit ist vielleicht wirklich nur Party-süchtig, Frau Merkel trägt gerne in der Öffentlichkeit rote Kostüme und Kohl brauchte unbedingt den Schreibtisch im Kanzleramt, um mal die Füße hoch zu legen. Da will keine ein blühendes Deutschland, zu den Sternen oder die Probleme auf der Erde lösen. Weil man selbst ja Problem Nr. 1 ist und für einen alles prima läuft.

    Mich hat diese ganze Veranstaltung so angekotzt, dass ich mit nichts davon etwas zu tun haben will. Ich will auch nicht so tun, als ob wir noch eine große Gemeinschaft sind, wenn die einschlägigen Figuren diese Gemeinschaft immer nur als Bühne für ihre viertklassigen Schmieren- und Lügenkomödien benutzen. Die Familie hat nur einen gewissen Wert, weil man da solche Vögel auf die eine oder andere Art ausbremsen kann. Beim Rest der Welt - Heimatort, Land, globalisierte Erde - ist das leider nicht möglich. Real gibt es da keinen Bezug. Es ist auch sinnlos, sich dafür zu engagieren, weil man da nur die Rolltreppe verkehrt rum läuft. Und immer wieder unten anfängt. Und früher oder später in der Verneinung landet, die Nazbols wählt und für deutsche Taliban spendet. Oder beides nur behauptet, um zu sehen, wie verlogene und intrigante Spießer in den Teppich beißen.

  3. #3
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: "Willkommen in der Wirklichkeit" - seid ihr schon im Nihilismus angekommen?

    Ich frage mich immer, wie du es fertig bringst, uns täglich mit diesen seltsamen Umfragen zu malträtieren.

    Irgendwie verstehe ich die Sinnzusammenhänge der Stränge nicht, oder sind sie nur dazu da, um ein Schreibbedürfnis deinerseits zu befriedigen?



    ---
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  4. #4
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    Standard AW: "Willkommen in der Wirklichkeit" - seid ihr schon im Nihilismus angekommen?

    Beverley, hast du was genommen?

  5. #5
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    Standard AW: "Willkommen in der Wirklichkeit" - seid ihr schon im Nihilismus angekommen?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Es stellt sich nämlich die Frage, ob Nihilismus ein moralisch-ethischer Freibrief ist. Darf man als Nihlist töten, lügen, stehlen und sich nur nicht dabei erwischen lassen?
    Der Nihilist würde wohl antworten, dass "Dürfen" eine irrelevante Kategorie ist.
    Mit Vergeltung und Verfolgung wird man gegebenenfalls rechnen müssen, und wird dementsprechend erwägen, ob man sich diese Taten erlaubt, oder nicht, aber das ist keine Überlegung ethischer Natur sondern eine reine Kosten/Nutzen/Risiken-Analyse.
    Zuspitzen lässt sich das mit der Annahme, man habe absolute Sicherheit, mit der jeweiligen Tat unbestraft und unerkannt davonzukommen.
    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Ist man als Nihilist total amoralisch oder ein von der Amoralität der verneinten Welt enttäuschter Moralist?
    Für einen wirklichen Nihilisten spielt Moral einfach keine Rolle. Er kann sich aus diversen Erwägungen im einen Moment höchst moralisch und im nächsten Moment höchst unmoralisch verhalten.
    Wobei all das eher den intellektuellen Nihilismus meint und weniger die Art und Weise, wie der sich charakterlich äussert.
    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Will man als Nihilist allem ein Ende setzen? Oder nur einen Anfang für etwas schaffen, dass man nicht wieder total und voller Ekel verneinen muss?
    Das hängt davon ab, ob man sich dem Nihilismus eher intellektuell oder eher emotional angenähert hat. Leute mit Wut auf alles und jeden wollen einfach nur sprengen. Leute ohne jeden Glauben an Sinn und Zweck der Menschheit lesen vielleicht die gesamte Geschichte als Satire und ergehen sich ansonsten mehr oder weniger in Gleichgültigkeit. Enttäuschte Idealisten gehen eher den Sinnlosigkeitsbejammerungsweg. Wobei die Grenzen mitunter fließend sind.
    Wer einen neuen Anfang schaffen will, ist nicht wirklich Nihilist, denn er glaubt immer noch an die Möglichkeit, es prinzipiell besser zu machen.
    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Glaubt man als Nihilist, dass die Feder - der Diskurs - mächtiger als das Schwert - die Bombe, der Sprengstoffgürte - ist?
    Ja, sofern die Feder durch ihre Geschreibsel tausende von Schwertern führt.
    Ein Gedicht, das Rebellion preist und als Zündfunke wirkt, kann mächtiger sein als ein einzelnes Schwert.
    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Wodurch man überhaupt zum Nihilisten?
    In meinen Augen ist der Nihilismus der letzte, der endgültige Endpunkt des Prozesses namens Aufklärung, der Punkt, an dem man ankommt, wenn sich Aufklärung auch über ihre eigenen Mythen aufklärt, wenn also nicht mehr nur das Althergebrachte, Religion und Autorität vernichtet sind, sondern auch der Glaube an den prinzipiell guten Menschen, die positiv gestaltende Kraft einer vermeintlich universellen Vernunft und die Zukunft als verheißungsvolle Utopie.
    Subkulturell sehr schön zu zeigen am subkulturellen Bruch Punks/Hippies. Letztere glaubten auf ihre unkonventionelle Weise an das Gute in der Welt und die positive Gestaltbarkeit der Zukunft, während Punk mehr oder weniger bewusst auf jeden positiven Gehalt verzichtete (weil er einfach der lebenswirklichen Wahrnehmung der Punks nicht entsprach) und sich vor allem gegen die Anhänger dieses Traums vom Guten agressiv wandte. "No future" war ja nicht blos eine resignierte oder gar selbstmitleidige Parole, sondern die absichtliche Bekundung, mit den gegebenen Verheißungen nichts anfangen zu können. Auf ihre ganz eigene Weise setzten sie damit Spenglers Diktum, Optimismus sei Feigheit, agressiv um.
    Mitglied der nationalbolschewistischen Front
    "Der Prinz fürchtet lediglich, nun habe er eine Revolution am Hals. Lasst uns ihm zeigen, wie furchtbar er uns unterschätzt..."
    -Harald, Brujah Primogen von New York City, zu Beginn der Zweiten Feuernacht

  6. #6
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    Standard AW: "Willkommen in der Wirklichkeit" - seid ihr schon im Nihilismus angekommen?

    Zitat Zitat von Klopperhorst Beitrag anzeigen
    Ich frage mich immer, wie du es fertig bringst, uns täglich mit diesen seltsamen Umfragen zu malträtieren.

    Irgendwie verstehe ich die Sinnzusammenhänge der Stränge nicht, oder sind sie nur dazu da, um ein Schreibbedürfnis deinerseits zu befriedigen?



    ---
    dass du Legastheniker bist, ist mir neu

  7. #7
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    Standard AW: "Willkommen in der Wirklichkeit" - seid ihr schon im Nihilismus angekommen?

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    In meinen Augen ist der Nihilismus der letzte, der endgültige Endpunkt des Prozesses namens Aufklärung, der Punkt, an dem man ankommt, wenn sich Aufklärung auch über ihre eigenen Mythen aufklärt, wenn also nicht mehr nur das Althergebrachte, Religion und Autorität vernichtet sind, sondern auch der Glaube an den prinzipiell guten Menschen, die positiv gestaltende Kraft einer vermeintlich universellen Vernunft und die Zukunft als verheißungsvolle Utopie.

    "der Glaube an den prinzipiell guten Menschen, die positiv gestaltende Kraft einer vermeintlich universellen Vernunft und die Zukunft als verheißungsvolle Utopie" - das scheinen mir Dinge zu sein, die zusammen mit dem Sozialismus untergegengen sind :rolleyes: - weil sie in der bürgerlich-liberalen Gesellschaft an sich nie richtig verortet waren und selbst bürgerliche, nichtsozialistische Anhänger dieses Mythos der Moderne den Druck und die Rivalität mit dem Ostblock brauchten, damit ihre Ansichten in die herrschenden Diskurse einfließen konnten.

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