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Thema: Ist der Kapitalismus so?

  1. #351
    Vater der Drachen Benutzerbild von Skorpion968
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    Standard AW: Ist der Kapitalismus so?

    Zitat Zitat von Dalayah Beitrag anzeigen
    Stimmt, das versucht jedes Unternehmen, aber das heisst nicht, dass dieses Streben das Resultat ausmacht, denn so richtig gelingen tut das im Normalfall nicht. Je mehr einer versucht Preise nach oben zu diktieren, desto leichter macht man es der Konkurrenz, die Preise zu unterlaufen, desto schneller ist die beherrschende Marktstellung dahin.
    Das ist idealtypisch. So sollte es funktionieren. Tut es im Normalfall aber eben leider nicht. Kannst du in der Realität vielfach beobachten.

    Mit ressourcenschonend meinte ich die Ressource Mensch, nicht die Bodenschätze. Wenn Bodenschätze im Boden liegen, nutzen sie einem nichts, wozu also schonen ? Menschliche Arbeit hingegen ist knapp, und so lange man mit den jetzt vorhandenen Ölreserven noch gut auskommt, lohnt es sich nicht, übermäßig viel Geld in Forschung nach neuen Energiequellen zu stecken, aber es wird ständig mehr.
    Ja, wenn Bodenschätze im Boden liegen, nutzen sie einem nichts.
    Schon mal darüber nachgedacht, dass dieser Planet nach deinem Ableben nicht aufhört zu existieren? Dass nach dir noch andere kommen? Hat dir jemand die Botschaft erteilt, dass du und deine Zeitgenossen diesen Planeten bis aufs Hemd ausheben sollen?

    Ressourcen sind *ziemlich* unendlich, denn wir können doch gar nicht wissen, was in Zukunft alles als Ressource verwendet wird. (Gab es da nicht mal eine dreckige schwarze Flüssigkeit, die höchstens für rußende Lampen Verwendung fand ?)
    Ideen *sind* unendlich, ich muss nicht das Rad neu erfinden, aber vielleicht dessen Herstellungsmethoden ? Was die Plüschbären betrifft, gibt es keinen Grund, warum die Herstellung nur in einem Land stattfinden soll. Autos werden ja auch in der ganzen Welt gebaut, irgendwelche Unterschiede lassen sich sicher auch bei Plüschbären gewinnbringend einnähen.
    Natürlich sind Ressourcen NICHT unendlich. Wir befinden uns hier in einem abgeschlossenen System.
    Und da Ressourcen nicht unendlich sind, können auch jegliche Transformationen dieser Ressourcen nicht unendlich sein.
    Nicht mal Ideen sind unendlich. Da sich auf diesem Planeten über alle Zeiten hinweg nur endlich viele Menschen befinden und jeder dieser Menschen im Laufe seines Lebens nur endlich viele Ideen produzieren kann, sind in der Tat auch die Ideen endlich.

    Das Problem mit der Wirtschaft ist, dass sie ohne Markt nicht wächst.
    Das ist deine persönliche Annahme. Belegbar ist das nicht.
    Teilen ist das neue Haben.

  2. #352
    Mensch Benutzerbild von Rotschild
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    Standard AW: Ist der Kapitalismus so?

    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Ja, also...es ist ganz einfach, was ich meine: die freie Marktwirtschaft muß meiner Meinung nach auch dann wenn sie staatlich kaum gebändigt wird (was ich nicht befürworte!) keineswegs zu dem oft als Horrorszenario dargestellten Raubtierkapitalismus werden, weil es unzweifelhaft in dem Menschen humanitäre Werte gibt, deren Umsetzung die freie Wirtschaftsordnung jeden erdenklichen Platz bietet. Es ist ja nun nicht so, daß jegliche Sozialität automatisch denen vorbehalten wäre, die ständig den Kommunsimus aufrufen.
    Wer gutes Geld macht und soziale Bedürfnisse verspürt, hat in der freien Marktwirtschaft alle Möglichkeiten zu geben. Sei es als Spende, Stiftung, Schenkung oder einfach als "Almosen".
    Hier setzt Du doch das Argument an, welches Sozialisten immer vorgeworfen wird: "Ihr geht davon aus, daß der Mensch gut ist, altruistisch handelt und nicht nur an sich denkt. Deswegen kann euer System nicht funktionieren".

    Du gehst hier ebenfalls davon aus, daß diejenigen, die das Geld haben, in gewissem Grade altruistisch handeln und somit kein Raubtierkapitalismus entsteht. Es ist richtig, daß es durchaus Menschen gibt, die etwas von ihrem Reichtum abgeben, die sozial engagiert sind usw. Die Frage, die sich stellt, ist doch: inwieweit begünstigt und fördert das System solche sozialen Kompetenzen, solch altruistisches Handeln, unabhängig von der Person und ihrer individuellen Einstellung. Und hier gibt es zwei Dinge, die sehr stark gegen den Kapitalismus als sozialen Wohltäter sprechen:

    Zum ersten ist altruistisches Handeln, d.h. das bewußte Inkaufnehmen eines persönlichen Nachteiles zum Nutzen anderer, marktwirtschaftlich gesehen schlecht. Stelle Dir zwei Firmen vor, die identisch sind, und stelle Dir vor, eine der beiden Firmen würde einen solchen Nachteil inkauf nehmen: diese würde ins Hintertreffen geraten, einfach weil sie weniger investieren kann, weil sie weniger Mittel hat, kurz, weil sie einen Wettbewerbsnachteil hat. Im ungünstigen Fall wird die Firma vom Markt verschwinden und wäre für ihren Nachteil abgestraft worden.
    Soziales Engagement im Kapitalismus muß man sich leisten können, es ist so etwas wie ein Luxusgut, und in einem harten Wettbewerb ist dies alles andere als selbstverständlich und schon gar nicht voraussetzbar.

    Der zweite Punkt betrifft dann diejenigen, die es sich leisten können. Das sind doch am Ende diejenigen, die sich durchsetzen konnten, die ihre Konkurrenz ausschalten konnten, die eine überlegene Marktstellung erreichen konnten. Ohne alle über einen Kamm scheren zu wollen, so wird doch daran schon ersichtlich, daß im überwiegenden Normalfall nicht der altruistische Charakter, der sich um andere sorgt, am Ende oben steht, sondern der egoistische Charakter, dem es nur um den eigenen Vorteil geht.

    Ich halte die grundsätzlichen Wirkungsprinzipien des Kapitalismus also für unsozial, egoistisch und menschenfeindlich. Es gab bspw. im 19. Jahrhundert Vorschläge, daß man die Armen doch verhungern lassen solle, da sie nichts zur Gesellschaft beitragen. Eine der Hauptursachen, warum der englische Staat zwischen 1845 und 1849 nicht eingriff, als es in Irland zu einer [Links nur für registrierte Nutzer] schlimmsten Ausmaßes kam, war die damalige Haltung der Regierung, den Handel, also den Markt, möglichst nicht zu reglementieren und sich nicht einzumischen: Laissez-Faire-Kapitalismus. Das Ergebnis: in 4 Jahren 500.000 bis 1 Million Tote und 1 Mio. Auswanderer, in einem Land, in welchem offiziell nur acht Millionen Einwohner lebten.

    Du kannst die grundsätzlichen Prinzipien nicht damit abschaffen, indem Du auf Ausnahmen verweist und davon ausgehst, daß der soziale Hang des Menschen, insbesondere jener, die sich in einer Ellenbogengesellschaft durchsetzen konnten, schon ausreichen wird, um "sozial genug" zu sein.
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Es geht mir aber darum, daß das politisch bestimmende Credo sein muß "soviel individuelle Freiheit wie möglich und nur soviel Dirigismus wie nötig".
    (Übrigens kann in der freien Marktwirtschaft der geneigte Bürger gerne
    sein Vermögen soweit verteilen, daß es auch kommunistische Vorstellung befriedigen würde.)
    So sehe ich das mit der Freiheit auch, im Gegensatz zu Dir setze ich wirtschaftliche Freiheit aber nicht mit individueller Freiheit gleich. Und sein Vermögen zu verteilen bringt gar nichts, das wäre nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, und im Kontext des Kapitalismus einer jener oben genannten Nachteile, die auch im privaten unschöne Folgen haben können- wenn Du bspw. keine Rücklagen hast und plötzlich Deinen Job verlierst.
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Der Sozialismus hingegen, mit Umverteilung von oben herab, stellt dieses Prinzip auf den Kopf, weil er durch die grundsätzliche Nichtakzeptanz des Eigenregelungsbedarfes menschlicher Bedürfnisse latent Unfreiheit erzeugt.
    Der von Dir genannte "Eigenregelungsbedarf" setzt schonmal voraus, das man etwas besitzt, das man "eigen" regeln kann. Auch habe ich das Gefühl, daß Du damit eigentlich die Eigenregelungsmechanismen des Marktes meinst. Wie dem auch sei: wenn Du im Sozialismus 3000 Euro kriegst für Deine Arbeit im Staatsbetrieb und Dir davon kaufen kannst, was Du willst, wo wird da Unfreiheit erzeugt? Und wo wird Unfreiheit erzeugt, weil der Gewinn, den Dein Unternehmen macht, nicht nur Dir zugute kommen soll, sondern allen?
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Kurz: der Sozialismus ist dazu verdammt, in völliger Unterdrückung zu enden, weil es einen natürlichen Widerspruch gibt zwischen systemimmanenter Freiheitsbeschränkung und freiheitsbedarf des Individuums.
    Auch hier setzt Du wirtschaftliche Freiheit mit individueller gleich, welches ein Trugschluß ist. Es ist in einem sozialistischen Staat völlig unnötig, Leute zu überwachen wie die Stasi oder Mauern zu bauen, um "Republikflucht" zu verhindern. Ich halte die DDR für keinen Repräsentanten eines sozialistischen Staates nach meiner Vorstellung, sondern für eine an die stalinistische Sowjetunion angelehnte Diktatur, die ihren Machtanspruch durch ein - nach meiner Ansicht- falsches sozialistisches Weltbild legitimierte.
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Die freie Marktwirtschaft ist hingegen NICHT dazu verdammt ist, im Raubtierkapitalismus zu enden, weil soziales Denken mit ihr erstens nicht in unvereinbarem Widerspruch steht
    Nein, aber soziales Denken ist gleichzeitig auch weder systemimmanent noch wird es gefördert, eher im Gegenteil. Im Kapitalismus muß man zuerst an sich denken, dann an andere. Es braucht schon die individuelle Überzeugung einzelner, um gegen diesen Strom zu schwimmen und sozial zu sein.
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    und weil zweitens die persönlichen Beschränkungen (nicht jeder Millionär wird Milliardär, ich kann nicht alles tun was ich will) im Idealfall auf natürlich(!) begründbaren Umständen beruhen, die vom Individuum üblicherweise nachvollziehbar sind und daher als weniger demütigend empfunden werden.
    Es gibt keine natürlichen Umstände in diesem Sinne. Selbst solche Aussagen wie "Du sollst nicht töten" beruhen auf Überzeugungen und gesellschaftlichem Konsens und sind nicht natürlich, sondern moralisch. Ähnlich verhält es sich heutzutage mit dem Arbeits-, Lohn- und Leistungsbegriff, der auch nur gesellschaftliche Norm, aber nicht natürliche Unabänderlichkeit ist.
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Der Unterschied ist wichtig! Wenn ich nämlich der freien Wirtschaft an sich bereits die Eigenschaft einer Ideologie zuweise, impliziere ich damit, daß sie nur ein beliebiges gedankliches Konstrukt darstell, daß man ebenso beliebig verwerfen kann.
    Da hast Du des Pudels Kern. Sie IST nur ein gedankliches Konstrukt, das zwar prima auf die Realität paßt und dort auch nach seinen Maßgaben funktioniert, aber eben deswegen noch lange nichts natürliches ist, oder gar etwas alternativloses. Sie ist nur ein Modell des gesellschaftlichen Zusammenlebens, das heutzutage leider kaum mehr hinterfragt, sondern wie auch von Dir als gegeben vorausgesetzt wird.

    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Das ist sie aber nicht, denn sie ist ein grundsätzliches Freiheitsmerkmal und Bedürfnis freier Individuen.
    Weder Meinungsfreiheit noch Reisefreiheit noch eine sonstige Freiheit einschließlich der Demokratie bedürfen der Marktwirtschaft. Einzig die freie Marktwirtschaft benötigt die Marktwirtschaft .
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Der Kommunismus/Sozialismus begeht jedoch den boshaften Fehler, aus dieser natürlichen Beschränkung (ein notwendiges Übel) ein staatliches Hoheitsprinzip dergestallt ableiten zu wollen, daß alles verboten ist, was nicht grundsätzlich erlaubt ist. Und erlaubt wird möglichst wenig (weil sonst der Sozialismus gefährdet ist)
    Äh, Nein. Der Sozialismus kann und soll alle Freiheiten gewähren, gefährdet sein, hinterfragt werden, verbessert werden oder anderen Systemen weichen, wenn der freie und mündige Bürger das möchte. Das ist Demokratie.
    Du verwechselt es schon wieder mit der DDR-Diktatur: Dort setzte die Partei sich und ihr System mit Sozialismus gleich und erklärte jeden, der gegen sie oder das System war, zum Feind, sagten aber nicht "Feind unserer Machtstellung", sondern "Feind des Sozialismus"- klang halt besser, ist aber genauso eine Lüge, als würde heute ein gewisser Präsident vorgeben, für Demokratie und die Befreiung des irakischen Volkes im Irak zu sein.

    Die natürlichen Beschränkungen gibt es auch im Sozialismus, die Endlichkeit der Ressourcen usw.- das einzige, was sich ändert, und was den Sozialismus so fundamental vom Kapitalismus unterscheidet, ist deren Verteilung und die realisierte Möglichkeit (im Gegensatz zur nur theoretischen, aber nicht zwingend vorhandenen Möglichkeit), daß jeder Teilhabe am Wohlstand der Gesellschaft hat. Und dieses Verteilungsprinzip wird als diskutabel aufgefaßt, hinterfragt und eben nicht als gegeben vorausgesetzt.
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Ich habe es gerne andersherum: der Staat sorgt dafür, daß seine Bürger möglichst viele Freiheiten genießen können.
    Da sind wir uns ja einig.
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    Die glücklichen Sklaven sind der größte Feind der Freiheit
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  3. #353
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    Standard AW: Ist der Kapitalismus so?

    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Langsam...du glaubst, für Leistung eine Gegenleistung zu erbringen sei eine freiwillige Sache?
    Nein, keine freiwillige Leistung im eigentlichen Wortsinne, da es vorausgesetzt und erwartet wird. Es ist eine gesellschaftliche Vereinbarung. Es kann auch Leistung ohne Gegenleistung geben, bspw. wenn die Uni Studenten ausbildet, ohne von ihnen eine Gegenleistung für das Studium zu wollen.
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Selbstverständlich unterscheide ich zwischen "selbst schuld" und "nicht schuld". Die Unterscheidung ist im konkreten Einzelfall sicher nicht immer leicht, aber das ist die Krux: sie ist umso wichtiger um wirklich notleidende Bedürftige von Parasiten zu unterscheiden. Das Durchfüttern aller vorsätzlichen, gesellschaftlichen Leistungsverweigerer steht für mich nicht zur Debatte.
    Dein letzter Satz klingt schon wieder so totalitär, daß Dir dessen Entmenschlichung doch eigentlich ins Auge stechen müßte.
    Nebenbei halte ich hochverdienende Manager eher für gesellschaftliche Parasiten als "Leistungsverweigerer". Wenn ein Durchschnittsverdiener 3000 Euro bekommt, dann kann mir niemand erzählen, daß irgendjemand so viel mehr und so viel schwerer arbeiten muß, daß ein Millionengehalt gerechtfertigt wäre.
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    Sozialisten wollen Menschen kontrollieren, ihnen die Früchte ihrer Leistung und ihre natürlich mögliche Freiheit rauben.
    Also, ich will Dich weder kontrollieren noch Deine Freiheit rauben und die Früchte Deiner Arbeit hängen nicht von Deiner Leistung, sondern von deren Marktwert ab.
    Zitat Zitat von Manfred_g Beitrag anzeigen
    so daß nicht nur die Theorie euer natürlicher Feind ist, sondern insbesondere auch die Wahrheit der erlebten Praxis.
    "Das einzige Kriterium für die Wahrheit ist die Praxis"- netter Satz, nicht, und er stammt von Karl Marx.
    Kannst Du uns zugestehen, daß auch wir die "erlebte Praxis" nicht schön fanden und daß auch wir keine zweite bürokratische Diktatur wollen, wohl aber noch an die Ideen und Überzeugungen des Sozialismus glauben?

    Dazu ein kleiner Witz

    Ronald Reagan kommt in den Himmel und klopft an die Pforte. Als guter Amerikaner hat er seine Waffe dabei. Petrus macht auf und meint:" Ah, sieh an der Ronald", er sieht die Pistole und fügt hinzu:"Damit kommst Du hier aber nicht rein, Waffen sind hier verboten!" Reagan erhascht einen Blick durch die Pforte und sieht auf einem Stuhl einen alten, bärtigen Mann sitzen, der ein Maschinengewehr in der Hand hat und sagt:"Aber da, der liebe Gott hat doch auch eine Waffe, warum darf ich dann keine haben?". Sagt Petrus:"Das ist nicht der liebe Gott, das ist Karl Marx, der wartet auf Honecker, und DAS können wir alle verstehen!"
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  4. #354
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    Standard AW: Ist der Kapitalismus so?

    Der moderne Feudalismus wird durch den verbrecherischen Sozialismus des Sozialstaatsprinzips scheingerechtfertigt. Doch es darf keine Gesetze geben, die Betriebslose zum Inhaberinstrument deklarieren.
    Wer was gegen Kapital hat, kann ja Inhabern den Affen schieben - von mir aus darf so ein Depp dann über das von ihm Inhabern in die Tasche erwirtschaftete Kapital schimpfen. Darüber kann ma ja nur lachen - über Leute, die über ihre eigene Dummheit schimpfen.
    Solche Deppen gibts wirklich.

  5. #355
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    Standard AW: Ist der Kapitalismus so?

    Zitat Zitat von Rotschild Beitrag anzeigen
    Um ein System zu kritisieren bedarf es keiner Alternative. Wir haben aber sogar eine mögliche Alternative angerissen, die die ganzen Kritikpunkte am Kapitalismus ausräumt. Selbst wenn sie falsch wäre, diese Alternative, was ich nicht glaube, so wäre die grundsätzliche Kritik am Kapitalismus damit nicht weniger berechtigt oder weniger richtig.




    ....Wir müssen nichts dergleichen garantieren. Wenn jeder das macht, was er am besten kann, was er machen will, nicht um seine Existenz fürchten braucht und Anteil an den Gütern und dem Wohlstand der Gesellschaft hat, sind wir zufrieden. Diese ganzen Prozesse der Forschung und Entwicklung wird es auch im Sozialismus geben, Einmischungen von oben soll es nicht geben, d.h. der Schuster entscheidet selbst, wie seine produzierten Schuhe aussehen.
    Wenn ihr den Kapitalismus bloß kritisiert, weist ihr damit zunächst nur auf die Notwendigkeit seiner Ergänzung hin. Wie die Sozialdemokratie. Ihr könntet euch ja noch einmal dezidierter zum skandinavisch-sozialdemokratischen Modell äußern, wie ich es oben beschrieben habe: Was gefällt euch daran nicht? Dafür müsstet ihr keine Schwedenkenner sein, es reicht die Auseinandersetzung mit dem theoretischen Modell.

    Dort gibt es einen gegenüber der Wirtschaft selbständigen Staat. Selbständig ist er dadurch, dass er mit den sozialen Rechten des Einzelnen eigene klare Maßstäbe formuliert. Was auch hier bleibt, ist allerdings die Notwendigkeit für den Einzelnen, sich um sein Auskommen zu kümmern. Der Staat hilft ihm zur Selbsthilfe, aber es gibt nach wie vor einen Ernst im Leben: Die persönliche materielle Reproduktion. Im öffentlichen Dienst oder am Markt, oder in zivilgesellschaftlichen Umverteilungsgruppen, die allerdings ihrerseits von öffentlicher Zuwendung oder von Marktnischen abhängen. (Diese Anerkennung des Marktes ist übrigens etwas fundamental anderes, als wenn der deutsche Sozialdemokrat Schröder korporatistische Abkommen mit der niedersächsischen Autoindustrie schließt.)

    Nun, vielleicht gefällt euch auch die skandinavische Anerkennung des Kapitalismus nicht, weil ihr der Meinung seid, es solle diesen Ernstfall persönlicher Entscheidungen überhaupt nicht mehr geben: Niemand solle scheitern können, da ja jeder Mensch mit seinen Talenten wertvoll ist. Deswegen wollt ihr den Markt ersetzen, an dem man eben scheitern kann, weil die individuellen Fähigkeiten dort eventuell nutzlos sind.

    Demgegenüber setzt ihr einen neuen Maßstab: "Jeder nach seine Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen!" Ich wendete dagegen ein, dies klappe vielleicht in eurer WG oder in extrem homogenen Gemeinschaften wie der besagten Sippe im Wald, aber nicht in der großen weiten Welt.

    Und wie soll das auch in einer freien Gesellschaft funktionieren? Wenn, ganz plakativ gesagt, alle nur noch Germanistik-Professoren werden wollen? Wenn alle nur noch fluffige Jeans herstellen wollen, niemand Drecksarbeit machen will und niemand Maschinen erfinden will, die diese Drecksarbeit ausführen? Oder realistischer gesagt, wenn einfach nicht genug Fähigkeiten zur Verfügung stehen, um die ständig wechselnden Bedürfnisse der Verbraucher - denn das bleiben sie auch im Kommunismus - zu befriedigen.

    Ich braucht auch im Kommunismus einen Mechanismus, der hier ein System organisiert. SONST BLEIBEN ALLE EURE GEDANKEN NAIVE SPIELEREI.

    Ein System, das dem Anspruch „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen“ übrigens gerecht wird, ist die entmenschte Hölle, die in Huxleys „Brave New World“ beschrieben wird. Ihr assoziiert mit dieser Distopie vielleicht eher eine kapitalistische Hölle, aber mich erinnert die Funktion des Herrn Mannesmann der deutschen Übersetzung eher an das ZK als an eine Bundesregierung.

    In der Tat, beide großen universalistischen Konzepte, der Liberalismus genau so wie der Kommunismus, müssen sich die konservative Kritik eines Rolf Schroers gefallen lassen:
    „Das Prinzip der neuen Herrschaft ist technisch; es stellt die Welt als Material zur Verfügung. Die politische Ideologie liefert die Anweisung, wie zu verfügen sei, und da die Technik den ganzen Planeten umfaßt, bedarf es auch der umfassenden Verfügung. Das erklärte Ziel ist Glück und Wohlstand für alle, in Frieden und durch die Sozialstruktur gewährleisteter Freiheit. Diese Rechnung kann aufgehen, wenn der Mensch sich in ihr verrechnen läßt. Das kann aber nur auf Kosten seiner personalen Eigengesetzlichkeit geschehen.“ (Schroers 1961: Der Partisan, S. 27f)

    Dabei richtet Schroers diese Kritik vor allem an den Kommunismus. Und ich denke auch, dass die Kombination vom freien Markt der Ideen, Güter, Dienstleistungen und der gleichberechtigten Staatsbürgerschaft, wie sie der Liberalismus formuliert, die personale Eigengesetzlichkeit des Einzelnen besser berücksichtigen kann als der Kommunismus, trotz aller Marktzwänge. Denn diese personale Eigengesetzlichkeit schließt immer auch eine individuelle Dynamik mit ein, die eben immer auch SOZIAL PROBLEMATISCH sein können muss, um tatsächlich frei zu sein: das ist eben bei den Ideen Einzelner oft der Fall, mit denen sie ihr persönliches Glück versuchen.

    Konzepte aber, die davon ausgehen, dass sie Menschen schon irgendwie in ein perfekt austariertes Kollektiv verwandeln können, scheinen mir demgegenüber eher furchterregend. Und wenn sie nicht bereit sind auszuformulieren, wie sie die Bildung eines ZKs umgehen wollen, wirkt das nicht eben vertrauenswürdiger auf mich.
    Geändert von Rude Boy Rocket (02.10.2007 um 14:18 Uhr)

  6. #356
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    Standard AW: Ist der Kapitalismus so?

    Zitat Zitat von politisch Verfolgter Beitrag anzeigen
    Der moderne Feudalismus wird durch den verbrecherischen Sozialismus des Sozialstaatsprinzips scheingerechtfertigt. Doch es darf keine Gesetze geben, die Betriebslose zum Inhaberinstrument deklarieren.
    Wer was gegen Kapital hat, kann ja Inhabern den Affen schieben - von mir aus darf so ein Depp dann über das von ihm Inhabern in die Tasche erwirtschaftete Kapital schimpfen. Darüber kann ma ja nur lachen - über Leute, die über ihre eigene Dummheit schimpfen.
    Solche Deppen gibts wirklich.
    Oje. Amigo hatte also Recht. - Das war wohl eine Power Point Präsentation zuviel.

  7. #357
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    Standard AW: Ist der Kapitalismus so?

    Zitat Zitat von Rotschild Beitrag anzeigen
    Kannst Du uns zugestehen, daß auch wir die "erlebte Praxis" nicht schön fanden und daß auch wir keine zweite bürokratische Diktatur wollen, wohl aber noch an die Ideen und Überzeugungen des Sozialismus glauben?

    Dazu ein kleiner Witz

    Ronald Reagan kommt in den Himmel und klopft an die Pforte. Als guter Amerikaner hat er seine Waffe dabei. Petrus macht auf und meint:" Ah, sieh an der Ronald", er sieht die Pistole und fügt hinzu:"Damit kommst Du hier aber nicht rein, Waffen sind hier verboten!" Reagan erhascht einen Blick durch die Pforte und sieht auf einem Stuhl einen alten, bärtigen Mann sitzen, der ein Maschinengewehr in der Hand hat und sagt:"Aber da, der liebe Gott hat doch auch eine Waffe, warum darf ich dann keine haben?". Sagt Petrus:"Das ist nicht der liebe Gott, das ist Karl Marx, der wartet auf Honecker, und DAS können wir alle verstehen!"

    Köstlich, köstlich.


    Ich glaube aber, ich kenn noch n besseren Reagan Witz:

    Ronald Reagan trifft sich abseits einer UNO-Versammlung mit anderen Vertretern westlicher Staaten. Da erfährt er im kleinen Kreis, dass sich der schwedische Premier Olaf Palme ebenfalls angemeldet hat.
    "Was will dieses Kommunistenschwein hier bei uns?" tönt er in die Runde, worauf sein Berater ihm hastig ins Ohr flüstert: "Aber Mr. President, Mr. Palme ist ein überzeugter Antikommunist!"
    Darauf Reagan: "Mir doch egal, was für ne Sorte Kommunist er ist: Was will der Kerl?"

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