Nuntius: „Keine steigende Christenfeindlichkeit”
ERSTELLT 19.04.07, 11:59h
Rom - Der Mord an drei christlichen Mitarbeitern eines Bibelverlags ist nach Ansicht des Vatikan-Botschafters in der Türkei, Antonio Lucibello, kein Ausdruck wachsenden Feindschaft gegenüber dem Christentum. Er hänge vielmehr mit der Nervosität der Türken im gegenwärtigen Wahlkampf zusammen, sagte der Nuntius aus Ankara am Donnerstag in einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Stampa".
Lucibello fügte hinzu, er sehe auch keinen Zusammenhang mit dem Mord an dem Priester Andrea Santoro in Trabzon vor gut einem Jahr. Der Nuntius verwies demgegenüber auf die Groß-Demonstration vom vergangenen Wochenende in Ankara: Dabei hatten mehr als Hunderttausend Menschen gegen eine Präsidentschaftskandidatur des islamisch geprägten Ministerpräsidenten Erdogan protestiert. In den vergangenen Tagen hatten sich auch Armeechef Yasar Büyükanit und der scheidende Staatschef Ahmet Necdet Sezer gegen einen "islamischen" Präsidenten gewandt. Sollte Erdogan darauf bestehen, sich Anfang Mai vom Parlament zum Staatschef wählen zu lassen, riskiere er eine Spaltung des Landes, lautete die Botschaft.
Dazu sagte der Erzbischof, es handele sich bei dem Mord vermutlich um die Tat von Fanatikern, die auf diese brutale Weise gegen die Laizität des türkischen Staates protestierten. Entschieden wies Lucibello in dem Interview Mutmaßungen zurück, das Klima in der Türkei sei generell christenfeindlicher geworden. Im Gegenteil habe es sowohl nach dem Mord an Santoro als auch nach dem Anschlag auf den armenischen Journalisten Hrant Dink breite Sympathiebekundungen für die Opfer gegeben.
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Eine sachliche Analyse des verabscheuungswürdigen Mordes und dessen Einordnung.