Über Rupert Sheldrake gibt es einiges im Internet.
In seiner Neuauflage "Das schöpferische Universum" (2008) beschreibt er die Theorie der morphogenetischen Felder, die zur Formgebung von Lebewesen und sozialen Systemen führen. Diese Theorie entsprang vor allem der Unfähigkeit der klassisch-materialistischen Theorie, zu erklären, wie sich aus einem Satz von Chromosomen, Genen und DNS-Strängen charakteristische Lebewesen entwickeln. Alternative Erklärungsansätze vor Sheldrake lieferte z.B. C.H. Waddington mit seinem Begriff der Chreode (auf den sich Sheldrake auch oft beruft), und welcher einen gewissermaßen transzendenten Entwicklungsweg ausdrückt, den ein Lebewesen beschreiten kann, um eine Endform herauszubilden. Dieser Entwicklungsweg ist eine Art Landschaft, auf der eine Kugel zu einem stabilen Tal herabrollt.
Die morphische Resonanz beschreibt die Ausbildung dieser Landschaft.
Er gibt dazu auch experimentelle Untersuchungen an, z.B. mehrfach durchgeführte Experimente mit Ratten, die Verhaltensweisen (unabhängig von Genen) vererben.
Ein morphogenetisches Feld ist ein raum- und zeitloses Feld, das durch Wiederholung von Eigenschaften und Verhaltensweisen entsteht, sich verfestigt und auf ähnliche Formen der Zukunft einen Einfluss ausübt. So erklärt er die Stabilisierung und Beschleunigung von Kristallisationsprozessen bis zur Entstehung stabiler Arten und kultureller Verhaltensweisen.
Das Feld ist energielos im physikalischen Sinne, übt aber trotztem eine Wirkung auf physikalische Systeme aus. Einen Erklärungsansatz liefert der Quantenphysiker David Bohm in einem Gespräch im Anhang, mit seiner Theorie der Impliziten Ordnung. Da alle Lebewesen aus molekularen Vorgängen hervorgehen, nimmt er an, daß die Kraft, die zur Entstehung der biologischen Formen führt, zunächst auf Quantenebene wirkt und die Wahrscheinlichkeitsfunktionen beeinflusst.
Gern gebraucht er auch das Bild des Radioempfängers, wonach Lebewesen nur die Empfänger eines Programmes sind, das Programm aber nicht im Radio (Lebewesen) selbst zu suchen ist sondern von aussen in dieses hineinkommt. Man gewinnt also durch Auseinanderbauen des Radios keinen Einblick in die Entstehung des Programmes.
Ein paar Zitate aus dem Buch ("Das schöpferische Universum", Nymphenburger, München, 2008), die ich mal zusammengekramt habe:
Bei der morphischen Resonanz werden die Formen aller ähnlichen vergangenen Systeme für ein folgendes System vergleichbarerer Form vergegenwärtig.
(S. 145)
In den frühen Stadien der Geschichte einer Form wird das morphogenetische Feld relativ undeutlich sein und vergleichsweise stark von individuellen Merkmalen geprägt sein. Mit fortschreitender Zeit aber wird der sich verstärkende Einfluss zahlloser früherer Systeme dem Feld eine stetig wachsende Stabilität zutragen. Je wahrscheinlicher der Durchschnittstypus wird, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er sich in Zukunft wiederholen wird.
[Er erklärt hiermit u.a. dominante und rezessive Vererbung.]
(S. 148)
In der Tat können Chemiker, die neue Stoffe synthetisiert haben, die Kristallisation dieser Stoffe häufig nur unter großen Schwierigkeiten in Gang setzen. Mit zunehmender Zeit kristallisieren diese Stoffe dann aber immer müheloser. Manchmal können Jahre vergehen, bevor sich erstmals die kristalline Form einer Substanz zeigt. Turanose zum Beispiel, eine (u.a. in Honig vorkommende) Zuckerart, hat man jahrzehntelang für eine Flüssigkeit gehalten. Doch nachdem man sie zwischen 1920 und 1930 erstmals kristallisiert hatte, begann sie überall auf der Welt Kristalle zu bilden.
[Er hat eine Vielzahl von Chemikalien statistisch untersucht, die immer schneller kristallisieren, Chemiker erklären dieses Phänomen jedoch mit äusseren Bedingungen.]
(S. 153)
Alle Aktivitätsmuster, die für eine bestimmte Kultur charakteristisch sind, können als morphische Felder angesehen werden. Je öfter sie wiederholt werden, umso stärker werden sie stabilisiert. Aufgrund der verwirrenden Vielzahl von kulturspezifischen morphischen Feldern, von denen jedes die Bewegung eines Menschen kanalisieren könnte, kann jedoch die morphische Resonanz allein ein Individuum nicht bevorzugt in den einen statt in einen anderen Satz von morphischen Feldern führen. Keines dieser Verhaltensmuster drückt sich also spontan aus: Alle müssen erlernt werden. Ein Individuum wird durch andere Mitglieder der Gesellschaft zu bestimmten Handlungsmustern intiiert [Anmerkung: Er gebraucht hier öfters den Begriff des morphogenetischen Keims]. Dann bringt mit dem Beginn des Lernprozesses, der gewöhnlich durch Immitation gekennzeichnet ist, die Durchführung charakteristischer Verhaltensmuster das Individuum in morphische Resonanz mit all denen, die eben diese Bewegung von in der Vergangenheit ausgeführt haben. [Was nach der Theorie impliziert, daß ein ähnliches Individuum einer Abstammungsgemeinschaft auch mit deren Kultur besser klar kommt.]
(S. 266)
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