(...) Das wirtschaftliche Nord-Süd-Gefälle hat sich seit 2004 noch weiter verstärkt, zeigt die Untersuchung. Immer mehr Städte und Landkreise in Bayern und Baden-Württemberg lassen den Rest der Republik hinter sich. Sieben der acht Regionen der Spitzengruppe mit „Top-Zukunftschancen“ liegen in Bayern, eine in Baden-Württemberg. Auch von den 35 Städten der zweiten Gruppe, denen Prognos sehr gute Zukunftschancen attestiert, kommt die Mehrheit (19) aus beiden süddeutschen Ländern. Aus Nordrhein-Westfalen schaffen es vier Städte in diese Gruppe (Düsseldorf, Leverkusen, Aachen und Münster), aus Niedersachen nur eine (Wolfsburg). „Die wirtschaftlichen Kraftzentren Deutschlands liegen ganz eindeutig in Bayern und Baden-Württemberg, wobei der Südwesten stärker von der Substanz lebt und einzelne Kreise und Städte bei der Dynamik zulegen müssen, um weiter vorne zu bleiben“, sagt Peter Kaiser, Projektleiter Zukunftsatlas bei Prognos.

Unangefochten an der Spitze liegt der Ballungsraum München. Die ersten drei Plätze gingen wie bereits 2004 an den Landkreis und die Stadt München sowie den benachbarten Kreis Starnberg. Zunehmend strahlt die wirtschaftliche Potenz auch in das Münchener Umland aus: Die an die bayerische Landeshauptstadt angrenzenden Landkreise Miesbach, Ebersberg und Dachau sind zu Regionen mit „sehr guten Zukunftschancen“ aufgestiegen.
Insgesamt steht der Wirtschaftsstandort Deutschland besser da als 2004, zeigt die Untersuchung. 43 Regionen haben laut Prognos sehr hohe oder sogar „Top-Zukunftschancen“ – vor drei Jahren war diese Spitzengruppe nur etwa halb so groß. „Die Voraussetzungen für einen länger anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung sind damit gegeben“, betont Böllhoff.

Die größte Bewegung im Ranking hat es in Ostdeutschland gegeben: Acht der zehn Städte und Kreise, die ihre Position im Ranking am stärksten verbessert haben, liegen in den neuen Bundesländern. Der größte Aufsteiger der Studie ist Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern: Die Hansestadt stieg innerhalb von drei Jahren um 224 Plätze auf und liegt jetzt auf Rang 101.

Anders als 2004 schaffen drei ostdeutschen Städte – Dresden, Potsdam und Jena – in diesem Jahr den Sprung in die gesamtdeutsche Top-20. Sie schneiden damit deutlich besser ab als die westdeutschen Metropolen Köln, Frankfurt und Hamburg. Vor drei Jahren war Jena auf Platz 24 noch der einzige ostdeutsche Standort, der ganz oben rangierte.

Neben den Vorzeige-Standorten bescheinigt Prognos jetzt 28 ostdeutschen Städten und Kreise einen „ausgeglichenen Chance-Risiko-Mix“ – mehr als dreimal soviel wie 2004. Vor allem Regionen, die an der Verkehrsachsachse Hannover-Berlin liegen, haben aufgeholt – und solche, die über hohe wirtschaftliche und technologische Kapazitäten verfügen. „An einigen Kristallisationspunkten findet ein Aufholprozess Ostdeutschlands statt“, betont Böllhoff.

Auch die Zahl der absoluten wirtschaftlichen Problemfälle in Ostdeutschland hat abgenommen: Vor drei Jahren sah Prognos bei 101 der 113 ostdeutschen Städte und Kreise mehr Risiken als Chancen. Heute sehen die Experten noch für 81 Regionen in den neuen Ländern größere Probleme. Wie 2004 liegen alle Regionen, denen die Forscher hohe oder sehr hohe Zukunftsrisiken attestieren, in den neuen Bundesländern. „Ländliche strukturschwache Regionen Ostdeutschlands sind die größten Sorgenkinder“, sagt Böllhoff. Defizite in der Wirtschaftsstruktur und die abgelegene Lage schaukeln sich dort gegenseitig auf.
Probleme haben auch zahlreiche Regionen in Nord- und Westdeutschland. „Zahlreiche Regionen im Mittelfeld haben sich etwas verschlechtert“, so Peter Kaiser von Prognos. „Der Strukturwandel und die Wirtschaftsflaute nach der Jahrtausendwende haben deutliche Spuren hinterlassen.“ (...)
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