Die Frage mag absurd und lächerlich erscheinen, deshalb hier noch mal zum Mitschreiben:
Was haben die Rechten den Linken zu bieten?
Vor 80 Jahren war das aber nicht absurd, sondern eine ernsthafte Frage. Schließlich kam Benito Mussolini aus der Linken und der Arbeiterbewegung und wurde zu Europas im Wortsinne führenden "Rechten". Aus den Reihen von SPD und KPD sind Kader zur NSDAP übergelaufen.
Jeder halbwegs verständige Mensch wünscht sich zwar kein Remake der damaligen Zustände und Ereignisse, aber ich "durfte" selbst erleben, dass die heutigen Zustände alles andere als verständig sind. Jenes Gemenge aus
- persönlicher Existenzangst und Lebenskrise
- dem Verlust des Glaubens an die bestehende bürgerlich-demokratische Ordnung
- dem Gefühl, von den "eigenen Leuten" aus den Reihen der "Gemäßigten", Liberalen und Linken in Stich gelassen zu werden
- nicht zu vergessen einer lateten oder akuten Wut ("alle umbringen, alle vergasen")
gibt es heute wieder. Diejenigen, die am lautesten gegen den Extremismus predigen sind zugleich diejenigen, die ihn am eifrigsten fördern - ob gewollt oder ungewollt.
Ich kann es nicht oft genug wiederholen: vor 30 Jahren, als die demokratische Welt noch in Ordnung war, haben wir im Gemeinschaftskunde-Leistungskurs genau jene Szenarien durchgespielt, die jetzt Wirklichkeit werden: ein Parlament, in dem wie vor '33 in der Weimarer Republik Linksextreme und Rechtsextreme eine Mehrheit hatten.
In unserem fitiven Parlament gab es neben einer linksextremen Partei auf Seiten der Rechten "die Hoffmanns", benannt nach dem damals für Aufregung sorgenden Chef der "Wehrsportgruppe Hoffmann". Der mag heute im Altersheim für Altnazis sein, doch in Sachen und anderen ostdeutschen Bundesländern kann demnächst die Linkspartei und eine rechtextreme Partei (NPD oder DVU) zusammen eine negative Mehrheit haben. Zum Glück spielt diesmal die Linkspartei den deutlich stärkeren Part. Dass sie auf "demokratische Linke" macht halte ich bei aller notwendigen Distanz schon für ein Unglück weil sie sich so nur dafür hergibt, ein kaputtes System zu stützen und sich dabei selbst kaputt macht.
Also stellt sich auch angesichts einer Weichspül-Linkspartei die Frage: "Was haben die Rechten den Linken zu bieten?"