Mehr als fünf Milliarden Euro müssen Wirtschaft und Verbraucher im schlimmsten Fall zahlen, damit die EU-Vorgaben eingehalten werden. Das hat das Forschungsinstituts DIW berechnet. Die Wissenschaftler wissen auch, wie Deutschland billiger davonkommen kann.
Die Einhaltung der neuen EU-Klimaschutzziele bis 2020 wird Wirtschaft und Verbraucher in Deutschland nach DIW-Berechnungen im
besten Fall 1,9 und im schlimmsten Fall 5,7 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Dies geht aus dem Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hervor.
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Die Wissenschaftler raten, innerhalb der EU eine faire Lastenteilung durchzusetzen und die Klimagase in erster Linie durch Energiesparen zu vermindern, um die Kosten niedrig zu halten.
Das DIW bezieht sich auf das Ziel der EU, bis 2020 mindestens 20 Prozent weniger Treibhausgase auszustoßen als 1990. Die Ankündigung, die Minderung auf 30 Prozent zu erhöhen, falls andere Länder ähnliches versprechen, blieb unberücksichtigt.
Eine „faire“ Lastenteilung würde aus Sicht des DIW bedeuten, dass Deutschland seine Klimagase bis 2020 um insgesamt 31 Prozent unter den Wert von 1990 senkt. Dies würde vom heutigen Stand aus eine weitere Minderung von etwa 175 Millionen Tonnen Kohlendioxid bedeuten.
Eine einfache Fortschreibung der bisherigen Lastenteilung liefe hingegen laut DIW darauf hinaus, dass Deutschland 203 Millionen Tonnen Minderung erbringen müsste. Dies wäre aus Sicht des DIW aber deshalb unfair, weil Deutschland bereits erhebliche Minderungen erreicht hat - etwa 18 Prozent gegenüber 1990 -, während andere Länder wie Spanien weit von ihren Zielen entfernt seien. Das solle berücksichtigt werden, schreibt Klimaexpertin Claudia Kemfert in dem Bericht.
Ebenfalls bedeutsam für die Klimaschutz-Kosten in Deutschland ist nach diesen Berechnungen, wie die Minderung erreicht wird. Am kostengünstigsten sind demnach alle Maßnahmen zur Energieeffizienz, also etwa die Gebäudeisolierung, spritsparende Autos und sparsamere Elektrogeräte.
Die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung und der erneuerbaren Energien zahlt sich dem Bericht zufolge hingegen erst mittelfristig aus. So koste es 25 Euro, über die Windkraft eine Tonne Kohlendioxid einzusparen.
Somit kommt das DIW auf vier verschiedene Kostenszenarien: Wird in der EU eine „faire“ Lastenteilung erreicht und in Deutschland das gesamte Effizienzpotenzial ausgenutzt, lassen sich die 31 Prozent Minderung mit 1,9 Milliarden Euro Kosten pro Jahr erreichen. Kann Deutschland beim „Burden Sharing“ keine Verbesserung erreichen, kämen laut DIW 2,2 Milliarden Euro pro Jahr auf Wirtschaft und Verbraucher zu.
Weit größeren Einfluss auf die Kosten hätte es, [b]wenn teure Minderungspotenziale vorrangig genutzt würden: Dann müssten bis zu 5,1 Milliarden Euro bei „fairer“ Lastenteilung und bis zu 5,7 Milliarden bei bisheriger Lastenteilung aufgewendet werden.[b/] Es sei erforderlich, „dass ein breiter Katalog von Klimaschutzmaßnahmen erarbeitet und eingesetzt wird“, heißt es im Bericht.