Bastelrakete erreicht das Weltall
Ein 18-köpfiges Team amerikanischer Weltraum-Enthusiasten hat sich einen lange gehegten Traum erfüllt. Eine unbemannte Sechs-Meter-Rakete erreichte das All - als erstes von Amateuren gebautes Flugobjekt überhaupt.
"Sie jagte von der Abschussrampe nach oben und flog ins All." Auf die Worte von Eric Knight, einem Freizeit-Raketenbauer beim "Civilian Space Exploration Team", mussten seine 17 Kollegen einige Jahre warten. Der gestrige Start der Rakete "GoFast" in der Wüste von Nevada war bereits der dritte Versuch in den vergangenen Jahren, mit einem selbst gebauten Fluggerät den Weltraum zu erobern.
Gestern klappte es nun endlich. Das 6,5 Meter lange Geschoss kletterte binnen drei Minuten auf eine Höhe von 100 Kilometern, berichtet die britische BBC. Genau dort beginnt laut Definition der Weltraum. Gerade mal 14 Sekunden feuerte der Antrieb, die Endgeschwindigkeit betrug nach Berechnungen der Raketenbauer etwa 6500 Kilometer pro Stunde.
Die Rakete funkte vom All aus Signale zur Erde, bevor sie und ihre Nutzlast getrennt voneinander an Fallschirmen niedergingen. Das spektakuläre Experiment wurde von Vertretern der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration verfolgt.
Konstrukteur Knight sagte, man habe das Funksignal bereits empfangen, die Nutzlast aber noch nicht geborgen. In dem Behälter stecken neben einem Funkgerät auch Videokameras und weitere Instrumente, die während des Flugs Informationen aufgezeichnet haben.
Die 18 Raumfahrt-Fans haben ihr Abenteuer aus eigener Tasche und mit Sponsorengeldern bezahlt. Sie bekennen sich zur "Liebe der Raketentechnik" und dem "unnachgiebigen Wunsch, selbst die größten Zweifel zu überwinden". Mit dem geglückten Flug wollten sie beweisen, dass das Weltall offen für Erkundungen von jedermann ist und nicht nur von Staaten erobert werden kann.
Experten zeigten sich beeindruckt von dem gelungenen Flug ins All. "Das ist eine fantastische Errungenschaft", sagte der britische Raktentechniker Richard Osborne gegenüber der BBC. "Ich war in Nevada während der vorangegangenen Versuche. Das ist eine sehr beeindruckende Mannschaft."
Mit dem ersten unbemannten Flug in den Weltraum hat das "Civilian Space Exploration Team" bewiesen, dass Hobby-Raumfahrt funktionieren kann. In den nächsten Monaten wollen amerikanische Privatforscher auch Menschen ins All schießen. Beim Wettbewerb "X Prize" wetteifern fast 30 Teams darum, als Erster mit drei Insassen 100 Kilometer hoch zu fliegen. Das Preisgeld von zehn Millionen Dollar wird aber erst ausgezahlt, wenn der Vorstoß innerhalb von zwei Wochen erfolgreich wiederholt wird.
Die Prämie spendierten hunderte Raumfahrtfans - unterstützt vom Schauspieler Tom Hanks, dem ehemaligen Senator und Astronauten John Glenn sowie dem Weltraum-Touristen und Multimillionär Dennis Tito. Die Bewerber stammen aus den USA, Kanada, Israel, Großbritannien, Russland - und sogar aus Rumänien und Argentinien.