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Thema: Juden in Japan

  1. #1
    Kenshin-Himura
    Gast

    Juden in Japan

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    Während des zweiten Weltkrieges lebten etwa 17.000 aus Europa geflohene Juden vorübergehen in Kobe.
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    Das Zentrum aller Hilfe- und Verhandlungsaktivitäten für die jüdischen Flüchtlinge in Japan war die wirtschaftlich bedeutende Hafenstadt Kôbe.Um 1940 lebten dort schätzungsweise 3000 Ausländer, unter ihnen einige hundert Juden, die meisten von ihnen waren Handelsleute.
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    In Japan lebten Juden seit Mitte des 19.Jahrhunderts. Damals hatte die kleine überschaubare Gemeinde etwa eintausend Mitglieder.
    (Quelle: Heinz-Eberhard Maul - Japan und die Juden - Studie über die Judenpolitik des Kaiserreiches Japan während der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945)

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    Am 17. Oktober 1939 eröffnete das Japanische Konsulat in Kaunas [Litauen]. Dort lebten gut 30.000 Juden, was einem Viertel der Gesamtbevölkerung entsprach.
    Die Juden in Japan werden ja momentan meines Eindrucks nach kaum wahrgenommen, beim Thema Religion in Zusammenhang mit Japan denkt man zunächst mal an Shinto, Buddhismus und so weiter. Dabei sind das sind doch recht erstaunliche Zahlen und Einflüsse, wie ich meine. Wobei es natürlich ein Leben als verlorene Minderheit ist... Auch in der ,,Wikipedia" werden die Juden gar nicht angeführt, dafür aber die Christen, die auch bloß weniger als 1% ausmachen.

    Die jüngere Geschichte der Juden in Japan finde ich sehr interessant. Bemerkenswert vor Allem der Nichtjude Chiune Sugihara, der tausenden Juden das Leben rettete:

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    Dieser lud Sugihara spontan zu seinen Eltern zur Hanukkah-Feier ein, eine Einladung, die er gerne annahm. Bei dieser Gelegenheit gewann Sugihara weitere Einblicke in das kulturelle und gesellschaftliche Leben Kaunas - und in die teils existenziellen Ängste der Jüdischen Gemeinde.

    (...)

    Im Sommer 1968 wird Sugihara überraschend zu einem Gespräch mit dem Israelischen Botschafter in Moskau, Yehoshua Nishri, gebeten. Dieser bestätigt ihm, dass nicht nur er, sondern Tausende Menschen ihm das Leben verdanken. Sugiharas Hoffnung wird zur Gewissheit – er hat nicht weniger als 6.000 Menschen das Leben gerettet. Nishri lädt Sugihara nach Israel ein, wo er triumphal empfangen wird und unter anderem mit Zorach Warhaftig zusammen kommt, der ihm knapp 30 Jahre zuvor als Vertreter der Flüchtlinge in Kaunas den Ernst der Lage erklärte. Dank Sugihara, so erklärte er ihm, war nicht nur er selbst noch am Leben, sondern auch seine Kinder und Enkelkinder – insgesamt dreissig Menschen. Analog zu den Nachfahren der von Oskar Schindler geretteten Juden werden diese Nachfahren “Sugihara-Juden” genannt. Es sind inzwischen über 40.000 in aller Welt.

    Im Jahre 1985 erhält Sugihara den Friedenspreis der Stadt Nagasaki und wird auch in Japan für sein heldenhaftes Engagement ausgezeichnet.
    Da sieht man, wie aus einem Samen schnell eine Pflanze und aus einer Pflanze ein Baum werden kann - 40.000 von nur ca. 13 Mio. . Da muss ich an einen Artikel von ,,N-TV" vom uns in Zusammenhang mit Jürgen Meyer bekannten PF-Schreiber Ulrich Sahm denken:
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    Zum Antisemitismus in der jüngeren Geschichte Japans:

    Auch der an seine Stelle ab den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts in ganz Europa gesetzte Begriff des Antisemitismus als rassisch-völkische Ausprägung von Gegnerschaft und Haß gegenüber Juden war in Japan bis ins 20.Jahrhundert hinein allgemein unbekannt.

    (...)

    Mit der Ankunft portugiesischer und hölländischer Schiffe im ‚christlichen Jahrhundert‘ (1542-1639) sollen zum ersten Mal Juden japanischen Boden betreten haben. Doch erst über zweihundert Jahre später, nach der erzwungenen Öffnung des Landes durch Kommodore Matthew Perry im Jahre 1854, zogen im Rahmen des aufkommenden internationalen Handels hauptsächlich jüdische Kaufleute aus Europa (Deutschland, England, Frankreich, Rußland), dem Vorderen Orient (Irak, Syrien) und Indien nach Japan, um dort auf Dauer zu siedeln
    (Dicker 1962 : 162).

    Im Jahre 1861 bildete sich die Jüdische Gemeinde 28 Yokohama, die bis zum Jahre 1895 auf fünfzig Familien anwuchs. Um diese Zeit entstand die erste Synagoge in Japan. In Nagasaki hatte sich Ende der achtziger Jahre eine kleine Gruppe russischer Juden niedergelassen, die wegen Verfolgungen im Zarenreich geflohen waren 1.

    Noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war in der japanischen
    Bevölkerung weit verbreitet, daß Juden eine christliche Sekte seien.

    (...)

    Zu seinen Freunden und Förderern gehörte der prominente Jude Jakob
    Henry Schiff, dessen Einfluß sich Jahrzehnte zuvor für Japan achtbar
    ausgewirkt hatte. (...) Im Lichte der herausragenden Bedeutung des Sieges über die Weltmacht Rußland wurden mit Persönlichkeit und Wirken Schiffs die vagen japanischen Vorstellungen von den sprichwörtlich gewordenen Fähigkeiten
    jüdischer Macht inkarniert.


    (...)

    In den erfolgreichen Aktionen Schiffs lagen auch Wurzeln späterer japanischer Judenpolitik. Sie bestärkten Japan in der Überzeugung, für die künftige
    Entwicklung des Landes jüdische Hilfe zu nutzen,


    (...)

    Die Vorstellung, jüdische Fähigkeiten und Kapital der Juden für die Schaffung eines japanisch dominierten ‚Großasien‘ nutzbar zu machen, gewann ab 1936
    zunehmend an Bedeutung.


    (...)

    Auch wenn ein Mangel an japanischer Judenerfahrung festzustellen war, so zeigt ein Blick in die japanische Literatur zur Judaistik, daß sich seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts japanischsprachige Publikationen, wenngleich in noch geringem Umfang, mit der jüdischen Thematik beschäftigt hatten.

    (...)

    Es war eher neugieriges Interesse als eigenständig wissenschaftlich erarbeitetes
    Verstehen der Zusammenhänge.

    (...)

    Die Erkenntnisse aus den Protokollen [der Weisen von Zion] bildeten für die japanischen Judenexperten das Schlüsselwissen, mit dem sie sich im Laufe der Zeit ihr eigenes Bild vom Juden konstruierten. Doch sie sollten zum für sie
    ohnehin dubios-schwierigen Judenproblem einen weiteren massiven
    Ideologieschub westlicher Provenienz durch die Nationalsozialisten
    erhalten.

    Die umfassende Übersicht von Miyazawa über die in japanischer Sprache erschienene Literatur zum Thema Juden und Israel (Zeitraum 1877 bis 1988) verzeichnet bis zum Jahre 1945 die höchsten Publikationszahlen mit fast 800 Titeln in den dreißiger und vierziger Jahren. Darunter befand sich ein beträchtlicher Anteil westlicher Judenschimpfliteratur, hauptsächlich aus Nazi-Deutschland. Neben dem Hinweis auf Alfred Stosz 37, fällt die mehrfache Erwähnung der Schriften des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg 38 auf (Miyazawa 1990 : 288).


    (...)

    Dessen [Hitlers] Ideen über Juden und über jüdische Zielsetzungen in Japan
    sind in Mein Kampf enthalten:

    „Die Vernichtung Deutschlands war nicht englisches, sondern in erster Linie jüdisches Interesse, genau so wie auch heute eine Vernichtung Japans weniger britisch-staatlichen Interessen dient als den weit ausgreifenden Wünschen der Leiter des erhofften jüdischen Weltreichs. [. . .] So sucht er den japanischen Nationalstaat noch mit der Kraft ähnlicher Gebilde von heute zu brechen, um sich des gefährlichen Widersachers zu entledigen, [...] Er scheut in seinem tausendjährigen Judenreich einen japanischen Nationalstaat und
    wünscht deshalb seine Vernichtung noch vor der Begründung seiner eigenen Diktatur.“
    (Hitler 1938286-290 : 722ff.).


    (...)

    Bevor man jedoch in der politischen und militärischen Führung Japans im Rahmen von Außen- und Militärpolitik auf das Thema Juden und Fragen des Antisemitismus aufmerksam wurde und entsprechendes Verständnis geweckt werden konnte, war Japan zunächst einmal unerwartet mit den diskriminierenden Auswirkungen der nationalsozialistische Rassenpolitik konfrontiert. Vor dem Hintergrund des schon angesprochenen Begriffes der ‚Gelben Gefahr‘ konnten die Japaner
    immer deutlicher erkennen, welche rassistischen Gedanken bei Hitlers
    Ausführungen zu ‚Volk und Rasse‘ sich hinter seinen Erläuterungen zu
    Kulturbegründer, Kulturträger und Kulturzerstörer verbargen:

    „[. . .], genau so wie die heutige japanische Entwicklung arischem Ursprung das Leben verdankt, [. . .] kann man solch eine Rasse wohl als eine „k u l t u r t r a g e n d e“, aber niemals als eine „k u l t u r s c h ö p f e r i s c h e“ bezeichnen“ (Hitler 1938[286-290] :
    319).


    (...)

    Die Pläne der ‚Judenexperten‘ fanden nicht die ungeteilte Zustimmung der Militärs in Tôkyô. Man kritisierte den Plan zur Errichtung eines autonomen Judenstaates in Asien, wenngleich er auch unter japanischer Überwachung stehen sollte.
    (Quelle: Heinz-Eberhard Maul - Japan und die Juden - Studie über die Judenpolitik des Kaiserreiches Japan während der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945)

    Diese Geschichte des Antisemitismus in Japan ist auch sehr interessant, vor Allem weil sie auch solchen Wandlungen unterzogen war, wobei letztlich diese Plage dort ja zeitweise auch sehr stark Fuß fassen konnte. Bemerkenswert finde ich, wie man auch hier sieht, wie Japan auf die Juden setzt, um voran zu kommen. Auch hier zeigt sich also die große Kompetenz und Bildung vieler Juden, die dann nach Nietzsche das ,,Ressentiment der Zu-Kurz-Gekommenen" hervorruft. Hitler jedenfalls schien die Entwicklungen in Japan bezüglich des Judentums, obwohl dieses ja dort zunächst nur eine so nebensächliche Rolle spielte, nicht verschlafen zu haben und widmete sich dem sogar in seinem Buch. Man kann nun darüber spekulieren, warum dem so ist, aber gewissermaßen lebt das ja bis heute weiter.

    Webseite der Kobe-Synagoge:
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    Geändert von Kenshin-Himura (05.07.2007 um 16:06 Uhr)

  2. #2
    Frischauf, Frischauf! Benutzerbild von Meister Lampe
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    Standard AW: Juden in Japan

    Zitat Zitat von kenshin-himura Beitrag anzeigen
    Die Juden in Japan werden ja momentan meines Eindrucks nach kaum wahrgenommen, beim Thema Religion in Zusammenhang mit Japan denkt man zunächst mal an Shinto, Buddhismus und so weiter. Dabei sind das sind doch recht erstaunliche Zahlen und Einflüsse, wie ich meine. Wobei es natürlich ein Leben als verlorene Minderheit ist... Auch in der ,,Wikipedia" werden die Juden gar nicht angeführt, dafür aber die Christen, die auch bloß weniger als 1% ausmachen.
    Kein Wunder, dass die Juden in Japan nicht wahrgenommen werden. Die Gemeinde zählt etwa 1000 Mitglieder, was prozentual 0.0008% der Gesamtbevölkerung entspricht. Man kann nicht immer alles wahrnehmen.
    In Zimbabwe leben viermal sowiel Juden wie in Japan, von denen redet auch keiner - von der 300 Personen umfassenden jüdischen Gemeinschaft Thailands ganz zu schweigen.
    We are bringing you all the evidence, based only on the secret testimony, of the miserable souls, who survived this terrifying ordeal. The incidents, the places. My friend, we cannot keep this a secret any longer. Let us punish the guilty. Let us reward the innocent. My friend, can your heart stand the shocking facts of grave robbers from outer space?
    Criswell, Plan 9 from outer Space

  3. #3
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    Standard AW: Juden in Japan

    Kleine jüdische Gemeinden wirst du in den meisten Ländern dieser Welt haben. Das aber fast alle unterhalb der Wahrnehmungsschwelle deutscher Medienkonsumenten liegen, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
    Es kennzeichnet die Deutschen, dass bei ihnen die Frage »was ist deutsch?« niemals ausstirbt.
    Friedrich Nietzsche

  4. #4
    Vorstand der Stammchatter Benutzerbild von Mark Mallokent
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    Standard AW: Juden in Japan

    Sehr interessanter Beitrag.
    Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!
    Mitglied der FDL

  5. #5
    Tastaturdesinfizierer
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    Standard AW: Juden in Japan

    Juden im Weltraum?

  6. #6
    Kenshin-Himura
    Gast

    Standard AW: Juden in Japan

    Zitat Zitat von Meister Lampe Beitrag anzeigen
    Kein Wunder, dass die Juden in Japan nicht wahrgenommen werden. Die Gemeinde zählt etwa 1000 Mitglieder, was prozentual 0.0008% der Gesamtbevölkerung entspricht. Man kann nicht immer alles wahrnehmen.
    In Zimbabwe leben viermal sowiel Juden wie in Japan, von denen redet auch keiner - von der 300 Personen umfassenden jüdischen Gemeinschaft Thailands ganz zu schweigen.
    Ist schon klar, dass das im Vergleich zu anderen Religionen dort auch sehr wenig sind, hab mich da vielleicht auch schlecht ausgedrückt, aber gerade die Geschichte mit Sugihara finde ich ja sehr interessant. Dass es nur ca. 1.000 sind, wusste ich nicht, hatte nur die anderen Zahlen, hätte nicht gedacht dass das so schnell von 17.000 so viel weniger geworden sind.

  7. #7
    Kenshin-Himura
    Gast

    Standard AW: Juden in Japan

    Zitat Zitat von Mark Mallokent Beitrag anzeigen
    Sehr interessanter Beitrag.
    Danke für das Lob. :]

  8. #8
    he is a CHAR_ Benutzerbild von borisbaran
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    Standard AW: Juden in Japan

    der beitrag ist sehr interesant und informativ.

    G'd bless Japan!
    By [Links nur für registrierte Nutzer] at 2007-07-02
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    Mitglied der Fraktion der Liberalen

  9. #9
    Kenshin-Himura
    Gast

    Standard AW: Juden in Japan

    Zitat Zitat von borisbaran Beitrag anzeigen
    G'd bless Japan!
    So ist es. :] Shalom und Kimi ga yo. :]

  10. #10
    he is a CHAR_ Benutzerbild von borisbaran
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    Standard AW: Juden in Japan

    Zitat Zitat von kenshin-himura Beitrag anzeigen
    So ist es. :] Shalom und Kimi ga yo. :]
    ist doch die nationalhymne von japan, stimmts? ich hab die ma auf youtube gehört, klingt ganz nett
    Igno-Mülleimer: Frei-denker, politisch Verfolgter, Willi Nicke, iglaubnix+2fel, tosh, monrol, Buella, Löwe, Widder58, Piedra, idistaviso, Pythia, Freelance, navy, SLNK
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