Zitat von
Nibelung
Die japanische Strategie gegen die USA:
Maximalen Nutzen aus dem Überraschungseffekt (Pearl Harbour) ziehen.
So viele Inseln wie möglich in kürzester Zeit erobern, bevor die USA zum Gegenschlag bereit sind.
Einen Abnutzungskrieg führen und die Reconquista so verlustreich wie möglich gestalten.
Man darf nicht vergessen, daß die USA die meisten Pazifik-Besitzungen ohnehin in die Unabhängigkeit entlassen wollten und der Durschschnitts-Ami nie was von diesen hörte. Der Krieg ist eben in keinster Weise mit dem russisch-japnischen Krieg zu vergleichen.
Japan kalkulierte, daß die US-Bevölkerung sich nicht ausreichend um diese scheren würde und westliche Demokratien zu verweichlicht seien, um hohe Verluste zu tolerieren für vage Kriegsziele.
Bedenkt man die relativ geringen Verluste im amerikanischen Bürgerkrieg (600.000) und das Trauma welches dieser bis heute verursacht, eine durchaus plausible Annahme.
Das einzige Problem in Japan Kalkulation:
Sie unterschätzten den Willen der Amis, jeden Aggressor, der auf die denkbar unritterlichste Weise einen feigen Überraschungsschlag gegen die eigene Nation durchführt, um jeden Preis zu besiegen.
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Fazit:
Der ursprüngliche Gedanke hinter Japans Strategie war plausibel.
Sie hätten einfach auf eine amerikanische Kriegserklärung warten sollten (welche lebenswichtig für den Abnutzungsfaktor gewesen wäre, die Bevölkerung hätte in diesem Fall weit empfindlicher auf Verluste reagiert, siehe Irak).
Sie hätten sich stattdessen auf die europäischen Allierten konzentrieren können (die holländischen und britischen Besitzungen im Pazifik, samt deren Öl und Kautschuk-Vorkommen).
Aber lasst uns einmal annehmen, Pearl Harbour habe bereits stattgefunden.
Gab es danach eine Chance für Japan?
Hoffentlich kommt hier keiner mit Midway (eine Schlacht, die zwar eine Katastrophe für Japan darstellte, den Feldzug aber nur verkürzte, nicht entschied).
Meiner Meinung nach verschwendete Japan seine minimale Siegchance auf einen vorteilhaften Frieden durch seine traditionelle Militärschule der offensiven Doktrin.
Im Zweifel angreifen, statt verteidigen.
Japan verschwendete zuviel Manpower und Güter in Angriffen (genau wie die Konföderierten im Bürgerkrieg, welche die gleiche Chance hatten, einen "politischen Abnutzungskrieg" zu gewinnen).
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Was in dieser Debatte verstanden werden muss ist der folgende Fakt:
Japan hatte niemals eine Chance (noch beabsichtigte es dieses jemals), einen strategischen Sieg zu erlangen (wie in "Gegner auf dem Schlachtfeld besiegen, sein Gebiet zu erobern und den Gegner zur Kapitulation zu zwingen").
Japans einzige Chance und einzige Intention war es, dem Gegner untolerierbare Verluste beizubringen.
Hatten die US-Verluste einen Stand erreicht, an dem die Öffentlichkeit diese nicht mehr ertragen konnte, so hätte man die USA an den Verhandlungstisch gebracht.
Die Bedingungen wären folgende gewesen:
Lasst uns Freiraum im westlichen Pazifik und China, Japans einzigem Interesse.
Dieses ist die einzig vernünftige Ausgangsbasis für eine ernsthafte Diskussion.
Hätte die japanische Strategie (falls ordentlich ausgeführt und defensiver gestaltet) funktionieren können und einen vorteilhaften Frieden erlangen können?
Wer meint, Japan hätte die USA militärisch besiegen können, der bleibe bitte der Diskussion fern und lese ein paar Bücher über die Pazifikkampagne, bevor er schreibe.