Spannungen zwischen Rom und Kroatien wegen Partisanen-Massakern
Zwischen Italien und Kroatien herrschen diplomatische Spannungen wegen der Massaker von jugoslawischen Partisanen an Italienern während des Zweiten Weltkriegs.
Dabei warfen die Partisanen Josip Broz Titos die Leichen ihrer rund italienischen 15.000 Opfer in die „Foiben“, senkrechte Karsthöhlen, die in Istrien und Julisch-Venetien verbreitet sind.
Der kroatische Präsident Stipe Mesic attackierte Staatspräsident Giorgio Napolitano, der anlässlich des Tages der Erinnerung an die Foiben am Samstag das „Kartell des Schweigens“ bzw. die „politisch-ideologische Blindheit“ thematisiert hatte, die für zu viele Jahre auf der Tragödie der Istrier und Dalmatier gelastet habe. Napolitano gedachte des blutigen Massakers der Foiben, das seiner Ansicht nach einer „ethnischen Säuberung“ geglichen habe.
Mesic bezeichnete Napolitanos Worte als „rassistisch und revanchistisch“. Napolitano habe mit seiner Rede „Geschichtsrevisionismus“ betrieben, sagte der kroatische Präsident am Montagabend. Daraufhin beschloss Außenminister, Massimo D’Alema, den kroatischen Botschafter in Rom, Tomislav Vidosevic, einzubestellen. D’Alema stufte die Reaktion Zagrebs als „unbegründet“ ein. Die Kroaten werfen Italien vor, über die Besatzung eines Großteils von Ex-Jugoslawien durch faschistische Truppen Italiens während des Zweiten Weltkriegs zu schweigen.
Regierungschef Romano Prodi protestierte gegen Mesics Haltung. „Die Worte des kroatischen Präsidenten sind absolut unmotiviert“, kommentierte Prodi. Ein Besuch des Unterstaatssekretärs für auswärtige Angelegenheiten, Vittorio Craxi, wurde abgesagt.
Die Toten in den „Foiben“ waren nur zum Teil Faschisten. Die Massenmorde und die Deportationen, aber auch die privaten Racheakte sind ein Kapitel der Geschichte von Slowenen, Kroaten und Italienern, das in Italien - abgesehen von der Nischenkultur der istrischen Flüchtlinge in Triest - jahrzehntelang mit einem Tabu belegt war.
„Diese Verbrechen haben jahrzehntelang in den Schul- und Lehrbüchern Italiens nicht die geringste Spur hinterlassen, dabei war der Mord an Tausenden von Italienern nichts anderes als ein kaltblütiger Versuch ethnischer Säuberung“, kommentierte Oppositionspolitiker Marcello Pera kürzlich.