Mit einer Sondersteuer auf alkoholhaltige Süßgetränke sollen Jugendliche vom Alkoholkonsum abgehalten werden.
Mit den Stimmen der rot-grünen Koalitionsmehrheit beschloss der Bundestag in Berlin am Donnerstag die Einführung der Sondersteuer für die auch als „Premixes“ oder „Ready-to-Drinks“ bezeichneten Getränke. Sie beträgt für gut einen Viertel Liter mit einem Alkoholgehalt von 5,5 Prozent rund 84 Cent. Das Mehraufkommen aus der Sondersteuer soll der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zukommen.
Zugleich wird mit dem Gesetz die kostenlose Abgabe von Zigaretten als Proben oder zu Werbezwecken verboten und der Tabakindustrie eine Mindestgröße für Zigarettenpackungen vorgeschrieben. Danach muss eine Packung mindestens 17 Zigaretten enthalten. Eine Übergangsregelung gilt für kleinere Packungen, die vor Inkrafttreten der Neuregelung hergestellt wurden. Ziel der neuen Vorschrift ist es, Jugendliche durch einen hohen Packungspreis vom Rauchen abzuhalten.
Der Bundesrat wird sich voraussichtlich am 11. Juni mit der Vorlage befassen. Das Gesetz, das am 1. Juli in Kraft treten soll, bedarf nicht der Zustimmung der Unions-dominierten Länderkammer.
Gang zum Gericht angekündigt
Die Spirituosen-Industrie will gegen die Sondersteuer vor Gericht ziehen. „Es wird auf jeden Fall eine Klage geben", sagte der Sprecher von Diageo Deutschland, Holger Zikesch, dem „Tagesspiegel“ vom Freitag. Das Unternehmen stellt eine wodkahaltige Limonade her.
Die Koalition verteidigte die neue Regelung. Es müsse verhindert werden, dass sich Kinder und Jugendliche frühzeitig an Alkohol gewöhnten, sagte die SPD-Abgeordnete Ingrid Arndt-Brauer. Junge Leute hätten bei den süßen Getränken nicht den Eindruck, dass sie Alkohol konsumierten.
Die Union kritisierte, das Gesetz gehe nicht weit genug. Es erfasse nicht Mischgetränke, die auf Bier und Wein basierten. Diese Angebote erhielten damit einen weiteren Schub, sagte der CSU-Abgeordnete Georg Fahrenschon. Er forderte eine Gleichbehandlung aller Mischgetränke und eine deutliche Kennzeichnung.
Der FDP-Abgeordnete Klaus Haupt befürchtet, dass eine Steuer die Jugendliche auf andere, günstigere Getränke umsteigen lässt. Auch Hersteller würden zu anderen Produkten wechseln. Gegen den Alkoholkonsum junger Menschen helfe vielmehr Information, Aufklärung und die Verantwortung von Eltern, Handel und Gastronomie.