Jürgenstorf (dpa/mv) - Rund 100 Bewohner eines Asylbewerberheims haben am Mittwoch in Jürgenstorf (Landkreis Demmin) gegen die neu eingeführte Auszahlung ihres Taschengelds in Raten protestiert. Zeitweise hätten die Demonstranten die nahe gelegene Bundesstraße 194 besetzt, teilte die Polizei in Neubrandenburg mit. Außerdem hätten sie vorübergehend gedroht, die Unterkunft anzuzünden. Gegen Mittag sei es der Polizei jedoch gelungen, die Lage zu beruhigen. Bis zum Abend hätten die meisten Heimbewohner ihre Auszahlung abgeholt.
NordClick.de
08.07.2004
Polizeieinsatz löst Blockade auf - Asylbewerber sperren B 194 - Vorläufige Festnahme wegen Straftatsandrohung
Von unserem Redaktionsmitglied Jens-Uwe Berndt
Jürgenstorf. Dramatische Szenen gestern in Jürgenstorf: Nach einer Stunde Straßensperrung durch Asylbewerber rückt gegen 11.30 Uhr ein Polizeieinheit vor. Die B 194 wird geräumt. Es kommt zu vereinzelten Handgemengen, einige Demonstranten schreien vor Wut. Die Männer in Uniform müssen hier und da kräftig zupacken, um die Protestierenden von der Fahrbahn zu bekommen. In beide Fahrtrichtungen haben sich bis zu diesem Zeitpunkt endlose Autoschlangen gebildet, in denen vor allem Lkw stehen. Die Polizisten werden lautstark mit Schimpftiraden überschüttet, die Beamten bleiben aber gelassen und drängen die Asylbewerber langsam den Weg zur ehemaligen Jürgenstorfer Berufsschule hinunter.
Während der Verkehr wieder zu rollen beginnt, kommt es hier zu weiteren kleinen Konflikten. Einer der Afrikaner bedroht einen Polizisten, ein anderer wirft einen Stein. Der Versuch, seiner habhaft zu werden, scheitert. Allerdings kommt es kurz darauf doch noch zu einer vorläufigen Festnahme, als ein Afrikaner droht, das Heim anzuzünden. Beim Zugriff gerät die Menge der Asylbewerber noch einmal in Aufruhr. Wieder müssen die Einsatzkräfte beherzt zugreifen, können die Versammlung aber schließlich gegen 12.30 Uhr auflösen.
Zum Räumen aufgefordert
Der Iraker Hagi Said formuliert als Übersetzer die Forderungen der Jürgenstorfer Asylbewerber: "Wir wollen unser Geld nicht zweimal im Monat, sondern nur einmal ausgezahlt haben. Außerdem verlangen wir Urlaubsscheine, die uns ermöglichen, den Landkreis Demmin zu verlassen." Dem Nachdruck zu verleihen, hatte man die B 194 besetzt. Jürgen Schumann, Leiter des Malchiner Polizeireviers, hatte die Blockade zuerst als "spontane Versammlung" gewertet. "Allerdings geht dies nicht ohne Ende", sagt Schumann. "Wenn die Forderungen ausgesprochen sind, müssen wir überprüfen, ob der Tatbestand der Nötigung vorliegt." Mehrfach hatte der Polizei-Revier-Leiter die Demonstranten zum Räumen der Straße aufgefordert. Dabei war es auch zu längeren Diskussionen gekommen. Schließlich wurde eine Frist gesetzt, die die Asylbewerber nicht einhielten. Das zog die Räumung nach sich.
Nordkurier-Demmin
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Nur hier wird uns unser Geld statt einmal, zweimal im Monat ausgezahlt." Was das angeblich bedeutet erläutert Hagi Said aus dem Irak: "Wir müssen zweimal in die Stadt zum Einkaufen fahren. Das kostet zusätzlich Taxi." 8o Bei 200 Euro pro Person sei das eine empfindliche Ausgabe.
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X( Gäste sollten sich auch als solche zu benehmen wissen.
Wer das nicht begreift, dem wünsche ich gute heimreise.