Vorwiegend von Mohammedanern besiedelt ist auch das Gebiet, das von Lasistan, dem türkischen Bergland östlich von Trapezunt aus schon jetzt osmanische Truppen betreten haben. Artwin und Batum sind erst 1878 an Rußland abgetreten worden; außer der künstlich geschaffenen Hafenstadt, die Rußland überwiegend mit Griechen besiedelt hat, ist fast alles noch mohammedanisch, wenn auch einzelne Dörfer von christlichen Mingreliern oder Armeniern bewohnt sind. Das türkische Vorgehen in diesem Raume richtet sich, wie aus den Berichten des großen türkischen Hauptquartiers hervorgeht, gegen Batum, dessen Besetzung der Flotte einen wertvollen Stützpunkt bieten und zugleich einen kaum hoch genug einzuschätzenden moralischen Erfolg bedeuten würde. Die Türken haben bisher, in drei Kolonnen vorgehend, Liman besetzt, das am Meeresufer, etwa zehn Kilometer von der Grenze entfernt liegt, sodann Kura, ein im Gebirge gelegenes Dorf, das etwa in der Mitte zwischen Liman und Artwin zu suchen ist, und endlich bei Artwin am Oberlauf des Tschuruk festen Fuß gefasst. Der Fluß strömt dort durch wilde Schluchten, an deren Steilwänden die wenigen Ortschaften, darunter auch Artwin selbst, sich terrassenförmig aufbauen. Den türkischen Grenztruppen, die mit solchem Gelände vorzüglich vertraut sind, dürften aber diese natürlichen Hindernisse keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bieten.
Die Haltung der Bevölkerung kann in dem Kampfraum südlich des Kaukasus viel wichtiger werden als irgendwo in Europa, wo sie doch immer noch eine bedeutende Rolle spielt. In dem von Gebirgen wild durchfurchten Land ist jedes Heer auf das Wohlwollen der Ansässigen angewiesen. Die Türken sind in dieser Hinsicht zweifellos im Vorteil. Auf eigenem Gebiete haben sie höchstens mit einem passiven Widerstande eines Teils der Armenier zu rechnen; zu feindlichen Handlungen wird sich auch der verblendete Armenier nicht hinreißen lassen. Vielleicht werden die Armenier sogar den Türken entgegenkommen. Sobald sie die Überzeugung haben, in ihnen den stärkeren Teil zu sehen. Innerliche Zuneigung knüpft sie auf keinen Fall an Russland. Die Kurden sind schon jetzt auf die Seite der Türken getreten; die großen Opfer, die Rußland für die Bearbeitung einiger ihrer Stämme gebracht hat, sind verloren. Die persische und tatarische Bevölkerung Aserbeidschans ist jetzt unbedingt türkenfreundlich. In Russisch-Transkaukasien ist die mohammedanische Bevölkerung, die außer den schon erwähnten Gebieten an der Südostküste des Schwarzen Meeres und im Osten, wo sie von den Grenzen Armeniens bis an den kaspischen See sitzt, auch noch den Osten des Kaukasus selber bewohnt und in allen übrigen Landesteilen wenigstens mit ansehnlichen Minderheiten vertreten ist, der russischen Herrschaft ausnahmslos abgeneigt. Der Aufstand der Daghestaner, der in den 50er Jahren unter Schamyls Führung die Russen zu einer gewaltigen militärischen Kraftprobe nötigte, ist noch nicht vergessen.
Aber selbst in der christlichen Bevölkerung findet Russland kaum einen sicheren Halt. Die Armenier werden sich kaum anders verhalten als die in der Türkei; ein Teil ihrer Jugend würde vielleicht eine entscheidende Niederlage der Russen als Signal zu einem Aufstande benützen, dessen Ziele aber ganz unklar wären. Die Georgier, die westlich von Tiflis bis ans Meer und nördlich bis über die Pässe des Kaukasus wohnen, neben den mohammedanischen Bergvölkern gewiß die tapfersten aller Kaukasier, sind politisch und sozial viel zu sehr zersplitterter, als daß sie sich zu einer einheitlichen Aktion zusammenschließen könnten. Ihre große Mehrheil ist aber unbedingt russenfeindlich; separatistische Neigungen würden gewiß auftauchen, wenn die Lage der russischen Herrschaft kritisch würde.