Wegen der hohen Tabaksteuer sind Markenzigaretten immer weniger gefragt: Die Zigarettenbranche hat mit Absatzeinbrüchen zu kämpfen.
Die deutschen Raucher lassen trotz drastischer Steuererhöhungen in den letzten Jahren nicht von ihrer Sucht, sondern versorgen sich immer mehr mit billigen Schmuggelzigaretten aus dem Ausland. Zu diesem Schluss kommt eine Marktanalyse von British-American-Tobacco (BAT). Der Konzern kündigte einen Abbau von mindestens 125 Stellen in Deutschland an, um auf die eingebrochene Nachfrage zu reagieren.
Laut BAT wurde in den letzten 45 Monaten die Tabaksteuer fünf Mal erhöht. Die Branche sei mit 800 Millionen Euro belastet worden, weil nicht alle Erhöhungen an die Kunden weitergegeben worden seien. „Der deutsche Raucher reagiert auf die Tabaksteuer, die gegen den Markt und über ein vom Konsumenten toleriertes Maß hinaus angehoben worden ist, weniger mit Konsumverzicht, sondern vielmehr mit Ausweichen auf billigere Tabakprodukte, mit vermehrten Einkäufen im benachbarten preisgünstigeren Ausland sowie durch den Rückgriff auf Schmuggelware“, stellte der Konzern in der Untersuchung fest, die zusammen mit dem Jahresbericht veröffentlicht wurde.
Insgesamt lag bis Ende April der Absatz an Fabrikzigaretten bei 38,8 Milliarden Stück und damit 5,1 Milliarden oder 12 Prozent unter dem Vorjahr. Verstärkt nachgefragt wurden dagegen preisgünstige Alternativen. So konnten die Handelsmarken ihren Marktanteil weiter um 1,3 Prozentpunkte auf 16,7 Prozent ausbauen. Feinschnittprodukte und Filterzigarillos als preisgünstige Alternativen erzielten im laufenden Jahr bisher ein Absatzvolumen das 8,3 Milliarden Stück, fast 2 Milliarden mehr. Vorportionierter Feinschnitt, so genante Sticks, lagen mit einem Wachstum von über 90 Prozent bei einem Quartalsabsatz von beinahe 3 Milliarden Stück. Für das ganze Jahr wird für Markenzigaretten ein Rückgang von mehr als 6,2 Prozent erwartet. Um diesen Wert war die Markenware 2003 auf 167 Milliarden Stück gefallen.
Zigaretten in neuen EU-Ländern deutlich billiger
Der Branchenzweite wies darauf hin, dass in den neuen EU-Ländern wie Polen oder Tschechien Zigaretten bis zu 50 Prozent billiger seien. „Im Jahr 2003 war nach Schätzungen bereits jede zwölfte im Inland gerauchte Zigarette nicht aus Deutschland, wenn überhaupt versteuert. Mit dem EU-Beitritt osteuropäischer Länder muss ein dramatischer Anstieg von legalen und illegalen Einfuhren erwartet werden“, hieß es. Laut BAT werden wegen des zunehmenden Schmuggels auch die Einnahmeerwartungen von Finanzminister Hans Eichel nicht aufgehen. 2003 hätten die Einnahmen aus der Tabaksteuer mit 13,4 Milliarden Euro 300 Millionen Euro unter Plan gelegen.
BAT hat mit Marken wie Pall Mall, Lucky Strike und Gauloises Blondes 2003 den Marktanteil von 23 Prozent stabil gehalten. Der Absatz im Inland lag bei 30,6 Milliarden Stück und damit um 2,2 Milliarden Stück niedriger als im Vorjahr. Der Umsatz lag unverändert bei 4,5 Milliarden Euro. Der Nettoerlös betrug 1,4 Milliarden Euro, 100 Millionen unter dem Vorjahr. Im laufenden Jahr sei der Abwärtstrend weitergegangen. BAT fordert von der Bundesregierung „das Überdenken der Tabaksteuerpolitik ebenso wie eine konzertierte Bekämpfung des illegalen Grenzhandels“.
(Quelle: ap)