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Thema: Daschner: "keine Folter angedroht"

  1. #1
    GESPERRT
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    Standard Daschner: "keine Folter angedroht"

    Wundert mich, dass es bisher noch keinen Thread ueber die angeblichen Foltervorwuerfe im Falle Jakob von Metzler gab.

    Wie dem auch sei, zwischen Folterandrohung und der Durchfuehrung ist es meines Erachtens ein himmelweiter Unterschied, obwohl Amnesty International meint, dass auch Androhung von Folter, Folter waere.
    Amnesty International meint auch, die Wuerde des Menschen (in diesem Falle, die des Taeters), sei hoeher anzusiedeln, als durch Drohung mit Gewalt ein anderes Leben zu retten, da jedes Leben gleichwertig sei.

    Ich hoffe, dass Daschner und der mitangeklagte Kommissar freigesprochen werden und zwar juristisch und moralisch.

    Leider gab es vor dem Prozess schon wieder Demonstranten, die gegen die Angeklagten gehetzt haben und irgendwas von "Wuerde des Menschen" geschrien haben.
    Der arme Jakob von Metzler wuerde sich im Grabe umdrehen, bei so einer Scheisse und die Eltern muessen fassungslos sein.

    Leider begreifen viele Leute nicht, dass "Folter" in Deutschland wohl eher ein anderes Niveau haette, als Folter im Nahen- und Mittleren Osten, einigen afrikanischen Laendern usw. hat.

    Fuer mich ist ein Moerder definitiv weniger Wert als sein Opfer!

  2. #2
    Lachrymologist Benutzerbild von Schwind
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    Auch wenn ich in diesem speziellen Falle auch eher für Freispruch plädieren würde, so leben wir doch in einer Gesellschaft, in der Richtlinien und damit Grenzen festgelegt werden müssen. Kein Gesetz der Welt kann auf jeden individuellen Fall zugeschnitten sein, nie können alle Begebenheiten berücksichtigt werden, der Aufwand wäre alleine schon zu groß.

    Also entweder wir verweisen auch den 17,9 Jährigen aus dem Kino, wenn er einen Film ab achtzehn sehen will, oder wir müssen alle Jugendlichen den Film sehen lassen; wenn du verstehst was ich meine.

    Wir können schlecht auf der einen Seite Gesetze gegen Folter vertreten und auf der anderen Seite gegen sie handeln, nur weil wir plötzlich einen Fall mehr oder minder persönlich miterleben. Würden die Polizisten straffrei davonkommen, so kann man erwarten, dass auch in Zukunft derlei Methoden mit Verweis auf eben diesen Fall angewendet werden.

    MfG
    Eneb
    "...Sie haben eben die Illusion einer psychischen Freiheit in sich und mögen auf sie nicht verzichten. Es tut mir leid, daß ich mich hierin in schärfstem Widerspruch zu Ihnen befinde."

  3. #3
    GESPERRT
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    Standard

    Natuerlich musste ich mit einer Threaderstellung erstmal ein wenig polarisieren, die Differenzierung, so sollte es zumindest sein, sollte in der Interaktion der User bestehen.

  4. #4
    Wüstensohn Benutzerbild von Manfred_g
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    Zitat Zitat von Schwind
    Auch wenn ich in diesem speziellen Falle auch eher für Freispruch plädieren würde, so leben wir doch in einer Gesellschaft, in der Richtlinien und damit Grenzen festgelegt werden müssen. Kein Gesetz der Welt kann auf jeden individuellen Fall zugeschnitten sein, nie können alle Begebenheiten berücksichtigt werden, der Aufwand wäre alleine schon zu groß.

    Also entweder wir verweisen auch den 17,9 Jährigen aus dem Kino, wenn er einen Film ab achtzehn sehen will, oder wir müssen alle Jugendlichen den Film sehen lassen; wenn du verstehst was ich meine.

    Wir können schlecht auf der einen Seite Gesetze gegen Folter vertreten und auf der anderen Seite gegen sie handeln, nur weil wir plötzlich einen Fall mehr oder minder persönlich miterleben. Würden die Polizisten straffrei davonkommen, so kann man erwarten, dass auch in Zukunft derlei Methoden mit Verweis auf eben diesen Fall angewendet werden.

    MfG
    Eneb
    Volle Zustimmung. Ich erlebe da grade dieselben Konflikte wie Du.
    "Free your mind - and your ass will follow"
    (George Clinton, 1970)

  5. #5
    Bayer Benutzerbild von Schlumpf
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    Standard

    Wer wurde denn vom bösen Angeklagten gefoltert?
    Ist die Anweisung "hart anpacken" der Aufruf zur Folter?
    Glaubt irgendjemand, dass die Folter die der böse Angeklagte dem armen Mörder angedroht hat schlimmer war als die tägliche Folter, die er jetzt gerade im Gefängins durch seine Mitinsassen erfährt?
    Leben und leben lassen!

  6. #6
    Toxisch Benutzerbild von John Donne
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    Zitat Zitat von Schwind
    Auch wenn ich in diesem speziellen Falle auch eher für Freispruch plädieren würde, so leben wir doch in einer Gesellschaft, in der Richtlinien und damit Grenzen festgelegt werden müssen. Kein Gesetz der Welt kann auf jeden individuellen Fall zugeschnitten sein, nie können alle Begebenheiten berücksichtigt werden, der Aufwand wäre alleine schon zu groß.

    Also entweder wir verweisen auch den 17,9 Jährigen aus dem Kino, wenn er einen Film ab achtzehn sehen will, oder wir müssen alle Jugendlichen den Film sehen lassen; wenn du verstehst was ich meine.

    Wir können schlecht auf der einen Seite Gesetze gegen Folter vertreten und auf der anderen Seite gegen sie handeln, nur weil wir plötzlich einen Fall mehr oder minder persönlich miterleben. Würden die Polizisten straffrei davonkommen, so kann man erwarten, dass auch in Zukunft derlei Methoden mit Verweis auf eben diesen Fall angewendet werden.

    MfG
    Eneb
    Den ersten zwei Abschnitten stimme ich voll zu. Die Gründe des letzten sind auch nicht von der Hand zu weisen. Ich bin aber der Meinung, Prinzipienreiterei wird der Sache nicht gerecht und sorgt lediglich dafür, daß sich der Staat á la Pontius Pilatus aus der Affäre zieht. Der in den Zeitungen konstruierte Fall eines verhafteten Terroristen, von dem man weiß, daß er weiß, wo in der Stadt eine Atombombe versteckt ist, mit der seine Terrororganisation die Allgemeinheit bedroht und erpreßt, bringt die Situation auf den Punkt: Ist die Menschenwürde bzw. die körperliche Unversehrtheit eines Einzelnen wertvoller als das Leben hunderttausender? So pharisäerhaft darf sich der Staat m.E. nicht aus der Affäre ziehen. Ich bin der Überzeugung, hier stößt das Rechtssystem an immanente Grenzen: Der Versuch, ein in sich geschlossenes Rechtssystem zu entwickeln, muß scheitern. Es werden immer Menschen notwendig sein, die moralische Integrität und Anstand besitzen, damit ein Rechtssystem funktioniert.
    Kurz: Ich bin absolut dafür, daß der Fall untersucht und aufgeklärt wird. Gleichermaßen bin ich froh, nicht vor der Entscheidung von Herrn Daschner gestanden zu haben und meine, er hat richtig gehandelt. Ich wünsche ihm, daß er freigesprochen wird.
    Hochanständig finde ich übrigens die Zusicherung von Herrn von Metzler, er werde für etwaige finanzielle Nachteile Daschners, die sich aus seinem Vorgehen in diesem Fall ergeben, aufkommen.

    Kritisch ist in der Tat die Signalwirkung, die ein Freispruch haben kann. Leider ist davon auszugehen, daß aufgrund des Fehlens klarer, definierter Voraussetzungen, wann ein Handeln, wie Daschner es an den Tag legte, entschuldbar (oder sogar geboten?!) sein kann. Da aber gleichermaßen davon auszugehen ist, daß sich dieser Fall durch alle Instanzen ziehen wird, bleibt genug Zeit, hier vielleicht die Rahmenbedingungen zu klären. Oder wie gehabt im Vorgehen Daschner Folter zu sehen und damit m.E. der Würde der Opfer solcher Straftaten, wie sie der schon verurteilte Mörder Jakob von Metzlers begangen hat, Hohn zu sprechen.

    Grüße
    John

  7. #7
    GESPERRT
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    Standard

    Egal, wie entschieden wird, es wird kein befriedigendes Ergebnis geben. Den Entführungsfall habe ich nicht genau verfolgt. Soweit ich mich erinnere, war den Spuren nach die Täterschaft erwiesen, oder?
    Gefühlsmäßig wäre das Handeln Daschners danach für mich nachvollziehbar und verständlich. Dem gegenüber steht sein gesetzeswidrige Verhalten, welches bei einer Verurteilung sich beruflich und persönlich sehr stark auswirken kann
    . (Entlassung, Vorbestraft, Verlust der Pension)
    Tendieren würde ich persönlich zu Freispruch in diesem speziellen Fall, aus dem Bauch heraus.
    _Aber_: Wer garantiert, daß dieser Fall nicht als eine Art Freibrief von Leuten verstanden wird, um Repressalien gegen mutmaßliche Täter zu sanktionieren. Mutmaßlich deshalb, weil sehr oft nicht klar ist, ob jemand wirklich schuldig ist, sondern nur verdächtig ist.
    Dies darf nicht (wieder) geschehen. Demnach sollte es zu einer Verhandlung und zu einer Verurteilung kommen. Daschner selber dürfte sich diese Folgen überlegt haben.
    Das Gericht könnte zumindestens die Umstände als strafmildernd in ein eventuelles Urteil einfließen lassen.
    Im gegenzug wird ein hartes Urteil für Unverständnis bei vielen führen, insbesondere bei der Familie des Opfers.
    So oder so, ich möchte in diesem Falle nicht der Richter sein.

    Schönen Tag an alle.

    Scotty

  8. #8
    Leyla
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    Standard

    Ein gewisser Napoleon hat gegen Folter noch nicht mal moralisch argumentiert, sondern materialistisch. Weil ein Gefolterter im Zweifelsfall einfach die Dinge sagt, von denen er glaubt, dass der Folterer sie hören will - nur um kurzfristig eine relative Schmerzfreiheit zu erreichen. Das muss aber nicht zwangsläufig die Wahrheit sein, wenn die Ermittler mit ihren Vermutungen völlig daneben liegen.

  9. #9
    W. Kovacs Benutzerbild von Rorschach
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    Das Verhalten Daschners darf imo auf keinen Fall Einzug in den 'Alltag' der Ermittlungsbehörden halten, die Gründe dafür (Rechtsstaat, Moral) wurden ja schon genannt.
    In diesem Einzelfall jedoch wurde die Geschicht wiederum aufgebauscht, bzw. sehr undifferenziert behandelt. Ich denke z.B. nicht, daß sich Daschner große Gedanken um sein Handeln gemacht hat sondern nur an den Jungen gedacht hat. So wäre die 'Folter' wohl schon an der praktischen Umsetzung gescheitert (in einem früheren Interview sprach er vom 'Polizeigriff' als Methode, ob das Folter und/oder effektiv ist bezweifel ich).
    Das Zeitungsbeispiel, nach der Folter unter ganz bestimmten Umständen vertretbar wäre (Terrorist) halte ich für ein Scheinargument, denn so ein Mensch plant nicht einen verheerenden Anschlag, nur um ihn dann unter etwas Gewaltandrohung/-anwendung wieder auszuplaudern. Bei 'normalen' (nicht ideologisch verblendeten) Verbrechern dagegen kann die Folter alles an Geständnissen erzwingen, ob es der Wahrheitsfindung dienen würde, darf jedoch bezweifelt werden.
    "Quis custodiet ipsos custodes?"

    "If our house be on fire, without inquiring whether it was fired from within or without, we must try to extinguish it." Thomas Jefferson

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen, Krieg ist der Terrorismus der Reichen." Sir Peter Ustinov

  10. #10
    GESPERRT
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    Standard

    Zitat Zitat von Leyla
    Ein gewisser Napoleon hat gegen Folter noch nicht mal moralisch argumentiert, sondern materialistisch. Weil ein Gefolterter im Zweifelsfall einfach die Dinge sagt, von denen er glaubt, dass der Folterer sie hören will - nur um kurzfristig eine relative Schmerzfreiheit zu erreichen. Das muss aber nicht zwangsläufig die Wahrheit sein, wenn die Ermittler mit ihren Vermutungen völlig daneben liegen.
    Zustimmung, hoffentlich hat er seinem Polizeiministert Joseph Fouché, Herzog von Otranto, der eine gefürchtete Geheimpolizei aufgebaut hat, auch diese Bedenken mitgeteilt. :2faces:

    Grüße

    Scotty

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