Neumarkt wird europaweit als Nazi-Stadt präsentiert
Normalerweise würde sich die Stadt freuen, wenn sie in den drei großen türkischen Tageszeitungen – alleine die „Hürriyet“ hat eine Auflage von 550000 Exemplaren täglich – auftaucht. Jedoch: Der Kontext ist für die Stadt alles andere als erfreulich: Neumarkt wird in einem Atemzug mit den Schlagworten „Nazis“, „NPD-Propaganda“ und „Rassisten“ genannt. Vor Millionen Menschen in der Türkei und Europa steht Neumarkt seit Samstag als Stadt da, in der Nazis ein Zuhause haben können.
Hintergrund dafür ist der Besuch des Türkischen Generalkonsuls, Mehmet Selim Kartal, am Freitag in Neumarkt – dieser hatte die unmenschlichen Wohnverhältnisse am Viehmarkt begutachtet (NT berichtete). Dort lebt seit 28 Jahren die türkisch-deutsche Familie Duruk – seit das Haus einem neuen Besitzer gehört, muss sie dort wie auf einer Baustelle leben. Türen und Fenster fehlen, überall liegt Schutt und Dreck.
Der türkische Ehemann ist obendrein schwer krank. Die Stadt Neumarkt war bei dem Besuchstermin nicht vertreten – dieser sei zu kurzfristig anberaumt worden, hieß es gestern erneut. Außerdem, so erklärte der städtische Pressesprecher Dr. Franz Janka, habe es geheißen, die Stadt müsse dort nicht vertreten sein.
In sensiblen Zeiten wie diesen – man denke nur an den Aufruhr nach dem Brand in einem vorwiegend von Türken bewohnten Haus in Ludwigshafen – ist der Besuch jedoch Grund genug für die türkische Presse, nach Neumarkt zu kommen. Und so titelt die „Milliyet“, eine liberalere türkische Tageszeitung, am Samstag auf ihrer Titelseite: „Deutscher Hausbesitzer äußerst gnadenlos: Tortur für Türken“.
Die „Hürriyet“, die man als Pendant zur Bild-Zeitung verstehen kann, beschreibt die Situation ähnlich dramatisch: „Qual für türkische Mieter. Hausbesitzer in Neumarkt macht alles mögliche, um die Familie Duruak aus dem Haus zu werfen, in dem diese seit 28 Jahren lebt.“
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