Der Prinz von Popoland
Von Jörg Oberwittler
Tuntige Klamotten, heftiges Näseln, feminine Bewegungen: In einem Klassenprojekt entblößten Berliner Schüler ihre Vorurteile über Homosexuelle. Deren Verband reagierte begeistert und bat die Teenager zu einem Gespräch.
Berlin - Die fiktive Talkshow präsentiert die üblichen Zutaten des Unterschichtenfernsehens. Da ist die resolute Helga, die lautstark den Verdacht hegt, dass ihr Freund Bernie fremdgeht. Da ist der introvertierte Bernie, der sich das Keifen auf dem Sofa schweigend anhört. Und da sind die Nebenbuhlerinnen, die sich an seiner Seite in Rage reden.
"Du lügst doch wie gedruckt, du blöde Kuh!", "Ich hau' dir gleich eins auf die Schnauze!" Dann kommt der obligatorische Lügendetektortest. Alles bekannt aus den Nachmittagstalkshows - wäre da nicht das pikante Detail, dass sämtliche Frauenrollen von pubertierenden Jungen gemimt werden, die ihre Baggy-Jeans gegen das Rüschenkleid eingetauscht haben.[Links nur für registrierte Nutzer]Bei der Vorführung des Films mag sich bei einigen der Verdacht aufgedrängt haben: wohl ziemlich übel. Der Film bedient sämtliche Klischees: Nasale Stimme, abgeknickte Handgelenke, übereinandergeschlagene Beine, feminine Bewegungen - fertig ist "Der Prinz von Popoland".
Jedes volkseigene Vorurteil ist von bestechender Schärfe und durchdringender Logik.
Das hat uns das Überleben ermöglicht.
Die Zivilisationsschwuchteln werden noch ihr braun-blaues Wunder erleben.