Hier ein Strang zu einem Thema, das reichlich hypothetisch ist, mit dem uns Science-Fiction-Romane und -Filme aber immer wieder unterhalten:
Die Aliens kommen!
Ob es Außerirdische gibt und wenn ja, ob die sich für die Menschheit überhaupt interessieren, ist eine sehr umstrittene Frage. Doch die Menschheit selbst gibt es, das ist unbestritten. Und bei der Antwort auf die Frage
"was geschieht, wenn Außerirdische Kontakt mit der Menschheit aufnehmen?"
lässt sich zwar recht wenig über die Außerirdischen, aber sehr viel über die Menschheit und ihren akuten Zustand herausfinden :rolleyes:
Szenario 1:
friedliche Kontaktaufnahme zu "freundlichen" Aliens
Eigentlich das Vernünftigste. Die Außerirdischen kommen zur Erde, Regierungen und nichtstaatliche Akteure knüpfen Beziehungen zu ihnen. Informationen und Güter werden ausgetauscht, beide Seiten haben ihren Vorteil. Die Menschen bekommen z. B. Zugang zur besseren Raumfahrttechnologie der Außerirdischen, die Außerirdischen zu Dingen, die sie gar nicht kennen. So gibt es eine Erzählung von Larry Niven, wo die Außerirdischen zwar in wenigen Tagen von Alpha Centauri zur Erde fliegen konnten. Aber eine automatische Raumsonde, die einen jahrelangen Flug duch den interstellaren Weltraum übersteht und dann selbstständig Daten zur Erde funkt, war für sie ein Wunderwerk der Technik.
Dieses Szenario setzt aber Vernunft voraus, z. B. Handelsregeln, welche die gröbsten Unsäglichkeiten verbieten. Darf eine korrupte Regierung etwa die Mona Lisa und andere Kulturgüter auf Nimmerwiedersehen nach Andromeda verscherbeln? Nein! Dürfen Außerirdische z. B. die Irren in Nahost mit Laserkanonen und Antimaterie-Bomben versorgen? Nein!
Da fangen die Probleme schon an und es knirscht im Gebälk. Die Außerirdischen mögen ihre eigenen Probleme und Widersprüche haben, aber wenn sie den interstellaren Raumflug gemeistert haben, sind sie gesellschaftlich vielleicht auch weiter als wir. Was tendenziell dazu führt, dass die Menschen, für die diese Welt nicht gemacht ist, sich irgendwie an die Außerirdischen "ranschmeißen". Die Sorten Mensche, die sich als Nutznießer der bestehenden Verhältnisse sehen, finden selbst und gerade friedliche und freundliche Aliens vielleicht lästig. Die zeigen den einfachen Menschen, dass ein auf jeden Fall anderes und vielleicht besseres Leben möglich ist. Sollte die eine oder andere Großmacht zudem einen Krieg ins Auge fassen - sei es ein Angriff der USA auf ein Land in Nahost, sei es ein Krieg Chinas gegen Russland oder Taiwan - muss deren Regierung dann ängstlich nach den außerirdischen "Freunden" schielen. Sehen sie darin eine "innere Angelegenheit" oder sorgen sie mit irgent etwas in der Art magnetischer Induktion dafür, dass die Waffen der Kriegsparteien nicht funktionieren?
Im Grunde bleibt der Menschheit angesichts freundlicher Aliens nur, auch etwas freundlicher zu werden. Eben keine Kriege in großem Maßstab, den Menschen so viel zu bieten, dass sie nicht sehnsüchtig zu der Alien-Zivilisation - so fremd die auch sein mag - aufblicken. Sich isolieren? Steht zu befürchten, dass die Herrschenden genau das machen. Vorbilder dafür hat es in außereuropäischen Kulturen genug gegeben - die Indianer haben sich 10 000 Jahre lang isoliert, Chinesen und Japaner über einige Jahrhunderte. In dem Fall würde ich allerdings das letzte Raumschiff nehmen, egal was am Zielort wartet. Denn Isolation führt zu Stagnation, Stagnation zum Niedergang, Niedergang zum Zusammenbruch!
Eine sich isolierende Menschheit hat vielleicht für Jahrtausende Ruhe vor Außerirdischen, doch irgendwann kommen sie wieder. Und dann vielleicht
unfreundliche Aliens!
und zwar in zwei Möglichkeiten:
Aliens als Teil irdischer Machtstrukturen
IMHO illustriert das der Roman SPEKTRUM des russischen Autors Sergej Lukianenko. Hier bringen die Aliens eine Technologie zur Erde, mit der man in einem Augenblick zu anderen Planeten reisen kann. Doch diese "Wächter" stellen so hirnverbrannte Bedinungen für die Benutzung der Tore und sie selbst erweisen sich beim Umgang mit der Menschheit als so kleingeistig, dass sich für die meisten Menschen nichts ändert. Einige Privilegierte können durch die Tore reisen, es gibt Kolonien auf anderen Planeten, doch die Masse der Menschen "darf" mit altvertrauten Systemen wie gehabt um ihr Überleben kämpfen.
Ich habe mich da aber gefragt, ob solche Wesen gerade aufgrund der hm ... negativen Affekte der Menschen nicht zu veritablen Hassobjekten werden. Außerirdischen haben einen sehr speziellen Platz in der modernen Mythologie, der an wirkliche Besucher von "draußen" einige Anforderungen stellt. Entweder sind sie Götter oder Teufel, gütig und weise oder abgrundtief böse. NIE aber, NIE sind sie Mittelmaß. Als Mittelmaß werden sie weder verehrt noch gefürchtet, alldiweil sie ihre Fremdheit zu "idealen" Objekten für hate crimes macht. Sie mögen gegen das Überfallen-werden besser geschützt sein als Menschen, ändert aber nichts daran. Außerirdische, die etwa in "Alien Nation" zu einer Einwanderergruppe in den USA werden, ohne dass sich an den Verhältnissen der USA etwas ändert, werden vermutlich andauernd von Schwarzen, armen Latinos und white trasch attackiert werden. Das ist zwar zynisch, aber es ist die Realität - siehe Afroamerikaner, die bei Unruhen die Läden asiatischer Einwanderer geplündert haben. Siehe Kapitan Cook, der von den Hawaiianern getötet wurde, als sie ihn nicht mehr für einen Gott hielten.
Ergo müssen Aliens auch im Bösen entschiedener auftreten und das führt zu Szenario 3:
Außerirdische erobern die Erde!
Seit "Krieg der Welten" von H. G. Wells ein gern genommenes Szenario. Gewöhnlich ist es so, dass sich die tapfere Menschheit zusammentut und die Außerirdischen früher oder später vertreibt. Aber wie tapfer und einig ist die Menschheit wirklich? Ich "durfte" gestern eine Doku über russische Gefängnisse sehen und bei aller Kritik an den Insassen selbst sind solche Bilder auch eine Schande für die Menschheit insgesamt. Würde sich die um lebbare Verhältnisse bemühen, wären 50 bis 90 Prozent der Gefängnisinsassen nícht da wo sie sind und den ganz Harten würde unter menschlichen Bedingungen die Verbannung an ein Dorf in Sibirien besser "helfen" als der Knast, der sie nur noch härter und krimineller macht. Ach ja, dann hat mich eine Bekannte angesichts eigener Sorgen noch auf Pakistan verwiesen :rolleyes: was für politisch gewollte Unwissenheit, Armut, Elend, religiösen Fanatismus und Krieg steht.
Für Knast in Russland oder auch den USA und Massenelend in Pakistan oder auch Afrika soll dann der tapfere Erdenbürger gegen Aliens kämpfen, wobei das angesichts deren mutmaßlicher technischer Fähigkeiten der fast sichere Tod ist.
Da ist es kein Wunde, dass in den allermeisten Invasions-Schmonzetten die Aliens super-super-fies dargestellt werden. Sie müssen ja noch fieser und psychopathischer als die Menschheit sein und das ist gar nicht so leicht. Bleibt aber die Frage, warum solche superfiesen und superdestruktiven Gestalten überhaupt über das Stadium des Einzellers hinausgekommen sind und sich nicht schon gegenseitig ausgerottet haben, ehe sie den Weltraum unsicher machten :rolleyes:
IMHO machen es der Mangel an wirklich verteidigungswerten irdischen Zuständen und die Überlegenheit der außerirdischen Invasoren nahezu zwingen, bei deren hypothetischer Ankunft die weiße Fahne zu hissen und zu hoffen, dass die neuen Herren besser sind als die Brut, die sie - hoffentlich! - exterminiert haben. Ist als Film oder Buch natürlich langweilig, aber wäre die Realität :rolleyes: