Sehr geehrte Frau Gerlinde Kaupa (drogenpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion),
ich (ehemaliger Drogendealer) möchte Ihnen dabei helfen unsere Jugend besser zu verstehen.
Ich bin 26 Jahre alt und wohne in einer kleinen Stadt nähe Passau, also mehr ländliches Gebiet. Viele unsere älteren Einwohner glaubten immer noch, es gäbe bei uns fast keine Drogen. Aber spätestens seit einem Bericht in der Passauer Neuen Presse vor ein paar Wochen, dürfte jedem der Ernst der Lage bewusst sein. Denn bei uns gibt es mehr Heroin, als alle anderen illegalen Drogen zusammen.
Angefangen mit den Drogen habe ich bereits mit 10 Jahren, ich rauchte einen auf den Boden herumliegenden Zigarettenstumpen. Ich dachte das schmeckt doch voll schlecht, aber ich fand es auch toll, mal das gleiche wie die Erwachsenen zu tun. Da fühlt man sich auch gleich älter.
Mit 12 bekam ich von meinem Großvater eine Maß Bier hingestellt, da konnte ich nicht nein sagen. Den nächsten Tag war mir voll schlecht und mein Opa bekam Ärger mit meiner Mutter, der meinte aber nur, dass ich schon alt genug wäre um „ab und zu“ eine halbe zu trinken.
Mit 17 habe ich den Realschulabschluss bestanden und mit 18 trank ich fünfmal die Woche bis spät in die „Früh“. War deswegen meistens vormittags in der Arbeit besoffen und bekam viele Probleme. Habe Besoffen viele Sachen beschädigt, bin Auto gefahren, Ausländer verprügelt und wusste oft gar nichts mehr davon.
Mit 19 habe ich mich über Cannabis durch das Internet informiert und mir wurde klar, ich muss das probieren. Dabei merkte ich, dass es gar nicht so schlimm ist wie immer gesagt wird, sondern im Gegenteil: Ich hatte mich fast vollkommen unter Kontrolle, keine Hemmungslosigkeit, konnte frei darüber entscheiden, ob ich Auto fahre oder nicht. Mir war den nächsten Tag nicht schlecht (also ist es doch nicht so schädlich und der Staat muss einen anderen „Hintergedanken“ haben). Von diesem Tag an, wurde der Alkoholkonsum fast eingestellt.
10 Monate später war 4 Wochen kein Cannabis auf dem Schwarzmarkt verfügbar und man hat uns dafür alles andere an Drogen angeboten. Aber wir lehnten vorerst ab, bis ein Dealer bei uns zu besuch war. Er meinte E-Teile oder Speed sind doch nicht schädlich, er nehme das selber schon drei Jahre. Aber wir sollten die Finger von Kokain und Heroin lassen, das sind nämlich die wirklich harten Drogen.
Mir wurde zwar ziemlich schnell klar, dass mich diese neuen Drogen auf lange Dauer schädigen, aber es gab kein zurück mehr. Konsumierte ab da an, dreimal die Woche Chemie!
Zwei Monate später wurde so ziemlich bei allen das Geld knapp und wir begannen hauptsächlich Cannabis, aber auch Speed und Excstasy zu verkaufen. Sicher waren es Drogen, die wir verkauften. Aber das Schuldbewusstsein wurde durch den Konsum von harten Drogen verdrängt und außerdem nahmen wir es doch auch selber. Straftäter sind wird durch den bloßen Besitz sowieso schon. Es wurde auch keinem aufgedrängt, sondern der Landkreis hat uns die „Türe eingetreten“.
Etwa wieder zwei Monate später hatten sich die Dealer im Landkreis in etwa verfünffacht und die Polizei wurde aufmerksam, aber konnte meistens wegen mangelnden Beweisen nicht einschreiten. Heroinabhängige wurden meistens als „Abschaum“ bezeichnet!
Ein halbes Jahr später hatte die Polizei die ersten Erfolge zu verzeichnen. Ein paar Leute mussten meistens nur wegen Cannabiskonsum (ohne dabei am Steuer erwischt zu worden sein) den Führerschein abgeben. Ein Heroin-Dealer meinte dazu: Leute die im Methadonprogramm dabei sind dürfen meistens noch Auto fahren. Der Staat benützt den Führerscheinentzug nur als Druckmittel um euch vom Kiffen abzuhalten, denn er hat im Fernsehen gesehen, dass man bekifft besser Auto fährt, als besoffen. Und einem Säufer nimmt man doch auch nicht gleich den Führerschein.
Ein Jahr später gab es fast nur noch harte Dealer, denn die Polizei hatte die Haschisch-Dealer abgeschreckt. Anfangs hatten natürlich die harten Dealer den Haschisch-Verkauf weiter geführt, aber bald merkten sie, dass es einfach nicht rentabel ist. Nicht für dieses Risiko! Haschischkonsumenten sind dazu noch schlechte Geschäftpartner. (Reden zuviel, sind oft Neulinge, Verdienst pro Gramm: 2-5 Euro)
Da ist es mit den Heroinabhängigen schon besser, die sind viel erfahrener und man kann ohne Probleme pro Gramm 40-80 Euro verdienen. Viele Dealer, die Bewährungsauflagen zu erfüllen haben konsumieren nur noch Heroin, denn diese Droge ist bekanntlich nur zwei bis drei Tage im Urin, Haschisch dagegen drei Wochen. Fast jeder zweite wurde Heroinabhängig! Die anderen hatten entweder noch das Glück an kleine Mengen Haschisch zu kommen, oder konsumierten nur Speed oder Excstasy, oder sie hatten dem Dealer, die Lügen über Heroin doch nicht geglaubt.
Jeder der um Cannabis fragte, dem wurde das Heroin schön geredet. Wäre auch kein Wunder, denn mit einem Kilo ziemlich reinem Heroin lassen sich minimal 100.000 Euro verdienen. Ich weiß, würde es Heroin in der Apotheke auf Rezept geben, würde es bald nur noch wenige Heroinabhängige geben. Aber auch Cannabis in der Apotheke würde schon halbwegs reichen, um die Heroinabhängigen zu reduzieren. Schuld an dieser Sache ist bestimmt nicht die Rot-Grüne Drogenpolitik mit den Fixerstuben (Wie von CDU/CSU Politikern behauptet wird), denn in der Schwarzregierten Legislaturperiode gab es meistens noch viel mehr Drogentote (Jahre 1991-1996: 1560-2120 Tote, 2003: 1470). Mit dieser Aussage wird Ihre Partei leider noch unbeliebter bei den Jugendlichen, denn jeder weiß, dass Fixerstuben keine Werbung für Heroinabhängige sind. Tut mir Leid, wir sind nicht blöd! Es gibt immer einen Ober-Dealer der oft selber gar nicht Heroinabhängig ist, aber dafür seine Leute, die für ihn verkaufen. Diese Klein-Dealer wissen zwar meistens, dass Heroin die schlimmste Droge ist, aber sie müssen verkaufen um die eigene Sucht zu finanzieren und sie müssen natürlich auch immer für neue Süchtige sorgen. Diese neuen Süchtigen müssen aber früher oder später auch wieder die Sucht finanzieren. Gäbe es Heroin auf Rezept, bräuchten die Abhängigen nicht für „Nachwuchs“ sorgen. Heroin als Medizin mit Beipackzettel (Wirkung, Nebenwirkung, Gefahren) ist nicht Partytauglich.
Keine Angst, es genügt auch schon Cannabis zu legalisieren um die Drogentoten (meistens Heroinabhängige) um 75 % zu reduzieren. Laut offizieller Zahlen hat allein die bayerische Landeshauptstadt München (ca. 1,25 Mio. Einwohner) pro Jahr etwa soviele Drogentote zu beklagen wie die gesamten Niederlande (ca. 16 Mio. Einwohner). Die Holländer haben zwar jede Menge Heroin, aber hauptsächlich nur für den Export!
Heroin- genau so wie auch Alkoholabhängig wird man meistens, wenn man mit den falschen Leuten zusammen ist und bestimmt nicht, weil es Fixerstuben gibt.
Mit freundlichen Grüßen
Euer "böser" Haschdealer