Die Schweiz ist derzeit der attraktivste Standort für Europa-Hauptquartiere weltweit tätiger Grosskonzerne. Insbesondere für US-Firmen ist die Schweiz erste Wahl, wobei aus der Schweiz nicht selten auch das boomende Asien-Geschäft betrieben wird. Jene hochprofessionell arbeitende Spezialabteilung eines weltweit tätigen Treuhandkonzerns, der ab New York den Standort Schweiz für Europasitze von US-Konzernen vermarktet, beschied einer Delegation der Aussenpolitischen Kommission des Schweizer Nationalrats im vergangenen Oktober, dass US-Konzerne in der Schweiz für Europa-Niederlassungen derzeit grössere Investitionen tätigen als in Deutschland, Frankreich und Italien zusammengenommen.
Wieviel (überdurchschnittlich entlöhnte) Arbeitsplätze von diesen in der Schweiz eröffneten Europasitzen internationaler Konzerne angeboten werden - darüber gehen die Angaben weit auseinander. Konservative Schätzungen gehen von sicher über zweihunderttausend aus. Amerikaner - dabei wohl auch bloss mittelbar von ihren Konzern-Filialen abhängige Arbeitsplätze mitzählend - sprechen mitunter auch von einer halben Million. Arbeitsplätze, die den Wohngemeinden ihrer Inhaber durchwegs überdurchschnittliche Steuereinnahmen sichern.
Diese Fakten - und nichts anderes - sind die Ursache des Steuerstreits, den Brüssel gegen die Schweiz eröffnet hat. Denn mancher EU-Staat, vorab Deutschland, Frankreich, Österreich, hat steuerlich höchst interessante US-Firmen an die Schweiz verloren: Google und IBM sind bloss die spektakulärsten Fälle. Die EU setzt alles daran, der Schweiz diese steuerlich lukrativen Konzernsitze wieder abzujagen.
Drei Faktoren begründen den Standortvorteil der Schweiz gegenüber allen EU-Staaten: Erstens die tieferen Steuern; zweitens die Tatsache, dass die Schweiz dem Bürokratie-Moloch Brüssels (so sagen es amerikanische Konzern-Verantwortliche, nicht bloss schweizerische EU-Gegner) nicht unterworfen ist; drittens der in der Schweiz gewährleistete Sicherheits-Standard für Firmen und für Persönlichkeiten des höheren Kaders.
Der Schweiz sind diese Niederlassungen nicht auf ewig gesichert. Sie wird sie behalten, solange sie ihre Standortvorteile zu verteidigen vermag. Verschlechtert die Schweiz - etwa um Brüssel gefügig zu sein - ihre steuerliche Spitzenstellung, dürfte der Exodus solcher Konzern-Niederlassungen sehr rasch einsetzen. Zehntausende gutbezahlter Jobs, auch Deutsche Jobs, die vielen Gemeinden hohe Einnahmen aus der Einkommenssteuer garantieren, würden mitziehen. Das Ergebnis dürfte jeder hiesige Steuerzahler - mit Ausnahme höchstens der Staatsfunktionäre - deutlich zu spüren bekommen. Entsprechend gefährlich sind EU-devote Gelüste, die hiesige Firmenbesteuerung etwas stärker der verderblichen Hochsteuer-Politik der EU anzunähern.
/