Von Katrin Zeug
Integration andersherum: Der zehnjährige Marwin besucht eine türkisch-deutsche Schule in Berlin-Kreuzberg, spricht fließend Türkisch und kickt beim türkischen Fußballclub. Dort ist er der einzige mit deutschen Eltern - für ihn kein Problem, sondern völlig normal.
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[Links nur für registrierte Nutzer]Marwin, 10, wohnt in Kreuzberg und ist in seiner Mannschaft beim Club Tükiyemspor, ... der einzige mit deutschen Eltern. Genau wie in seiner Schulklasse und in seinem Freundeskreis.
Probleme hat er deshalb keine, im Gegenteil. "Wir haben uns zu Beginn schon Sorgen gemacht", sagt sein Vater, "aber dann sind wir da offensiv rangegangen. Hier wird sowieso überall Türkisch gesprochen, da dachten wir: wenn schon, dann richtig."
Mittlerweile sehen seine Eltern die türkische Kultur und Sprache als Bereicherung.
Schon in der Kita hatte Marwin eine Erzieherin, die mit ihm Türkisch gesungen und gezählt hat. Seit der ersten Klasse ist er auf einer zweisprachigen Schule.
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Freitagmorgen, Türkischstunde in der 5. Klasse der Aziz-Nesin-Schule. Harun, einer von Marwins Mitschülern, steht vorn und stellt sein Lieblingsbuch vor, eine türkische Tiergeschichte. Es ist ruhig, alle lauschen aufmerksam. An der Tafel steht, was die Schüler bei der Textanalyse beachten sollen. Auf Türkisch und auf Deutsch.
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Marwin sitzt in der dritten Reihe links außen. Er meldet sich und fragt Harun, was der spannendste Teil seiner Geschichte war - selbstverständlich auf Türkisch. Marwin spricht fließend.
Harun antwortet auf Deutsch. Die Klasse raunt. Harun schlägt sich an die Stirn. Mist! Deutsch im Türkischunterricht, das gibt Abzüge.
Harun vergisst das manchmal, weil sein Vater zu Hause strikt Deutsch mit der Familie spricht. Haruns Eltern kommen aus der Türkei, er hat acht Geschwister und ging noch bis vor kurzem einmal in der Woche zur Koranschule.
"Auch wenn sie alle in irgendeiner Form mit dem Türkischen aufwachsen, fällt ihnen das Deutsche leichter.