Dries van Agt:Bei der Verleihung der Martin-Buber-Plakette an Richard von Weizsäcker im November 2003 wirkte dieser recht betreten.
Deutliche Worte zum Feuersturm
über Dresden
Anlaß war die vom ehemaligen Ministerpräsidenten der Niederlande, Dries van Agt, gehaltene Laudatio, welche von deutschen Medien nicht beachtet wurde.
In seiner eindringlichen Rede traf dieser einige von unseren Scham- und Bußpolitikern ungern gehörte Feststellungen zur Flächenbombardierung deutscher Städte:
»Ich wage es, hier die ernste Frage aufzuwerfen, ob nicht schon längst die Zeit gekommen sei, über die Verbrechen, die im Krieg auch gegen das deutsche Volk begangen worden sind, in Selbstkritik zu sprechen.
Die Teppichbombardierungen auf deutsche Städte – das gleiche geschah übrigens auch in Japan – wurde nicht wegen militärischer oder der Kriegsführung dienlicher Ziele gegen Industrien oder Infrastruktur ausgeführt, sondern um die Moral der Bevölkerung zu brechen.
Daß dabei unzählig viele Bürger, Frauen, Kinder, Greise – die kampftüchtigen Männer und sogar Jungen waren fast alle an die Front geschickt worden – getötet bzw. verstümmelt wurden, war nicht ein in Kauf genommener Begleitumstand dieser Luftangriffe, sondern Zweck des Ganzen.
Im Jahre 1949 sind solche Handlungen in den damals geschlossenen Genfer Verträgen als schwere Kriegsverbrechen gebrandmarkt worden.
Damit wurde kein neues Recht geschaffen, sondern das, was früher als ungeschriebenes Recht gereift war, kodifiziert. Die Verbrechen, für die die Nazi-Prominenz in Nürnberg gerichtet worden ist, waren damals genauso wenig kodifiziert.
Die Entfesselung des Feuersturms, der durch die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt Dresden raste – um nur das deutlichste Beispiel zu nennen – ist eine Schandtat gewesen.
Wer Versöhnung anstrebt, soll dazu bereit sein, die volle Wahrheit anzuerkennen und zu benennen!«
Quelle:
UN.Unabhängige Nachrichten