Umfrageergebnis anzeigen: War Albanien am nächsten dran am Sozialismus?

Teilnehmer
27. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
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Thema: Albanien

  1. #1
    GESPERRT
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    Fragezeichen Albanien

    Hallo Genossinnen und Genossen,

    1984 (ich war 16 Jahre alt) war mein sozialistisches Traumland Albanien. Das Land war zwar arm, aber ernährte sich selber, hatte sich von der Sowjetunion und später auch von China losgesagt. Kleinere Erdölvorkommen waren auch vorhanden. Ausländisches Fernsehen konnte empfangen werden, nur der Papst wurde weggeschaltet. Enver Hoxha hat dachte ich die Idee des Kommunismus am besten von allen "Real-sozialistischen Staaten" hinbekommen. Und irgendwie geht es den Menschen heute nicht besser als damals. ich denke eher schlechter, nicht umsonst wird Albanien (neben Moldawien) das Armenhaus Europas genannt.

    Mit 16 sieht man die Welt halt noch anders. Was denkt Ihr über Albanien?

    Gruß
    Roberto

  2. #2
    Chlorophyllmarxist Benutzerbild von mettwurst
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    Augenzwinkern Noch so ein Wahnsinniger

    Servus Roberto Blanko,

    das gibt es ja wohl nicht, noch so ein Wahnsinniger! 1983 [da war ich 15 Jahre alt] war auch mein sozialistisches Traumland die SVRA unter der Führung von Onkel Enver. Der Bruch mit der sozialimperialistischen UdSSR, später mit der revisionistischen VR China nach dem Tode des Vorsitzenden Mao Zedong und das Vertrauen auf die totale Autarkie haben mich sehr beeindruckt. Auch die Ausrufung des atheistischen Staates [= komplettes Verbot jeglicher Religionsausübung] im Jahre 1967 und das Verbot von privaten PKWs waren ganz und gar nach meinem Geschmack. Zwei Jahre später war dann allerdings die DVR Korea mein neues sozialistisches Traumland, was eventuell noch kranker ist.

    Na ja, mit 15 oder 16 hat man schon ziemliche Flausen im Kopf. Ich bin aber mittlerweile der Meinung, dass Albanien innerhalb von Europa am weitesten weg vom Sozialismus [in seiner ideellen Form, wie er noch nirgendwo umgesetzt wurde] war, denn das Regime von Enver Hoxha war, wenn man einmal von der UdSSR unter Stalin absieht, das brutalste Regime innerhalb des realsozialistischen Lagers in Europa. Ca. 5% der Bevölkerung waren permanent im Gefängnis, teilweise bloss für eine unvorsichtige Äusserung über das Regime ["Scheisse, wieso gibt es heute keine Wassermelonen?"]. Es gab Schauprozesse gegen alle möglichen vermeintlichen Agenten und Revisionisten, ja sogar für junge Leute die westliche Musik machten. Diese Prozesse endeten fast immer mit einem Todesurteil. Das Regime des Enver Hoxha setzte also den stalinistischen Terror bis in die 80er Jahre fort!

    Auch ökonomisch hat der Onkel Enver nichts auf die Reihe bekommen. Albanien war schon vor dem II. Weltkrieg das Armenhaus Europas gewesen, und ist es bisher geblieben [gelegentlich heisst es, Moldawien wäre noch ein bisschen ärmer]. Die SVRA war sehr abhängig von wirtschaftlicher Hilfe aus der UdSSR, der DDR und der ČSSR, doch Enver Hoxha, der sich unbedingt mit Nikita Hruščëv anlegen musste, weil er ihm Verrat an der reinen marxistisch-leninistischen Lehre vorwarf, riskierte mit seiner antisowjetischen Politik, dass Moskau seine Wirtschaftshilfe einstellt [inkl. umfangreicher Getreidelieferungen!] und meinte auch noch grosskotzig: "Lieber essen die Albaner Gras, als dass sie auf die Knie gehen." Als ob die Nomenklatura unter dem Ausbleiben der sowjetischen Getreidelieferungen zu leiden gehabt hätte! Statt den Wohnungsbau etc. voranzutreiben und die Lebensbedingungen der Werktätigen zu verbessern, liess Enver Hoxha das Land mit 700.000 Ein-Mann-Bunkern zupflastern, denn er musste den Leuten ja ständig ins Bewusstsein rufen, dass der (sozial)imperialistische Feind jederzeit angreifen könnte. Was für eine Ressourcenverschwendung!

    Und es ist ein echtes Armutszeignis, wenn man nach dem Ausbleiben der Wirtschaftshilfe von den ehem. osteuropäischen Genossen, als europäisches Land so weit gesunken ist, dass man in der 60er und 70er Jahren auf Entwicklungshilfe aus einem Dritte-Welt-Staat, wie die VR China es damals zweifellos war, angewiesen ist. Dass die VR China auf dem ehemaligen sowjetischen Marinestützpunkt in Pasha Limani bei Vlorë an der Adria U-Boote und Raketen stationierte und plötzlich alle Albaner Chinesisch lernen sollten, mag eher ein skurriler Aspekt der Achse "Beijing-Tiranë" sein.

    Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass Albanien unter dem Regime von Enver Hoxha kaum vorangekommen ist. Ausser Terror, Mangelwirtschaft [bittere Armut wäre wohl zutreffender] und Unfreiheit hatte die SVRA nicht viel zu bieten. Wahren Sozialismus stelle ich mir irgendwie anders vor. Deshalb kann ich nur sagen: "Ich muss mit 15, 16 Jahren komplett meschugge gewesen sein!"

    Mit antihoxhaistischen Grüssen

    Mettwurst

    P.S.: Ich würde sagen, dass Tito noch unter allen Kommunisten der Vor-Gorbačëv-Ära den Sozialismus innerhalb Osteuropa am besten umgesetzt hatte. Aber selbst der war Lichtjahre davon entfernt...

    P.P.S.: Schweden hat in den 70er Jahren den Sozialismus weltweit noch am besten umgesetzt. Ist aber irgendwann auch damit gescheitert, weil die Schulden sie langsam erdrückten.
    Geändert von mettwurst (28.11.2004 um 12:28 Uhr) Grund: Orthographische Korrektur & Ergänzung um das P.P.S.

  3. #3
    Ein Sturm wird kommen... Benutzerbild von Wilhelm Tell
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    Diese Diktatur von diesem Hoxha war doch bei weitem kein sozialismus... man, man,.. und jetzt wird diese alte U-Boot these aufgerollt.
    Friedrich von Schiller; Die Räuber I/2:
    Karl Moor:
    Mein Geist dürstet nach Taten, mein Atem nach Freiheit!

  4. #4
    denkt fortschrittlich Benutzerbild von Nichtraucher
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    Zitat Zitat von Roberto Blanko
    Hallo Genossinnen und Genossen,

    1984 (ich war 16 Jahre alt) war mein sozialistisches Traumland Albanien. Das Land war zwar arm, aber ernährte sich selber, hatte sich von der Sowjetunion und später auch von China losgesagt. Kleinere Erdölvorkommen waren auch vorhanden. Ausländisches Fernsehen konnte empfangen werden, nur der Papst wurde weggeschaltet. Enver Hoxha hat dachte ich die Idee des Kommunismus am besten von allen "Real-sozialistischen Staaten" hinbekommen. Und irgendwie geht es den Menschen heute nicht besser als damals. ich denke eher schlechter, nicht umsonst wird Albanien (neben Moldawien) das Armenhaus Europas genannt.

    Mit 16 sieht man die Welt halt noch anders. Was denkt Ihr über Albanien?

    Gruß
    Roberto

    Du hast vollkommen Recht! Nach Pol Pot war Albanien am nächsten dran was das Erreichen des Kommunismus angeht. Und was beweist das? Genau, Kommunismus ist scheiße. Ich finde es nämlich richtig geil, in einem marktwirtschaftlichen Industrieland mit Meinungsfreiheit und westlicher Dekadenz zu leben. :]

    @Mettwurst: Wie viele Menschen sind eigentlich unter dem Enver verhungert? Im Übrigen halte ich das Hoxha Regime für noch kränker als das von den beiden Kims. Letzteres hat ja noch ein BISSCHEN Kontakt zum Ausland (damals wie heute). Tourismus war - zumindest offiziell - seit Anfang der Fünfziger dort möglich. Trifft das auf die SVRA auch zu? Eine Reise ins Albanien Enver Hoxhas hätte sicherlich seinen Reiz gehabt...
    Geändert von Nichtraucher (05.12.2004 um 00:13 Uhr)

  5. #5
    Chlorophyllmarxist Benutzerbild von mettwurst
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    Daumen runter! Envers Hungeropfer

    Hallo Nichtraucher,

    ob es unter Onkel Enver Hungeropfer gab, weiss ich nicht. so weit ich weiss, wohl eher nicht, aber das Leben in der SVRA war voll heftig. So gab es selbst in Albanien so eine Art Kulturrevolution [zumindest laut der von Albanern erstellten Doku, die 1997 auf arte lief, in der auch von chines. U-Booten und Raketen in Pasha Limani an der Adria die Rede war] und für alle Albaner gab es angeblich Unterricht in Mandarin. Die Einreise als Tourist war sehr schwer. Beispiele:
    - Lange Haare bei Männern wurden kurz geschnitten
    - Jeans waren verboten
    - Die Einfuhr von Jazz- und Popmusik war verboten

    Alles in allem ein voll paranoides Land, dass sich mit 700.000 Bunkern vom Rest der Welt abkapselte.

    Mit antihoxhaistischen Grüssen

    Mettwurst

  6. #6
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    Tourismus war - zumindest offiziell - seit Anfang der Fünfziger dort möglich. Trifft das auf die SVRA auch zu? Eine Reise ins Albanien Enver Hoxhas hätte sicherlich seinen Reiz gehabt...
    Tourismus war dort sehr wohl möglich, es gab damals (Mitte der 80. Jahre in West-Berlin) spezielle Reisebüros für Albanienreisende.

    Ich finde es nämlich richtig geil, in einem marktwirtschaftlichen Industrieland mit Meinungsfreiheit und westlicher Dekadenz zu leben.
    Klar lebe ich auch lieber in der BRD, aber wenn man bedenkt, daß wir auf Kosten von Milliarden von armen Menschen leben, finde ich das nicht so sehr geil. Und wenn für Dich Meinungsfreiheit bedeutet, daß hier jeder seine geistige Gülle abladen kann, dann tust Du mir leid. Ich verstehe unter Meinungsfreiheit ein wenig mehr.

    Alles in allem ein voll paranoides Land, dass sich mit 700.000 Bunkern vom Rest der Welt abkapselte.
    Ja, das mit den Bunkern war schon krass.

    Gruß
    Roberto

  7. #7
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    Zitat Zitat von Roberto Blanko
    Tourismus war dort sehr wohl möglich, es gab damals (Mitte der 80. Jahre in West-Berlin) spezielle Reisebüros für Albanienreisende.
    Gut zu wissen, nützt mir jetzt aber auch nix mehr.



    Klar lebe ich auch lieber in der BRD, aber wenn man bedenkt, daß wir auf Kosten von Milliarden von armen Menschen leben, finde ich das nicht so sehr geil.
    Auf wessen Kosten lebe ich denn?

    Und wenn für Dich Meinungsfreiheit bedeutet, daß hier jeder seine geistige Gülle abladen kann, dann tust Du mir leid.
    Das ist eine Unterstellung. Oder beziehst du das mit der "geistigen Gülle" auf dich selbst?

    Ich verstehe unter Meinungsfreiheit ein wenig mehr.
    Wir haben sie hier doch, wo ist das Problem?

  8. #8
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    Auf wessen Kosten lebe ich denn?
    Auf Kosten der vom Kapitalismus ausgebeuteten Menschen.

    Das ist eine Unterstellung. Oder beziehst du das mit der "geistigen Gülle" auf dich selbst?
    Keine Unterstellung, deshalb ganz allgemein gehalten.


    Wir haben sie hier doch, wo ist das Problem?
    Das Problem ist, daß die Kapitalisten sich einen Dreck um irgendwelche Meinungen scheren. Sie beuten einfach nur weiter aus.

    Gruß
    Roberto

  9. #9
    denkt fortschrittlich Benutzerbild von Nichtraucher
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    Zitat Zitat von Roberto Blanko
    Auf Kosten der vom Kapitalismus ausgebeuteten Menschen.
    Nenne mir doch mal ein Beispiel, auf wessen Kosten ich lebe.



    Keine Unterstellung, deshalb ganz allgemein gehalten.
    Ich denke, dass es in erster Linie auf dich selbst bezogen ist.




    Das Problem ist, daß die Kapitalisten sich einen Dreck um irgendwelche Meinungen scheren. Sie beuten einfach nur weiter aus.
    Überall böse Ausbeuter... Soll ich mal die Herren in den weißen Kitteln anrufen, vielleicht bringen sie dir ja eine Jacke mit ganz langen Ärmeln mit.

    Gruß
    Roberto[/QUOTE]

  10. #10
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    Nenne mir doch mal ein Beispiel, auf wessen Kosten ich lebe.
    Dazu bräuchte ich ein paar Hard-Facts von Dir. Ich gehe mal davon aus, daß Du in Deutschland lebst.

    1. Was trinkst Du morgens zum Frühstück, Kaffee, Tee, etc.?
    2. Welche Kleidung trägst Du und wo kaufst Du sie?
    3. Besitzt Du ein Auto?
    4. Welche Südfrüchte ißt Du?
    5. Welches Fleisch ißt Du?
    6. Bei welcher Bank bist Du?

    Ich könnte Dir noch hunderte weiterer Fragen stellen (wenn mir noch welche einfallen würden, lol), aber ich denke das genügt erstmal.

    Ich denke, dass es in erster Linie auf dich selbst bezogen ist.
    Nur der Narr, erkennt den Narren...

    Gruß
    Roberto

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