Gott auch. Alle Begriffe sind menschengemacht. Die Welt ist unsere Vorstellung.
Metaphysisch ist der Tod bei Schopenhauer eben kein Weltuntergang, weil der Wille als Centrum der Welt nicht untergehen kann. Die Welt, wie wir sie sehen, ist die Welt der Vorstellung, und die ist vergänglich, so wie Raum und Zeit nur Kategorien des menschl. Verstandes sind. Der Wille zum Leben ist jedoch transzendent.In der Lust am eigenen Untergang spiegelt sich ein, von Individuum gern verdrängtes, Prinzip der sittlichen Weltordnung. Der Tod ist die Bedingung des Lebens. Ohne ihn würde nichts lebendiges existieren. Der eigene Untergang dient, nach getanener Arbeit auf Erden, der Erhaltung der Art, des eigenen Fleisch und Blutes.
Man sollte den eigenen Untergang daher nicht mit dem Weltuntergang verwechseln.
Genau das Gegenteil. Überwindung der Welt im Sinne von Aufhebung der egoistischen Leidenschaften, Mitfühlen fremder Schmerzen durch das Mitleid und die Überwindung des principio individuationis.Auch Schopenhauer pflegt die Sicht des Individuums. So richtig das im Hinblick auf den Einzelnen auch sein mag, mehr als ein jämmerliches Gejammer um die Unvermeidlichkeit des persönlichen Schicksals und weinerlicher Weltschmerz kommt aus der Verabsolutierung dieser egozentrischen Sichtweise nicht heraus.
Das ist Christentum in Reinform. Das echte Christentum leitet, wie der ethnische Kern Schopenhauers Lehre, zur Überwindung der Welt (in Liebe) an.
Dein menschlicher Strom, dessen Seitenarme Kinderlose, Schwule und Lesben als Müll bezeichnet werden, ist nichts weiter als eine weitere Bejahung des egoistischen Willens zum Leben, der damit in stetem Leiden bleibt. Du willst dich weiter an diese Welt klammern, mit einem erfundenen Gott, der dies legitimiert.
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"Groß ist die Wahrheit, und sie behält den Sieg" (3. Esra)
Wenn man von ,,Wahrheit" spricht, heißt das nicht, dass man keine anderen Auffassungen toleriert. Man kann an eine ,,Wahrheit" glauben, und trotzdem andere Wahrheiten für möglich halten. Auch halte ich es nicht für richtig, dass es für die Aussage des Papstes keinerlei ,,Schimmer eines Hinweises" gäbe. Das Gleiche wird auch über die Existenz G'ttes gesagt, dass es da angeblich keinerlei Hinweise gäbe, obwohl ja diese Behauptung in letzter Zeit auch durch wissenschaftliche Entwicklungen eher wieder schwächer wird.
Die Frage, ob das Universum völlig deterministisch ist oder nicht - ein völliger Determinismus schlösse freien Willen aus - wird sich letztlich wissenschaftlich nicht beantworten lassen. Und zwar auch dann nicht, wenn die Wissenschaft - und das ist zu hoffen - weiter in großem Tempo erhebliche Fortschritte erzielt.
Die Tatsache, daß ein nicht unerheblicher Teil der Menschheit zu allen Zeiten gar nicht willens war, sich seinem freien Willen und der sich daraus ergebenden Verantwortung zu stellen, spricht m.E. nicht gegen das Konzept des freien Willens. Ich persönlich hielte eine Welt ohne freien Willen für buchstäblich sinnlos.
Auch wenn unser Rechtsystem alles andere als perfekt ist, so glaube ich doch nicht, daß unsere Strafprozesse von grundlegend falschen Annahmen ausgehen. Mit Schauern erinner ich mich an pseudowissenschaftliche Auswüchse, wie etwa den von Karl Menninger in seinem Aufsatz "Therapie statt Strafe" aus dem Jahr 1959, der in völlig abwegiger Ansicht davon ausgeht, daß
a) wissenschaftliche Erkenntnisse (sofern sie solche sind) zu besonderen moralischen Schlußfolgerungen privilegieren, und
b) die quasi empirische Erkenntnis, jemand sei zur Kriminalität veranlagt (z.B., weil ein hoher Prozentsatz von Personen mit ähnlichem psychichen Zustand oder ähnlicher neuronaler Struktur in der Vergangenheit überdurchschnittlich kriminell war), in irgendeiner Form zur präventiven Therapie - auch gegen den Willen des Betroffenen - berechtige.
Zurecht wird nach unserem Rechtssystem lediglich derjenige bestraft, der Straftaten begangen hat. Während sicher nicht alles, was unmoralisch ist, gleichzeitig illegal ist, so sind nahezu alle Straftaten auch höchst unmoralisch. Moral und Ethik als wesentliche Teile des praktischen Philosophie ("Was soll ich tun?" im Gegensatz zu "Was kann ich wissen?" und "Was darf ich hoffen?") sind Felder, die ich für menschlich wesentlich halte und auf denen ich ebenfalls meine, daß die Wissenschaften keine Methodik haben - Wissenschaft ist Methode - in irgendeiner Form Antworten zu liefern.
Grüße
John
Nachtrag: [Links nur für registrierte Nutzer] heutige Artikel der Faz untermauert die Aktualität des zweiten Teils meines letzten Beitrags.
Grüße
John
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