Microsoft: Motive der Raubkopierer verstehen
Bei PC-Nutzern ist das Rechtsempfinden in Bezug auf Raubkopieren stark ausgeprägt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Witten/Herdecke. Danach besteht zwischen dem Rechtsbewusstsein und dem tatsächlichen Verhalten ein großer Unterschied.
Während nahezu alle befragten Anwender der Ansicht widersprachen, Software sei ein freies Gut, gaben knapp zwei Drittel zu, selbst Raubkopien privat zu nutzen. Eine überwiegende Mehrheit sprach sich aber dafür aus, die gewerbliche Nutzung von Raubkopien als Straftat zu verfolgen.
Die im Auftrag von Microsoft Deutschland erstellte Studie suchte nach Gründen für die unterschiedlichen Ansichten. Gegenstand der Untersuchung sind User, die privat oder in Unternehmen unrechtmäßige Kopien von Software herstellen und benutzen.
Im Rahmen von Online-Umfragen und Interviews mit Experten untersuchten die Forscher die Motive von Raubkopierern. Zudem wurde ermittelt, in welche soziologischen Kategorien sich die Computer-Nutzer einordnen lassen.
Anwendertypen und Raubkopierer-Verhalten
Gruppe..... | Anteil | Altersdurchschnitt | Charakteristika
PC-Freaks.. | 10 %...| 25 Jahre.......... | ausgeprägte PC-Expertise, fertigen sehr viele Raubkopien an
Hobby-User. | 33 %...| 29 Jahre.......... | deutlich weniger PC-Kenntnisse, hohe Raubkopierintensität
Pragmatiker | 50 %...| 34 Jahre.......... | nutzen den PC meist zum Arbeiten, setzen wenig Raubkopien ein
PC-Profis.. | .7 %...| 38 Jahre.......... | beherrschen den Rechner bestens, nutzen kaum Raubkopien
Den Wissenschaftlern zufolge sei innerhalb dieser Gruppen das Bewusstsein dafür ausgeprägt, dass Raubkopieren eine Straftat ist, die wirtschaftlichen Schaden verursacht. So stimmte eine große Mehrheit dafür, dass der Verkauf von Raubkopien bestraft werden sollte, 85 Prozent stuften die Nutzung nicht lizenzierter Software in Unternehmen als strafbare Handlung ein.
Straffreiheit für privat genutzte Raubkopien
Ganz anders fiel das Umfrage-Ergebnis hinsichtlich der privaten Nutzung von Raubkopien aus: 78 Prozent der Teilnehmer standen einer Bestrafung ablehnend gegenüber. Generell sahen die Befragten privates Raubkopieren als weit weniger gravierend an als andere Rechtsvergehen, zum Beispiel Ladendiebstahl.
Die Wissenschaftler erklären dies mit der historisch gewachsenen Vorstellung des Diebstahls, nach der ein Gegenstand dem Eigentümer vom Dieb weggenommen wird, während beim Raubkopieren das Merkmal der "Wegnahme" fehlt.
Die Studie kommt zu dem Fazit, dass die Hersteller von Software im Kampf gegen private Raubkopien vor allem bei der Nachvollziehbarkeit rechtlicher Regelungen für den Einzelnen ansetzen sollten. (smk)
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