+ Auf Thema antworten
Seite 2 von 4 ErsteErste 1 2 3 4 LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 11 bis 20 von 34

Thema: Verlagerung der Konzerne und Firmen ins Ausland

  1. #11
    Mitglied Benutzerbild von kangal
    Registriert seit
    13.02.2004
    Ort
    nrw
    Beiträge
    364

    Standard

    hi opus111,
    bin im wesentlichen deiner meinung, auch was die äusserst pessimistische zukunftssicht angeht. im thread "horst köhler" schreibst du was von der rückkehr zur klassischen "nationalökonomie". ich weiss, was du meinst, aber was hältst du von einer (erstmal europäischen) "regionalökonomie"? ich denke, dass der nationenbegriff über kurz oder lang keine gültigkeit mehr haben wird (auch wenn mich die nationalisten hier im forum jetzt schlachten werden).

    hi Amida Temudschin,
    "profit over people" ist ganz gut, obwohl (oder gerade weil) chomsky sehr oberflächlich bleibt und einen mehr oder weniger zwingt sich detaillierter mit dem thema auseinanderzusetzen.

    ich kann dir noch "empire- die neue weltordnung" von michael hardt und antonio negri empfehlen. ist zwar sehr theoretisch, zeigt aber viele zusammenhänge und hintergründe.

    interessant ist auch rifkins "das ende der arbeit" er setzt sich mit der zukunft der arbeit auseinander und lässt sprüche wie "sozial ist, was arbeit schafft" mittelfristig noch dümmer aussehen, als sie heute schon sind.

    hi der neue,
    bitte bedenke, dass deutsche produkte im ausland ja nicht ausschliesslich aufgrund des preises gekauft werden.

    allgemein zur globalen wirtschaft:
    es sind doch genau die ideologischen prinzipen der (wirtschaftlichen)globalisierung, die uns in die soziale, wirtschaftliche und ökologische sackgasse geführt haben, in der wir uns heute befinden. das primat des schnellen (und wie sie meinen unendlichen) wirtschaftlichen wachstums, die forderung nach freihandel zur stimulierung dieses wachstums, den uneingeschränkzten "freien markt", der verzicht auf staatliche regulierung, die privatisierung staatlicher dienstleistungen, die völlige abhängigkeit von zügelloser konsumgier. all das hat doch dafür gesorgt, dass wir heute da sind wo wir sind. ist es nicht paradox, als lösungskonzept das weitergehen dieses weges vorzuschlagen?
    kann ein system, dass auf grenzenloses wachstum setzt in einer welt endlicher ressourcen überhaupt funktionieren?

  2. #12
    Mitglied
    Registriert seit
    29.09.2003
    Ort
    Deutschland
    Beiträge
    136

    Standard

    Hi Kangal,

    ich finde Deine Bemerkung sehr zutreffend! Auch ich bin der Ansicht, dass der Nationenbegriff längst überholt ist und dass das von mir Gemeinte mit dem Begriff einer europäischen „Regionalökonomie“ eher zur Geltung kommt, wobei „Regionalökonomie“ allerdings nicht mit der heutigen Ausgestaltung eines „Europa der Regionen“ gleichgesetzt werden sollte. Möglicherweise ist es außerordentlich schwierig, auch nur einigermaßen adäquate Begrifflichkeiten zu finden, die nicht von irgendeiner Seite fehlgedeutet werden könnten.

  3. #13
    l_osservatore_uno
    Gast

    Standard Im ...

    ... globalen Zusammenhang betrachtet:

    Worin ist der Unterschied zwischen regionaler und nationaler Ökonomie dann wirklich zu sehen?

    Europa ... als Region - das hab' ich wohl verstanden.

    Aber wäre das, nach Meinung der Globalisten, nicht nur eine andere Form 'kleinkarierter' Ökonomie?

    Gruß!

    Enzo

  4. #14
    City on a hill Benutzerbild von moxx
    Registriert seit
    17.03.2004
    Ort
    Atlanta USA
    Beiträge
    1.880

    Standard

    nun wenn wir hier gerade beim bücher empfehlen sind so will ich einmal auch was empfehlen und zwar ein buch von jemanden der von der materie volkswirtschaft wirklich etwas versteht.

    "einführung in die Volkswirtschaft" von gregory mankiw

    da wird einiges grundlegendes geklärt-begriffe wie produktivität und arbeitszeit sowie der faktor kapital usw.

    so zum thema gewerkschaften möchte ich sagen,

    ich halte es für richtig das es sie gibt, niemand kann in einem rechtsstaat menschen verbieten sich zusammenzuschließen, auflösen geht also nicht (soweit sie es nicht von selbst machen). jedoch bin ich gegen die gesetzliche verankerung von gewerkschaften. d.h. ich halte es nicht für richtig das gewerkschaften auch tarife für betriebe aushandeln, in denen die mehrheit der arbeitnehmer nicht in der gewerkschaft sind.

  5. #15
    Mitglied
    Registriert seit
    29.09.2003
    Ort
    Deutschland
    Beiträge
    136

    Standard

    Hi der Neue.

    Stellen wir einmal die Positionen gegenüber und operieren mit einfachen Beispielen:

    Der Kaufmann in Frankfurt an der Oder verkauft ein Kilo Kartoffeln für 2,50 EUR. Der Kaufmann in Posen verkauft ein Kilo Kartoffeln für 1,25 EUR. Wo werden wir kaufen? So weit, so gut.

    Ein Kaufmann in der Ukraine verkauft den Sack für 70 Cent. Die Ukraine scheint ja ziemlich weit weg zu sein, aber im Zeitalter globaler Transportwege spielt dies keine Rolle. Wo werden wir kaufen? Der deutsche Kaufmann ist bereits pleite. Der polnische Kaufmann macht bereits Verluste, denn die Kosten für den Transport aus der Ukraine betragen nur 30 Cent pro Sack: folglich kann der Ukrainer seine Säcke für 1 EURO pro Stück und damit anbieten.

    Aber auch der Ukrainer ist noch zu teuer, denn in Weißrussland wird noch billiger produziert.

    Da inzwischen immer mehr Deutsche arbeitslos werden, gehen die Kartoffeleinkäufe insgesamt zurück, aber gerade dann gilt: Der Billigste siegt. Irgendwann einmal funktioniert dieses ganze Modell nicht mehr, aber bis dahin sind wir längst pleite.

    Zugegeben: Dieses Modell ist etwas einfach, aber genügt fürs Erste.

    Was können wir tun? Der Kaufmann in Frankfurt an der Oder könnte seinen Beschäftigten die Löhne kürzen und Mehrarbeit verordnen (wenn er dürfte: die angeblich „bösen“ Gewerkschaften sind ja dagegen). Damit löst er Deflation aus. In Konsequenz müsste sich die Kaufkraft in diesem zugegeben sehr einfachen Modell auf die polnische reduzieren.

    Dieser Punkt wird in den aktuellen Wirtschaftsdebatten außer acht gelassen, weil sie ideologischer Natur sind. Es wird nämlich etwas ganz Einfaches und Grundlegendes vergessen: Die Tatsache, dass das Keynesianische Modell der Wirtschaftsankurbelung durch „Deficit Spending“ nicht mehr funktioniert, bedeutet keineswegs, dass ein angebotsorientiertes Gegenmodell (Senkung von Löhnen und Kosten, Verbilligung von Waren und Dienstleistungen) funktioniert. Es ist überholtes Gedankengut des 19. Jahrhunderts (Stichwort: Doktrin des Franzosen Jean-Baptiste Say), dass Angebot und Nachfrage wieder automatisch ins Gleichgewicht kommen.

    Ich drücke es mal einfacher aus. Der Ex-Finanzminister Waigel sagte einmal: „Heutzutage ist es sinnlos, mit Staatsschulden und Stimulierung der Nachfrage die Wirtschaft ankurbeln zu wollen. Die Nachfrageerhöhung reicht nicht aus, um Wirtschaftswachstum dauerhaft zu garantieren. („Strohfeuermodell“).“ Dies ist leider richtig.

    Falsch ist jedoch, daraus zu schließen, dass Einschränkungen der Nachfrage zum Zweck der Angebotsorientierung keine schädlichen – sprich: deflationären – Auswirkungen hätten. Dieser letzte Punkt wird jedoch – obgleich in der Sache unbestreitbar – von ALLEN WIRTSCHAFTSIDEOLOGEN (wozu auch die industriehörige Zunft der Wirtschaftsfachleute gehört) schlicht übersehen. Ganz einfach deshalb, weil er nicht in die aktuelle Wirtschaftsideologie passt.

    Etwas unsanfter ausgedrückt: Ja, es ist möglich, mit den Preisen von Billig-Lohn-Ländern mitzuhalten, aber um den Preis des radikalen sozialen und wirtschaftlichen Niedergangs.

    Typischer Einwand: Die Industrie und die Groß-Dienstleister (Banken, Versicherungen) werden sich doch nicht selbst schaden wollen! Meine Antwort: Zugegeben. Denn es geht diesen Unternehmen nicht mehr um die mittlere Zukunft, um Beständigkeit, sondern um schnellen Profit. Den können sie mit ihrer an mikroönomischen Interessen ausgerichteten Angebotsorientierung erreichen. Ob das Unternehmen in ein paar Jahren einmal pleite geht, was stört dies den großen Konzernlenker, wenn er nur heute Erfolg hat! Makroökomisch ist dies allerdings kein Segen.

    Fazit: Weder ein radikal nachfrage- noch ein radikal angebotsorientierter Lösungsweg scheint geboten. Dennoch können wir die heutige Misere nicht einfach als gegebenes Schicksal bezeichnen. Es gibt durchaus Alternativen, die allerdings nur noch in einem internationalen Rahmen funktionieren: Gegen die Globalisierung hilft eben nur eine globale Anti-Globalisierung, die nicht mit „nationalen“ Egoismen gleichzusetzen ist.

    Noch ein Hinweis: Während in Deutschland praktisch kein „ernstzunehmender“ Wirtschaftswissenschaftler mehr Keynesianer ist, weil dem Neoliberalismus zuwiderlaufend, orientieren sich ausgerechnet im kapitalistischen Musterland USA einige Ökonomen noch oder wieder an Keynes, darunter Paul Krugman, David Romer, Alan Blinder, Joseph Stiglitz.

  6. #16
    Foren-Veteran
    Registriert seit
    06.04.2004
    Beiträge
    8.385

    Standard

    Zitat Zitat von opus111
    Hi der Neue.

    Stellen wir einmal die Positionen gegenüber und operieren mit einfachen Beispielen:

    Der Kaufmann in Frankfurt an der Oder verkauft ein Kilo Kartoffeln für 2,50 EUR. Der Kaufmann in Posen verkauft ein Kilo Kartoffeln für 1,25 EUR. Wo werden wir kaufen? So weit, so gut.

    Ein Kaufmann in der Ukraine verkauft den Sack für 70 Cent. Die Ukraine scheint ja ziemlich weit weg zu sein, aber im Zeitalter globaler Transportwege spielt dies keine Rolle. Wo werden wir kaufen? Der deutsche Kaufmann ist bereits pleite. Der polnische Kaufmann macht bereits Verluste, denn die Kosten für den Transport aus der Ukraine betragen nur 30 Cent pro Sack: folglich kann der Ukrainer seine Säcke für 1 EURO pro Stück und damit anbieten.

    Aber auch der Ukrainer ist noch zu teuer, denn in Weißrussland wird noch billiger produziert.

    Da inzwischen immer mehr Deutsche arbeitslos werden, gehen die Kartoffeleinkäufe insgesamt zurück, aber gerade dann gilt: Der Billigste siegt. Irgendwann einmal funktioniert dieses ganze Modell nicht mehr, aber bis dahin sind wir längst pleite.

    Zugegeben: Dieses Modell ist etwas einfach, aber genügt fürs Erste.
    Hi, opus 111,
    Gut, daß Du ein einfaches Beispiel gebracht hast.
    Wir müssen es aber ergänzen: Du vergißt nämlich den Käufer des Kartoffelsacks. Dieser spart nämlich jetzt pro Sack 1,5 Euro. Dieses Geld kann er anderweitig verwenden, also z. B. verbrauchen, sparen etc.
    Und jetzt kommt das Entscheidende: Der Vorteil, den der Käufer durch die billigen Kartoffeln hat, überwiegt per saldo den Nachteil, den der Produzent der teureren Kartoffeln erleidet. Natürlich muß man feststellen: dem einen schadet es, dem anderen nutzt es. Wenn man den Unterschied aber sozusagen in Bruttosozialprodukt "umrechnen" würde, würde eben der "Gesamtnutzen" den "Gesamtschaden" überwiegen. Diesen Unterschied kann man als "Mehrwert" bezeichnen. Wird dieser Mehrwert wieder umverteilt, kann man daher sagen: Letztendlich kommt möglichst viel Wettbewerb allen zugute.
    Es wird einfach ein "größerer Kuchen" gebacken. Alles andere ist im Grunde nur ein Verteilungsproblem. Da gibt es Verlierer und Gewinner. Dieses Verteilungsproblem ist aber in der Tat gewaltig.
    Was können wir tun? Der Kaufmann in Frankfurt an der Oder könnte seinen Beschäftigten die Löhne kürzen und Mehrarbeit verordnen (wenn er dürfte: die angeblich „bösen“ Gewerkschaften sind ja dagegen). Damit löst er Deflation aus. In Konsequenz müsste sich die Kaufkraft in diesem zugegeben sehr einfachen Modell auf die polnische reduzieren.
    Deine erste Schlußfolgerung ist richtig: Die Entwicklung führt zu deflantionären Tendenzen oder besser gesagt: zu einem Abbremsen der Inflation (Stagflation), die es ja auch aufgrund von Preissenkungen bei uns in den letzten Jahren gegeben hat. Inflation gab es bei uns nur noch da, wo der Staat die Verbrauchssteuern erhöht hat (z.B. Benzin), was aber eine ganz andere Ursache ist.
    Deine zweite Schlußfolgerung ist allerdings falsch: Deflation führt nicht zu einer Verringerung der Kaufkraft, sondern gerade zu einer Erhöhung: der gleichen Geldmenge stehen ja dann eine größere Menge von Waren und Dienstleistungen gegenüber. Man kann es auch so veranschaulichen: ein Großteil des Kaufkraftverlustes, den Lohn-und Sozialkürzungen mit sich gebracht haben, wird durch den Verfall der Preise (z.B. Lebensmitteldiscounter wie Aldi) wieder ausgeglichen. Diese gegenläufige Tendenz schafft also zur gleichen Zeit wieder mehr Kaufkraft.
    Dieser Punkt wird in den aktuellen Wirtschaftsdebatten außer acht gelassen, weil sie ideologischer Natur sind. Es wird nämlich etwas ganz Einfaches und Grundlegendes vergessen: Die Tatsache, dass das Keynesianische Modell der Wirtschaftsankurbelung durch „Deficit Spending“ nicht mehr funktioniert, bedeutet keineswegs, dass ein angebotsorientiertes Gegenmodell (Senkung von Löhnen und Kosten, Verbilligung von Waren und Dienstleistungen) funktioniert. Es ist überholtes Gedankengut des 19. Jahrhunderts (Stichwort: Doktrin des Franzosen Jean-Baptiste Say), dass Angebot und Nachfrage wieder automatisch ins Gleichgewicht kommen.
    Man sollte hier sowieso nicht in abstrakten Wirtschaftsmodellen denken.
    Sollche Modelle wurden nur deswegen aufgestellt, um komplizierte Wirtschaftsprozesse auf einfache Ursachen zurückführen zu können.
    Sie gleichen Gesellschaftsideologien (Kommunismus/Kapitalismus etc.)
    die alle auch weder ganz falsch noch ganz richtig sind, sondern nur vorgeblich "einfache" Scheinlösungen anbieten.
    Angebot und Nachfrage bedingen sich gegenseitig, es ist daher falsch, auf die eine oder andere Seite eine Ideologie zu gründen.
    Ich drücke es mal einfacher aus. Der Ex-Finanzminister Waigel sagte einmal: „Heutzutage ist es sinnlos, mit Staatsschulden und Stimulierung der Nachfrage die Wirtschaft ankurbeln zu wollen. Die Nachfrageerhöhung reicht nicht aus, um Wirtschaftswachstum dauerhaft zu garantieren. („Strohfeuermodell“).“ Dies ist leider richtig.
    Damit hatte Waigel natürlich recht. Diese Gewerkschaftsthese wurde auch schnell widerlegt: sie scheitert ja schon daran, daß die Deutschen, wenn sie mehr Geld haben, dieses keineswegs ausgeben, sondern tendenziell eher sparen, (worüber sich unsere Politiker ja auch immer so schön ärgern).
    Falsch ist jedoch, daraus zu schließen, dass Einschränkungen der Nachfrage zum Zweck der Angebotsorientierung keine schädlichen – sprich: deflationären – Auswirkungen hätten. Dieser letzte Punkt wird jedoch – obgleich in der Sache unbestreitbar – von ALLEN WIRTSCHAFTSIDEOLOGEN (wozu auch die industriehörige Zunft der Wirtschaftsfachleute gehört) schlicht übersehen. Ganz einfach deshalb, weil er nicht in die aktuelle Wirtschaftsideologie passt.
    Nun gab es aber bisher in Deutschland noch nie Deflation, nicht einmal in Japan so richtig, da sehe ich keine Gefahr. In Deutschland wird jede deflationäre Tendenz schon im Kein erstickt durch die ständig wachsenden Steuern und Abgaben für Sozialsysteme, Gesundheit, Energie, also durch alles, worauf der Staat in seiner chronischen Geldnot einen Einfluß hat.
    Etwas unsanfter ausgedrückt: Ja, es ist möglich, mit den Preisen von Billig-Lohn-Ländern mitzuhalten, aber um den Preis des radikalen sozialen und wirtschaftlichen Niedergangs.
    Ich würde es anders sagen: zunächst wird es Einbußen geben, Ansprüche zurückschrauben, Gürtel enger schnallen usw.
    Später werden aber auch die Preise in den jetzigen Billiglohnländern steigen.
    Ob wir wieder konkurrenzfähig werden, liegt allein an uns: an unserem Fleiß, Energie, Innovationkraft usw. Nur auf diese Weise schaffen wir den Weg zurück zu altem Wohlstand. Eine andere Alternative gibt es nicht.
    Und zwar nicht einmal in der Theorie, geschweige denn in der Praxis.
    Typischer Einwand: Die Industrie und die Groß-Dienstleister (Banken, Versicherungen) werden sich doch nicht selbst schaden wollen! Meine Antwort: Zugegeben. Denn es geht diesen Unternehmen nicht mehr um die mittlere Zukunft, um Beständigkeit, sondern um schnellen Profit. Den können sie mit ihrer an mikroönomischen Interessen ausgerichteten Angebotsorientierung erreichen. Ob das Unternehmen in ein paar Jahren einmal pleite geht, was stört dies den großen Konzernlenker, wenn er nur heute Erfolg hat! Makroökomisch ist dies allerdings kein Segen.
    Wenn es irgendeienem Unternehmen um etwas anderes ginge, als in erster Linie Profit zu machen, dann würde dieses Unternehmen nicht mehr lange existieren. Und das ist auch richtig so: denn Profit= Mehrwert= ein größerer Kuchen, von dem nach sozialstaatlicher Umverteilung letztlich alle profitieren.

  7. #17
    Commandante Benutzerbild von Amida Temudschin
    Registriert seit
    07.10.2003
    Ort
    Nordfriesland
    Beiträge
    1.191

    Standard

    nun wenn wir hier gerade beim bücher empfehlen sind so will ich einmal auch was empfehlen und zwar ein buch von jemanden der von der materie volkswirtschaft wirklich etwas versteht.

    "einführung in die Volkswirtschaft" von gregory mankiw

    da wird einiges grundlegendes geklärt-begriffe wie produktivität und arbeitszeit sowie der faktor kapital usw.
    Bei solchen Büchern sehe ich das Problem, daß ein Laie (wozu ich mich selbst auch zähle) sie eventuell nicht verstehen wird. Daneben, und das ist für ich sogar wichtiger, beschränkt sich die Ökonomie größtenteils darauf, einen funktionierenden Markt zu schaffen, wohingegen ich die Auswirkungen der Wirtschaftsform auf die Gesellschaft und die Politik als entscheidend ansehe. Die Gesellschaft ist nicht dafür da, eine möglichst effektive Wirtschaft hervorzubringen. Stattdessen hat die Wirtschaft die Aufgabe, die Gesellschaft zu versorgen, mehr nicht. Dafür ist es natürlich nötig, daß die Wirtschaft auch überleben kann, aber ob ein Unternehmer nun darüber hinaus Gewinn macht oder nicht, ist gesellschaftspolitisch völlig irrelevant. (So, von Bücherempfelungen wieder die Kurve zum Toppic gekriegt. )
    "Ich bin bekannt für meine Ironie. Doch in Amerika eine Freiheitsstatue zu errichten wäre selbst mir nicht eingefallen."
    George Bernhard Shaw

    "Lieber tot als Sklave"
    Schlacht von Warns 1345


    Wir werden nichts beanspruchen. Wir werden um nichts bitten. Wir werden nehmen. Wir werden besetzen.

    Welche Niedrigkeit begingest du nicht, um die Niedrigkeit auszutilgen?
    Könntest du die Welt endlich verändern, wofür wärest du dir zu gut?

  8. #18
    GESPERRT
    Registriert seit
    13.05.2003
    Beiträge
    340

    Standard

    Zitat Zitat von derNeue
    Wenn Du das als die entscheidende Frage ansiehst, dann will ich Dir doch einfach die Gegenfrage stellen:
    Was würde denn passieren, wenn wir uns abschotten? Wenn wir auf das Lohnniveau in anderen Ländern keine Rücksicht mehr nehmen würden, sondern einfach unsere eigenen Löhne und Sozialleistungen durchsetzen?
    Das ist recht einfach: wir wären die längste Zeit Exportweltmeister gewesen.
    Denn die Preise, zu denen wir unsere Produkte verkaufen müßten, wären gegenüber der internationalen Konkurrenz nicht durchzusetzen.
    Wir würden zwar weniger exportieren, wären dank eines stärkeren Binnenmarktes nicht mehr so stark auf Exporte angewiesen.
    Was ist eigentlich so toll daran, Exportweltmeister zu sein? Das bedeutet doch letztlich nur, dass das, was hier produziert wird, in großem Maße nicht für die eigene Bevölkerung produziert wird und das die Wirtschaft sehr abhängig ist von der Situation in anderen Ländern.

    Zitat Zitat von derNeue
    Und zwar nicht nur im Ausland, sondern auch im Inland. Gegen Billigimporte könnten zwar zunächst einmal Zölle erhoben werden. Was aber wäre die Folge? Die Verbraucher würden die billigeren Waren nicht mehr kaufen können, sie müßten mehr Geld ausgeben, der Mehrwert, der in den billigeren Waren steckt, würde den deutschen Wohlstand insgesamt mindern. Die deutsche Wirtschaft würde nicht stärker, sondern schwächer, die Bevölkerung letztlich ärmer.
    Was Du schreibst ist bezogen auf die derzeitliche wirtschaftliche Situation in den meisten Fällen völliger Blödsinn: Was passiert, wenn wir eine Ware importieren?
    Wir bezahlen Geld ins Ausland und bekommen eine Ware, die genausogut hier hätte produziert werden können. Es stimmt zwar, das die dann zu einem höheren Preis verkauft würde, aber dieser höhere Preis ist doch gerade bedingt durch einen höheren Lohn hier, das Geld fließt in die Bevölkerung.
    Die Bevölkerung wird reicher, nicht ärmer.

  9. #19
    Mitglied
    Registriert seit
    29.09.2003
    Ort
    Deutschland
    Beiträge
    136

    Standard

    Hi der Neue.

    Aus Zeitgründen kann ich jetzt nicht auf alle Deine Punkte eingehen. Gewiss ist Deine „Richtigstellung“ eine Richtigstellung nach den klassischen Lehrbüchern, die ich auch mal vor 20 Jahren gelesen habe. Ich zitiere: „Man kann es auch so veranschaulichen: ein Großteil des Kaufkraftverlustes, den Lohn-und Sozialkürzungen mit sich gebracht haben, wird durch den Verfall der Preise (z.B. Lebensmitteldiscounter wie Aldi) wieder ausgeglichen. Diese gegenläufige Tendenz schafft also zur gleichen Zeit wieder mehr Kaufkraft.“

    Was hier oft übersehen wird, ist der simple Umstand, dass diese im übrigen bereits für „de Say“ typische Gleichung aus dem 19. Jahrhundert aus ganz banalen Gründen nicht stimmt, die eher mit dem wirklichen Leben zusammenhängen: Und zwar einfach mit der Tatsache, dass es zwischen den Ereignissen keine direkten zeitlichen Abhängigkeiten gibt (das war das schöne Credo der Ökonomie des 19. Jahrhunderts), sondern dass die deflationären Tendenzen die vermeintlichen Vorteile über einen längeren Zeitraum überwiegen. Das Sinken von Preisen erfolgt dabei keineswegs linear zu den Einkommeneinbußen. De Say hatte im 19. Jahrhundert – überzeugt von der automatischen Ausbalancierung – das Gegenteil angenommen, aber die Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts hat dies längst widerlegt. Folge: Zwar folgt aus Deflation per Definition ein theoretischer Kaufkraftzuwachs, aus Inflation das Gegenteil. Aber weder das eine noch andere repräsentieren das tatsächliche Marktgeschehen. Bevor die Preise überhaupt sinken können, müssen a.) Rationalisierungen erfolgen, b.) Löhne und Kosten gedrückt werden. Folge: Ein immer größerer Teil der Bevölkerung wird sich immer weniger leisten können. Folge: Die Preise können überhaupt nicht so schnell fallen, dass es zu einem Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage käme. Folge: Noch mehr Arbeitslosigkeit und soziale Verwerfungen. Natürlich ist es interessant jetzt zu betrachten, was mit der Geldmenge geschieht, denn die bleibt theoretisch ja die gleiche: die theoretische Kaufkraftgleichung weist in Richtung auf Kaufkraftgewinn, aber witzigerweise gerade dann, wenn praktisch niemand mehr kauft. (Bei wem das Geld unproduktiv verbleibt, darf jeder raten).

    Ebenfalls ist eine längst widerlegte Theorie, dass eine Art von Verarmung breiter Bevölkerungsschichten Produzenten dazu veranlassen könnte, mehr zu produzieren. Auch eine These des 19. Jahrhunderts.

    Ja, Du hast recht, mein Vergleich einheimischer mit polnischer Kaufkraft ist nach klassischem Lehrbuch definitiv falsch. Genauso falsch ist jedoch die Annahme, dass Einschränkungen der privaten Haushalte auf mittelfristige Sicht zu einer höheren Produktivität führen. Auch hierzu ein einfaches Beispiel:

    Ein Produzent hat 3 Angestellte: Um konkurrenzfähig zu bleiben, setzt er den ersten vor die Tür. Der Lohn des 2. Angestellten wird um 20 Prozent reduziert. Der dritte Angestellte darf, da ein Angestellter weniger arbeitet, 20 Prozent länger arbeiten. Vorher hatten jeder der drei ein Einkommen von je 100.000 Einheiten: Summe 300.000. Die neue Summe beträgt: 0 + 80000 + 100000, also 180.000.

    In der Theorie müssten sich jetzt die Preise der produzierten Ware erheblich reduzieren (um dies exakt zu berechnen, müsste das Beispiel sehr viel komplizierter ausgebaut werden). Sie werden sich jedoch zunächst nur um den Grad vermindern, der mit den Konkurrenzpreisen korreliert: d.h. der Produzent wird zwar einen Teil der Kostensenkungen und ggf. Produktivitätssteigerungen zu Preissenkungen verwenden. Aber da er zugleich daran interessiert ist, einen maximalen Profit zu erwirtschaften, wird er zunächst lediglich Konkurrenten unterbieten. Da die Konkurrenten etwas Ähnliches tun werden, setzt sich diese Spirale weiter in unerwünschte Richtungen fort. Theoretisch steigt dann zwar die gesamtökomische Kaufkraft, dennoch wird nicht mehr, sondern immer weniger gekauft.
    Gegenargument: „Da der Produzent bei Deflation mit steigender Kaufkraft rechnet, wird er mehr produzieren und dazu neue Angestellte einstellen.“ Dies ist ein Irrtum, den bereits der gute alte Keynes kritisiert hat (auch wenn es unschicklich geworden ist, mit Keynes zu argumentieren). Im Gegenteil weiß der Produzent wie jeder normale Bürger, dass die Leute immer weniger Geld in ihrem Portemonnaie haben. Er wird also austarieren, ob es sich lohnt, die Preise noch weiter zu senken, mehr zu produzieren und zu verkaufen, oder ob es für ihn einfach lohnender ist, mit etwas reduzierten Preisen und weniger Kosten eine Gewinnoptimierung zu erreichen. Oft wird er erst dann die Produktion ankurbeln, wenn er nicht nur von der theoretischen Kaufkraft überzeugt ist, sondern davon, dass die Käufer auch tatsächlich das Geld haben, zu kaufen. Und zwischen beidem – nämlich der theoretischen ökonomischen Kaufkraft – und den tatsächlich für Käufe zu Verfügung stehenden Einkommen der Nachfrager klafft ein beträchtlicher Unterschied.

    Das Keynesche Modell wird bis heute immer wieder von den neoliberalistischen Wirtschaftsgurus völlig zurecht damit kritisiert, dass die Marktprotagonisten die staatlichen Wohltaten in ihren Entscheidungen gedanklich vorwegnehmen und damit unbrauchbar machen: Produziert wird erst, wenn der Staat zahlt – simpel gesprochen. Dabei übersehen die Neoliberalisten nur allzu gerne, dass das Gleiche auch auf Ihre Annahmen bezogen werden kann. Die Wirtschaftssubjekte nehmen die Konsequenzen auch gedanklich vorweg: Sie sparen mehr, geben weniger aus. Die Produzenten passen ihre Preise nicht in gleicher Geschwindigkeit an, weil sie sich ebenfalls nicht auf den Segen der Deflation verlassen. Ob ein solches System dann irgendwann in ein Gleichgewicht kommt, ist für die meisten Menschen – d.h. für ihre realen Lebensbedingungen - eine müßige Frage.

    Noch eine Randbemerkung zu Japan: Vielleicht verfügst Du über bessere Informationen als ich, aber ich lese gerade in letzter Zeit immer wieder in der Wirtschaftspresse etwas über die Probleme der japanischen Deflation.

  10. #20
    Foren-Veteran
    Registriert seit
    06.04.2004
    Beiträge
    8.385

    Standard

    Zitat Zitat von Mithrandir
    Wir würden zwar weniger exportieren, wären dank eines stärkeren Binnenmarktes nicht mehr so stark auf Exporte angewiesen.
    Was ist eigentlich so toll daran, Exportweltmeister zu sein? Das bedeutet doch letztlich nur, dass das, was hier produziert wird, in großem Maße nicht für die eigene Bevölkerung produziert wird und das die Wirtschaft sehr abhängig ist von der Situation in anderen Ländern.


    Was Du schreibst ist bezogen auf die derzeitliche wirtschaftliche Situation in den meisten Fällen völliger Blödsinn: Was passiert, wenn wir eine Ware importieren?
    Wir bezahlen Geld ins Ausland und bekommen eine Ware, die genausogut hier hätte produziert werden können. Es stimmt zwar, das die dann zu einem höheren Preis verkauft würde, aber dieser höhere Preis ist doch gerade bedingt durch einen höheren Lohn hier, das Geld fließt in die Bevölkerung.
    Die Bevölkerung wird reicher, nicht ärmer.
    Es gab mal eine Zeit in der Menschheitsgeschichte, da hat jeder alles gemacht: Jeder war sein eigener Bauer, Handwerker, hat sein Haus selbst gebaut, sein Essen selbst beschafft usw. In der Frühzeit war jeder für sich autark, zumindest wirtschaftlich. Im Laufe ihrer Entwicklung haben die Menschen aber gemerkt, daß es wesentlich effektiver ist, sich zu spezialisieren. Das bedeutet, jeder erbringt nur noch eine bestimmte Leistung, für die er qualifiziert ist, diese aber besonders gut. Das Gesamtergebnis ist viel höher, da jeder nur noch das macht, was er besonders gut kann, und mit seinem Produkt oder seiner Dienstleistung die anderen versorgt. Diese anderen wiederum versorgen ihn mit dem, was sie besonders gut können. Das machte auch die Erfindung des Geldes nötig, praktisch als Schuldschein, den man bei jedem anderen wieder einlösen kann.
    Zwischen Staaten ist es grundsätzlich ebenso: will ein Land wirtschaftlich autark sein, fällt es zurück. Z.B. weil es keine passenden Bodenschätze hat.
    Oder auch weil es ein zu kleiner Binnenmarkt ist, und die Waren, die nur für den Eigenbedarf produziert werden, keine hohen Stückzahlen erreichen und daher teuer bleiben. Relativ großen Binnenmärkten wie z.B. den USA gelingt eine autarke Wirtschaft natürlich eher. Die amerikanischen Firmen sind nicht so stark darauf angewiesen, nach Europa zu exportieren, da ihr eigener Binnenmarkt groß genug ist. Besser ist es aber für jedes Land, Handel mit seinen Nachbarn zu treiben, für ein Land wie Deutschland ist es sogar absolut notwendig. Gerade die Länder, Regionen oder auch Städte, die intensiv Handel treiben, sind schon immer die reichsten gewesen. (z.B. die Hansestädtze im Mittelalter)
    Daher zu Deiner Frage: Warum Exportweltmeister sein? Nicht wegen dem Titel, sondern nur wegen dem Geld, das wir damit verdienen und mit dem wir nicht nur die eigenen Sozialausgaben, sondern genauso die vielen Zahlungen ans Ausland (EU usw.), in denen wir Spitzenreiter sind, finanzieren.

+ Auf Thema antworten

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Nutzer die den Thread gelesen haben : 0

Du hast keine Berechtigung, um die Liste der Namen zu sehen.

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  
nach oben