Fanatiker bedrohen Europa, nicht der Islam
Erklärung von Terry Davis, Generalsekretär des Europarates, anlässlich des „Marsches gegen die Islamisierung Europas” heute in Brüssel:
Straßburg, 11.09.2007 – Die europäischen Werte sind bedroht, so die Veranstalter eines Protestmarsches unter dem Motto “Gegen die Islamisierung Europas”, der heute in Brüssel stattfinden sollte, obwohl der Bürgermeister der Stadt es untersagt hatte. Tatsache ist, dass Europa und seine Werte tatsächlich in Gefahr sind, aber dass die Gefahr nicht vom Islam ausgeht. Unsere gemeinsamen europäischen Werte werden von Fanatikern und Radikalen untergraben, sowohl von Islamisten als auch von Feinden des Islam, die Ängste und Vorurteile für ihre politischen Ziele nutzen.
Die selbsternannten Verteidiger der europäischen Werte behaupten, der Bürgermeister habe ihre von der Europäischen Menschenrechtskonvention garantierten Rechte verletzt. Die Versammlungsfreiheit und die Freiheit der Meinungsäußerung sind tatsächlich grundlegende Voraussetzungen für Demokratie, sie sollten aber nicht als Erlaubnis betrachtet werden, andere zu beleidigen. Ich werde mich nicht an der Diskussion beteiligen, ob der Marsch hätte erlaubt werden sollen oder nicht, aber ich stelle fest, dass die Auslegung der Konvention durch die Demonstranten doch zumindest selektiv ist. Es ist sehr wichtig daran zu erinnern, dass die Versammlungs- und Meinungsfreiheit eingeschränkt werden können, um die Rechte und Freiheiten anderer zu schützen, einschließlich der Gedanken-, Gewissens-, und Religionsfreiheit. Das gilt für alle Menschen in Europa, einschließlich der Millionen Europäer islamischen Glaubens, die das Hauptziel dieser heutigen Zurschaustellung von Fanatismus und Intoleranz waren.