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Thema: Literatur: besondere Passagen

  1. #81
    food for thought Benutzerbild von houndstooth
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    Christian de Duve ; Fuehrung durch die lebende Zelle ;
    Seite 252
    Ein mathematisches Zwischenspiel.

    Genug, die Pointe ist gemacht. Ribosomen koennen nicht willkuerlich arbeiten, sie muessen weisungsgemaess handeln. Wie wir sehen werden,
    Tun sie das tatsaechlich und zwar mittels Anweisungen vom Nukleus. Doch das loest die Frage noch nicht ganz. Was war in prebiotischer Zeit , als noch keine Instruktionen vorhanden waren?

    Fossilbefunden zufolge dauerte es weniger als eine Milliarde Jahre bis erkennbare Zellen in welchen hunderte spezifischer Proteine zusammen gearbeitet haben duerften , auf unserem Planeten erschienen. Was auch immer der Mechanismus der in der Zusammensetzung dieser Proteine gewirkt hatte, es ist mit Leichtigkeit zu beweisen, dass sie als Resultat einer unendlich kleinen Kombinationsanzahl im Vergleich zur totalen Anzahl der Gesamtkombinationsmoeglichkeiten erschienen waren.

    Um diesen Punkt zu demonstrieren, machen wir mal eine ganz absurde Annahme: Die gesamte Masse der Erde ( 6x10^27 gr.) findet hier Anwendung , sie besteht in ihrer Ganzheit nur aus Polypeptidketten von 12 000 Dalton Molekulargewicht, jede stellt eine bestimmtes molekulaeres Spezimen dar , dies ergibt
    ( 6 x 10^27 x 6.023 x 10^23 ) / 12.000 = 3 x 10^47 Peptidmolekuele.
    Jede milliardste Sekunde wird das Gemisch rearrangiert um einen neuen Polypeptidesatz zu erhalten , niemals wird eine gewesene Kombination

    Seite 253

    wiederholt , dies gibt uns
    10^9 x 60 x 60 x 24 x 365 x 10^9 verschiedene Saetze in einer Milliarde Jahren., oder 3.1536 x 10^25 x 3 x 10^47 = ungefaehr 10^73 Molekuele aus
    10^130 moeglichen. Selbst wenn wir unter diesen unwahrscheinlichen
    Umstaenden die gesamte geschaetzte Masse des Universums anwenden , wuerde das uns nur ungefaehr ein-millionstel aller moeglichen Sequenzen in einer Milliarde Jahre liefern.

    Dennoch , die Tatsachen sind vorhanden : die richtigen Polypeptiden die gebraucht wurden um um eine primitive Zelle zu machen, wurden wirklich vor einigen 4 milliarden Jahre zusammengesetzt , mit einer totalen Versuchsanzahl die nichts weiter als verschwindend wenig im Vergleich zur Zahl aller Moeglichkeiten war. War das, wie einige Biologen
    glauben , ein phantastischer Gluecksschlag , ein einzigartiges Geschehen, dass sich nirgendwo im Universum wiederholt? So eine Ansicht kann nicht widerlegt werden , doch widerspricht es den Gesetzen
    der Wahrscheinlichkeit. Die Chance ein Polypeptide richtig hinzu kriegen ist winzig genug , 10^—130, um solch ein Ereignis so gut wie unmoeglich zu machen. Wie also koennen wir die Wahrscheinlichkeit qualifizieren, zur gleichen Zeit 100 richtige Polypeptiden zu erhalten , oder 10^—13.000 ?
    Um dies engegen aller Wahrscheinlichkeit zu schaffen bedarf es nichts weniger als ein Wunder.

  2. #82
    food for thought Benutzerbild von houndstooth
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    Christian de Duve ; Fuehrung durch die lebende Zelle ;

    Evolutionaere Roulette spielen

    Seiten 356 - 357 ; Kapitel 18 werden folgen.

    Wie immer mit freundlichen Gruessen

    Bis dann...Heinz

  3. #83
    food for thought Benutzerbild von houndstooth
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    Kapitel 18 ; Seite 356 ;
    Evolutionaeres Roulettespiel

    […]
    […]
    […]
    All diese Ereignisse sind in den Tiefen geologischer Ereignisse begraben. Und wir werden wahrscheinlisch nie wissen, wie sie zustande gekommen waren, dennoch sollten wir vielleicht die Moeglichkeiten molecular-biologischer Analyse , die Vergangenheit zu rekonstruieren , nicht unterschaetzen . Noch schwieriger ist es, den Werdegang aufzudecken der den ersten lebenden Zellen vorausgegangen ist und zu ihrem Erscheinen gefuehrt hatte. Diese Schwierigkeit hat jedoch biomolekulaere Archaeologen nicht davon abhalten koennen nach Hinweisen zu forschen. Sie haben schon fundamentale Beobachtungen gemacht, dass viele der kleinen organischen Molekuele wie Aminosaeuren , Zuckers, Purines und Pyrimidines die in lebenden Material zu finden sind, unter imitierten Umstaenden wie sie waehrend prebiotischen Zeiten vorherrschten, sich spontan bilden koennen. Selbst primitive Polymers konnten auf diesem Weg hergestellt werden, unter ihnen eine Art von Oligonukleiden ebenso wie “ Proteinoids” mit catalytischen Eigenschaften die Enzymen aehneln.

    Behalt im Auge, dass dies nichts damit zu tun hat ,Leben in der Testtube zu kreieren oder sogar irgendetwas, das auch nur entfernt an das Molekuelgemisch erinnert, das man erhaelt ,wenn man lebende Organismusse auseinander nimmt. Diese kuenstlischen Gemische sind wirklich sehr ‘dreckig’. Zuzueglich zu Substanzen die wirklich in Lebewesen gefunden werden , enthalten sie alle Sorten anderer Molekue die sehr planlos zusammengefuegt wurden. Obwohl, sie koennten sich bis zu einem gewissen Punkt der ‘Ursuppe’ aehneln , aus denen sich die ersten Zellen entwickelten. Wie dieser Vorgang vonstatt ging , bleibt der Spekulation ueberlassen , doch begab er sich sehr wahrscheinlich auf sehr einfachem chemischen Niveau der die gleichen Kardinalgesetze der Variation, Aussuche und Wiedergabetreue anwendete die auch bei biologischer Evolution vorherrschen. Primitive Selbst-Instandhaltung und Selbst- Korrektursysteme muessen sich formiert haben und sich progressive in dynamische Strukturen von immer groesser werdender Komplexitaet und Stabilitaet entwickelt haben. Andere Moeglichkeiten sind ,wie in Kapitel 10 erwaehnt, in Betracht gezogen worden, dazu gehoeren Insamination der Erde aus dem Weltall ( Panspermia) . Doch dies drueckt das Problem nur zurueck zum Ursprung solcher Bakterien und dehnt die vorhandeneZeitspanne kaum mehr als drei oder vierfach aus , ausser , dass du die Theorie vom Urknall abweist und so wie der ikonoclastische britische Astronomer Sir Fred Hoyle an ein ‘Statisches ‘ Weltall von “enormer Antiquitaet” glaubst, was immer auch mit diesem Ausdruck gemeint sein mag.

  4. #84
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    Tatsaechlich ist das Alter des Universums fuer unsere Diskussion irrelevant. Wenn du die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einer bakteriellen Zelle mit der einer zufaelligen Zusammenstellung seiner Komponentenatome vergleichst, dann wird selbst die Ewigkeit nicht ausreichen um eine fuer dich zu produzieren. So, du kannst es also , ebenso wie die meisten Biologen , gleich akzeptieren , dass der Prozess in nicht laenger als 1 milliarde Jahren abgeschlossen war und dass er sich vollkommen auf der Erdoberflaeche abgespielt hatte um, so frueh wie vor 3,3 Milliarden Jahren bakteriumaehnliche Organismusse wie sie in Fossilspuren aufzufinden sind, zu produzieren .

    Nach dem Zeitpunkt beherrschten Bakterien allein die Welt , dies fuer mehr als 2 Milliarden Jahre ,derweil sie solch wichtige Eigenschaften wie Photosynthese ; oxidative Phosphorylation und, voraussichtlich den phagozytischen Lebensweg entwickelten ; gleichzeitig aenderten sie grundlegend die Eigenschaften der Atmosphaere und die Oberflaeche der Erde.

    Und dann,vor etwas mehr als einer Milliarde Jahren , passierte das wohl einzig wichtigste Ereignis in der Geschichte des Lebens : die Formation der ersten eukariotischen Zelle . Nachdem erst einmal die erste eurkariotische Zelle vorhanden war, ging der evolutionaere Prozess in immer schneller werdendem Tempo voran . Die ersten vielzelligen Invertebrates erschienen vor einigen 800 millionen Jahren, die ersten Vertebrates ungefaehr 200 millionen Jahre spaeter und dann in beschleunigter Reihenfolge die hoeheren Fische, die Amphibians, die Reptilien, und schliesslich die Mamalien die ungefaehr vor 300 millionen Jahren erschienen. Primaten sind wahrscheinlich nicht aelter als 60 millionen Jahre und deren menschliche Abzweigung entstand nur vor 2 oder 3 millionen Jahren.

    Das sind immer noch lange Zeitspannen. Nichtsdestotrotz, die Geschwindigkeit mit der Evolution voranging nachdem sie , sozusagen, erst mal ihren richtigen Weg gefunden hatte, und die anscheinende autokatalytische Art mit der sie sich beschleunigte, ist wirklich erstaunlich

    Seite 357

    insbesondere in Bezug auf die steigende Generationszeit der betroffenen Organismen die den Prozess eigentlich verlangsamt haetten sollen. Es brauchte mehr als 150 000 Generationen fuer den Affen sich in den Erfinder von Kalkulus zu entwickeln , wobei es einige 30 000 milliarden bakterische Generationen gebraucht haben duerfte eine Amoebe zu produzieren. Dies bringt uns zurueck zur Frage von Zufall und Design: Wieviel Zufall? Wieviel Design?

  5. #85
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    Die Antwort moderner molekuelaerer Biologie dieser viel debattierten Frage gegenueber ist kategorisch: Zufall, und nur Zufall allein , er hat alles gemacht, von der ‘Ursuppe’ bis zum Mensch , mit nur ‘Natuerlicher Auslese’ der seine Ergebnisse aussiebt. Die Bestaetigung hierfuer ist bei ueberwaeltigendem Tatsachenbeweismaterial zu finden .

    Doch das ist nicht, wie manche es gerne sehen moechten, die ganze Antwort , denn Zufall operiert nicht in einem Vacuum . Er operiert in einem Universum, dass von ordentlichen Gesetzen regiert wird und aus Materialien besteht ,denen spezielle Eigenschaften angehoeren. Diese Gesetze und Eigenschaften sind Beschraenkungen die massgebend fuer das evolutionaere Roulettespiel sind und ihre hervorgebrachten Nummern begrenzen . Innerhalb dieser Nummern liegt das Leben und all seine Wunder , unser Bewusstsein eingeschlossen.

    In Anbetracht der enormen Summe gluecklicher Zuege die hinter dem Erfolg des evolutionaerem Spieles liegt, kann man sich von rechtens wundern, zu welchem Ausmass dieser Erfolg tatsaechlich in das Gewebe des Universums geschrieben ist. Fuer Einstein, der einmal sagte : “ GOTT spielt nicht mit Wuerfeln” , koennte man dann antworten : “ Doch , ER tut’s , denn ER ist sicher dass ER gewinnt “. In anderen Worten, es mag sein ,dass es ein Design gibt. Doch es startete mit dem ‘Urknall’.

    Solche Ansicht wird von einigen geteilt, nicht von anderen. Der franzoesische Wissenschaftler Jaques Monod , einer der Gruender der molekulaeren Biologie und der Author des gefeierten Buches “ Chance and Necessity” [ Zufall und Zwangslaeufigkeit] , herausgegeben in 1970 ,argumentierte eloquent fuer die entgegengesetzte Anschauung. “ Unsere Nummer” schrieb er “ kam ab im Spiel in Monte Carlo. [*1] . Und weiter “ Das Universum war nicht schwanger mit Leben , noch die Biossphere mit dem Mensch”. Sein letzter Schluss reflektiert stoisch ( und romantisch) verzweifelnden Existentialismus der seine Generation Intellektueller in Frankreich stark beeinflussste: “ Der Mensch weiss, dass er allein ist in der einsamen Weite des Universums dessem er durch Zufall entstanden ist.”

    Seite 358

    Das ist Unsinn, natuerlich. Der Mensch weiss garnichts darueber. Auch
    hat er keine Gegenbeweise. Hingegen, was er weiss, – oder, zum Mindesten sollte er es wissen,- ist , dass mit der Zeit und vorhandenem Material , irgendetwas dass einer simplen lebendige Zelle aehnelte , von einem Menschen ganz zu schweigen , sich unmoeglich durch blinden Zufall bilden konnte, wenn das Universum nicht damit schwanger gewesen waere. Dieses Statement bedeutet in keiner Weise dass es eine starre deterministische Anschauung oder, umgekehrt, die vitalistische Anschauung von der Herkunft und Evolution des Lebens befuerwortet..

    Es laesst genug Spielraum fuer noetige stochastische Prozesse die im Hintergrund dieser Geschehnisse eine Rolle spielen , so, wie sich die moderne darwinische Theorie das vorstellt. Doch was es tut, ist durch Hervorhebung der Bedeutung der eingebauten Begrenzungen innerhalb derer stochastische Prozesse ablaufen, eine rationelle Basis fuer eine mehr optimistische. Philosophie als die Monod’s anbietet.

    Es gibt viele, die kein Beduerfnis fuer solch eine Philosophie haben, und noch viele mehr, die sich froehlich von jeder rationellen Basis fuer ihren
    gehaltenen Glauben – oder Unglauben – trennen . Jene, vielleicht in geringer Anzahl, die religioes gesinnt sind doch gleichzeitig wissenschaftlicher Objektivitaet mit Respekt gegenueberstehen , moegen etwas Genugtuung durch die hier offerierte Anschauung erhalten. Bestimmt moegen sie dies befriedigender und ermunternder finden als das [Gedankengut] der sogenannten “Kreationisten’ , deren Vorstellungen wirklich eine Beleidigung gegenueber dem ‘Kreator’ darstellt, in den sie [vorgeben zu] glauben . Sie stellen ‘ihn’ sich als eine Art leichtfertig drolliges , wenn nicht arglistiges goettliches Wesen vor, der sein Werk anscheinend mit unzaehlbaren molekulaeren Ablenkungsmanoevern vollgestopft hat, das nur den einzigen Zweck erfuellte , Wissenschaftler auf einen phantastisch ausgekluegelten kosmischen Gartenweg irre zu fuehren.

    [*1]
    Ein Zweig der Mathematik, Wahrscheinlichkeit , hat eine Untergruppe , ,die die ‘Monte Carlo Methode’ genannt wird. H.

    .................................................. .E..N..D..E....................................... ........

  6. #86
    in memoriam Benutzerbild von Klaus E. Daniel
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    "Zur Strafe für meine Autoritätsverachtung hat mich das Schicksal

    selbst zu einer Autorität gemacht." Albert Einstein, 1930



    EINSTEINS GLAUBENSBEKENNTNIS

    Ende August 1932 schrieb Einstein in Caputh "Mein Glaubensbekenntnis" (Albert Einstein in Caputh) und sprach es Anfang September, im Auftrag und zu Gunsten der Deutschen Liga für Menschenrechte, auf Schallplatte.

    _______________________________

    "Mein Glaubensbekenntnis

    Zu den Menschen zu gehören, die ihre besten Kräfte der Betrachtung und Erforschung objektiver, nicht zeitgebundener Dinge widmen dürfen und können, bedeutet eine besondere Gnade. Wie froh und dankbar bin ich, dass ich dieser Gnade teilhaftig geworden bin, die weitgehend vom persönlichen Schicksal und vom Verhalten der Nebenmenschen unabhängig macht. Aber diese Unabhängigkeit darf uns nicht blind machen gegen die Erkenntnis der Pflichten, die uns unaufhörlich an die frühere, gegenwärtige und zukünftige Menschheit binden.

    Seltsam erscheint unsere Lage auf dieser Erde. Jeder von uns erscheint da unfreiwillig und ungebeten zu kurzem Aufenthalt, ohne zu wissen, warum und wozu. Im täglichen Leben fühlen wir nur, dass der Mensch um anderer willen da ist, solcher, die wir lieben, und zahlreicher anderer, ihm schicksalsverbundener Wesen.

    Oft bedrückt mich der Gedanke, in welchem Maße mein Leben auf der Arbeit meiner Mitmenschen aufgebaut ist, und ich weiß, wie viel ich Ihnen schulde.

    Ich glaube nicht an die Freiheit des Willens. Schopenhauers Wort: 'Der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will', begleitet mich in allen Lebenslagen und versöhnt mich mit den Handlungen der Menschen, auch wenn sie mir recht schmerzlich sind. Diese Erkenntnis von der Unfreiheit des Willens schützt mich davor, mich selbst und die Mitmenschen als handelnde und urteilende Individuen allzu ernst zu nehmen und den guten Humor zu verlieren.

    Nach Wohlleben und Luxus strebte ich nie und habe sogar ein gut Teil Verachtung dafür. Meine Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit hat mich oft in Konflikt mit den Menschen gebracht, ebenso meine Abneigung gegen jede Bindung und Abhängigkeit, die mir nicht absolut notwendig erschien. Ich achte stets das Individuum und hege eine unüberwindliche Abneigung gegen Gewalt und gegen Vereinsmeierei. Aus allen diesen Motiven bin ich leidenschaftlicher Pazifist und Antimilitarist, lehne jeden Nationalismus ab, auch wenn er sich nur als Patriotismus gebärdet.

    Aus Stellung und Besitz entspringende Vorrechte sind mir immer ungerecht und verderblich erschienen, ebenso ein übertriebener Personenkultus. Ich bekenne mich zum Ideal der Demokratie, trotzdem mir die Nachteile demokratischer Staatsform wohlbekannt sind. Sozialer Ausgleich und wirtschaftlicher Schutz des Individuums erschienen mir stets als wichtige Ziele der staatlichen Gemeinschaft.

    Ich bin zwar im täglichen Leben ein typischer Einspänner, aber das Bewusstsein, der unsichtbaren Gemeinschaft derjenigen anzugehören, die nach Wahrheit, Schönheit und Gerechtigkeit streben, hat das Gefühl der Vereinsamung nicht aufkommen lassen.

    Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir, wenn nicht wie ein Toter, so doch wie ein Blinder. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös. Es ist mir genug, diese Geheimnisse staunend zu ahnen und zu versuchen, von der erhabenen Struktur des Seienden in Demut ein mattes Abbild geistig zu erfassen."
    _____________________________________________-

    Mit freundlicher Genehmigung des Albert Einstein Archivs, Hebrew University of Jerusalem, Israel

  7. #87
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    Daumen hoch!

    [...]
    [...]
    [...]

    Kurz nachdem er das geschrieben hatte, war Udet in einem der beruehmtesten Luft-Duelle des Ersten Weltkrieges verwickelt.
    Waehrend einer alleinigen Spähpatrouille nach Ballonen , beobachtete er wie , wie sich ihm ein kleiner , schnell bewegender Fleck annaeherte. Sekunden spaeter erkannte Udet die stumpfe Nase einer Spad VII und duckte sich fuer den Kampf vorbereitend in seinen Sitz .
    Die zwei feindlichen Piloten rasten direkt auf einander zu , wendeten ab , jeder versuchte an das Heck des Gegners zu kommen.
    Die Flugzeuge spiralisierten und drehten sich ,,anfaenglich konnte keiner der beiden Piloten einen guten Feuerstoss anbringen. Udet merkte bald, dass dieser Franzose kein Neuling , sondern ein gekonnter Pilot war ; denn fuer jeden Trick den Udet versuchte - Halbschleifen , Seitenabrutsch , scharfes abdrehen , - die ueberraschende Spad klebte sich verbissen an ihn , und brachte in dem Prozess noch kurze, gut gezielte Feuerstoesse an.

    Waehrend eines Vorbeiflugs streifte Udets Blick seinen Feind und sah ein
    blasses, verhaermtes Gesicht . Das Wort ‘Vieux’ warmit schwarzer Farbe an den Rumpf gemalt. Udet’s Herz sackte . Vieux Charles war der Name der allen Flugzeugen des George Guynemer gegeben wurde. – Udet war offensichtlich in ein Todesduell mit dem beruehmten franzoesischem Pilot eingeschlossen. Ploetzlich riss ein Kugelstrahl in Udet’s oberen Fluegel ,doch er schwang ab , und nach ein paar Kehrtwenden hatte er das franzoesische Ass in seinem Visier. Udet drueckte den Abschussknopf doch seine Gewehre blieben still. Sie hatten sich verklemmt. Verzweifelt haemmerte er noch mit seinen Faeusten auf ihnen ein als Guynemer gerade ueber ihn vorbei flug. Guynemer kam wieder hoch , fast kopfueber diesmal , doch anstatt einen Bleistrahl in seinen hilflosen Gegenueber zu senden , streckte er eine behandschuhte Hand heraus , winkte und verschwand gen Westen .
    Bis an sein Lebensende hatte Udet diese ritterliche Tat nie vergessen.

    __________________________________________________ _________________-

    Ernst Udet: Rise and Fall of a German Ace

    Germany's second-highest-scoring ace of World War I, the colorful and boisterous Ernst Udet had one of the most remarkable flying careers of the first half of the 20th century.

    By O'Brien Browne for Aviation History Magazine

  8. #88
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    Heinz,

    sie machen mit ihren Gesangsgruppen oder was sie darunter auch verstehen, diesen ausgesuchten schönen Thread kapput.

    Es ist so schade, zumal eine Menge daihinter steckt.
    Das "Volk der Dichter und Denker" war einmal.

    Gruß

    Klaus

  9. #89
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    Fragezeichen

    Original von Klaus E. Daniel
    Heinz,

    sie machen mit ihren Gesangsgruppen oder was sie darunter auch verstehen, diesen ausgesuchten schönen Thread kapput.

    Es ist so schade, zumal eine Menge daihinter steckt.
    Das "Volk der Dichter und Denker" war einmal.

    Gruß

    Klaus
    Sorry Klaus ,

    ich weis jetzt nicht was Du meinst , hab' wirklich keine Ahnung.

    Findest Du , dass ich den Artikel aus dem Aviation History Magazine nicht haette einstellen sollen ?

    Wie Du wissen wirst, ist es nicht meine Absicht , hier Probleme zu machen.

    Wie immer mit herzlichem Gruss

    Bis dann...Heinz

  10. #90
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    QUEEN NOOR
    Leap Of Faith
    Memoirs of an Unexpected Life
    Copyright © 2003 Her Majesty Queen Noor
    ISBN 0-7868-6717-5

    This writer owns a paid copy of above book . Following excerpt is provided without profit and constitutes a 'fair use' of any such copyrighted material as provided for in section 107 of the US Copyright Law. In accordance with Title 17 U.S.C. Section 107, this material includes information for research and educational purposes only. H.
    __________________________________________________ ________________

    Koenigin Noor ,
    Seite V

    FUER MEINEN GELIEBTEN HUSSEIN
    LICHT MEINES LEBENS

    Seiten 281-282

    In Buckhurst[*] liess am 15. Juni Hussein einen wunderschoenen Brief auf meinem Kopfkissen zurueck..

    “ Dies ist eine besondere Zeit , dies ist ein besonderer Monat und ein ganz besonderes Jahr. “ schrieb er . “ Wir sind zehn Jahre aelter und zehn Jahre alt. Wir werden nie wieder 10 sein , doch mit GOTTES Gnade werden wir waehrend vieler kommenden Jahre weiterhin zusammen wachsen und reifen .Silber, Gold, wer kann es voraussagen?

    “ Ich danke GOTT fuer unser Leben in Liebe und den Kindern mit denen wir gesegnet sind . Ich danke Dir fuer so Vieles. Ich weiss, dass es ist nicht alles ist was ich fuer Dich gewuenscht haette , noch kommt es dem nur annaehernd nah. Ich kenne mich selbst, ich kenne meine Schwaechen und ich weiss auch , dass ich gesegnet bin , Dich an meiner Seite zu haben, liebend, sorgend ,tapfer und rein. Durch Wachstum und Reife , nehmen die besten Dinge im Leben an Wert zu.

    "Ich hoffe, dass die kommenden Zeiten besser als die vergangenen sein werden , und ich schaetze all die schoensten Erinnerungen unserer Reise durch die Zeit .
    Trotz der Tatsache, dass sich alles von Zeit zu Zeit aendert , und man erst den Berg [fuer einen Anlauf] runterfahren muss bevor man anfangen kann ihn hoch zu fahren , fuehle ich , dass waehrend wir zusammen durch die Jahre steigen ,sich die Balance im Bereich der Gutherzigkeit befindet .

    "Dies ist eine besondere Zeit, ein besonderer Monat und Jahr. Ich bin so stolz auf Dich wie Du mir zur Seite stehst. Ich bitte GOTT , dass ER Dir ueber Jahre hinweg gnaedig sein wird und uns Kraft und Mut gibt , Frohsinn , Zufriedenheit , und das Behagen , dass wir unser Bestes teilen und geben. GOTT segne unsere Familie. Und vielen Dank, dass Du Du bist. Der EINE GOTT war mir so gnaedig , ER brachte uns vor zehn Jahren zusammen , so dass ein liebender Ehemann und seine geliebte Ehefrau zusammen ein Leben starten konnten. Mit Dir an meiner Seite , feier ich jeden Tag. Frohen 10 ten und mit GOTTES Segen werden noch viele mehr kommen . Mit all meiner Liebe , Hussein.” [**] [***]

    Koenigin Noor ,Seite 440 ,die letzten Zeilen :

    Mein Liebstes, ich werde Dich nicht enttaeuschen. Ich werde auf dem Weg den wir zusammen geteilt haben, weitermachen , und ich weiss ,Du wirst dabei sein mir zu helfen , so wie Du immer dabei gewesen bist . Und wenn wir uns am Ende der Reise wiedertreffen, und wir wieder zusammen lachen , dann werde ich Dir tausend Dinge zu erzaehlen haben.

    Noor Al Hussein
    Bab al Salam
    Amman, Jordan, November 2002
    Ramada 1423
    __________________________________________________ _________________
    [*] Buckhurst ist eines von mehreren Schloessern die der koeniglichen , bzw. Hashimit Familie von Jordan in England gehoeren.
    [**] Koenig Hussein I Muttersprache war nicht Englisch. Sein Wortgebrauch und Satzstellung nehmen sich daher besonders charmant an.
    [***] Die Uebersetzung des Liebesbriefes , die sich dicht am engl. Original haelt , laesst der offiziellen im deutschen Buch ‘ KOENIGIN NOOR’ selbstverstaendlich den Vortritt. H.
    [****] Noor heist ‘Licht’ ; Noor Al Hussein = Licht des Hussseins.

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