NPD, DVU & co- eine Gefahr?
Meine Nachbarin hat´s mir neulich geflüstert: " Der Herr Gabriel aus dem Erdgeschoss ist doch ein attraktiver junger Mann. Und wissen Sie was: der hat ´ne Schwarze!" Tatsächlich hat Herr Gabriel eine neue Freundin. Ganz schwarz ist sie ja nicht. Eher kaffeebraun. Aber solche feinen Unterschiede sind für meine Nachbarin uninteressant. Am liebsten hätte ich sie gefragt, wem sie wohl bei den Landtagswahlen ihre Stimme gegeben hat.
Nein, dass sie "extrem" wählt, das passt nicht zu ihr. Gutbürgerlich wohl eher. Vielleicht sogar SPD. Meine Nachbarin ist eine ganz normale deutsche Wählerin. Durchschnitt eben. Darum ist sie für mich eine interessante Person. Ich will wissen, wie meine Nachbarn denken.
Vor den letzten Wahlen machte ich eine Bemerkung, die bei Bekannten auf etlichen Missmut stiess: "Ich fänd´s gut, wenn die Rechten in den Landtag kommen." Natürlich wurde ich gefragt, warum. Ich sagte: "Weil´s sie gibt."
"So ein Blödsinn", bekam ich zu hören. "Mörder und Geisteskranke gibt´s auch. Sollen DIE etwa in den Landtag?" Da war ich platt, erstmal.
Dann dachte ich darüber nach, was eine Demokratie ist. "Volksherrschaft" steht im Lexikon. Also passiert das, was die Masse will. Aha. Was aber will die Masse? Was sagen die Quoten?
Einer meiner Freunde arbeitet beim Wasserwerk. Und er guckt viel Fernsehen. Beruflich. Denn er muss wissen, wann beispielsweise so populäre Sendungen wie die "Lindenstrasse" beendet sind. Dann dreht er alle Hähne auf.
"Irgendwo muss die Sch... ja schliesslich hin", sagt er. Das ist seine Form von Demokratie- Verständnis.
Wenn DVU und NPD jetzt fast zehn Prozent bekommen haben, dann steckt dahinter doch eine ziemliche Masse von Wählern. Wähler, das sind Leute, die etwa solche DVU- Wahlpropaganda toll finden:
"Die Indiander konnten sich damals nicht gegen Überfremdung wehren. Heute leben sie in Reservaten."
Sowas kommt eben an. Was soll das denn mit Faschismus zu tun haben?
Je einfacher eine "Wahrheit" daherkommt, desto mehr Menschen verstehen sie. Und glauben daran.
In den letzten Jahren wurde so viel und so kompliziert politisch diskutiert, dass viele einfach einen Heisshunger auf einfache Kost haben. Das ist ganz normal. So normal wie meine Nachbarin.
Also sind "rechte" Parteien keine Gefahr, sondern nur der Lackmusstreifen in unserer Gesellschafts- Chemie.
Nicht die Parteien oder deren prominente Vertreter machen Politik, sondern die Wähler. Demokratisch eben.
Ist doch gut, wenn man Bescheid weiss. Ist doch ehrlich. Wem das nicht passt, der kann ja auswandern.
Oder nochmal Nietsche lesen. Der hat nämlich geschrieben, dass nur eine kleine geistige Elite... aber das wird jetzt viel zu kompliziert.