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Die Juedische
(...)Diese ansatzweise Entspannung wurde aber im Februar 2006 durch eine unglaublich grausame Tat jäh unterbrochen, die sich genau an der Schnittstelle zwischen brachialster Jugendkriminalität und antijüdischem Ressentiment ereignete: die dreiwöchige Entführung und qualvolle Ermordung eines jungen Juden durch eine Pariser Vorstadtbande. [B]Rahmenbedingungen und Tathergang dieses Verbrechens signalisierten die Verfestigung bei einem Teil der franko-arabischen, franko-afrikanischen und franko-karibischen Vorstadtjugend einer gefährlich-geläufigen anti-jüdischen „Weltanschauung“. Als charismatischer Träger dieser Ideologie hatte sich der populärste schwarze Komiker und Bühnenautor Frankreichs, Dieudonné M’Bala M’Bala, profiliert. Der Judenhass dürfte auch die eigentliche Grundlage gewesen sein für die spektakuläre Annäherung zwischen M’Bala M’Bala und dem weiterhin bedrohlich populären Rechtsaußen-Tribun Jean Marie Le Pen, die im November 2006 Frankreichs Öffentlichkeit überraschte.
(...)Der Sohn eines Vaters aus Kamerun und einer Mutter aus der Bretagne, der für einen bedeutenden Teil der franko-afrikanischen und franko-karibischen Bevölkerung, und inzwischen auch für viele Franko-Araber, zu einer Art Bannerträger geworden ist, suggeriert dies bei seinen gut besuchten One-Man-Shows: Die Juden würden den Schwarzen den Weg zur Anerkennung ihrer Leidensgeschichte und Erlangung ihrer Gleichberechtigung verstellen.
(...)Besonderes Aufsehen errang M’Bala M’Bala im Dezember 2003 als Stargast einer populären TV-Talkshow: während die Zahl der antijüdischen Übergriffe in Frankreich einen neuen Höhepunkt erreichte, trat er verkleidet als orthodoxer Jude auf, der eine Maschinenpistole umgeschnallt hatte und „Isra-Heil“ rief. Knapp zuvor hatte er in einem Interview in der Webpublikation „Blackmap.com“ bekannt: „Ich denke, die jüdische Lobby hasst die Schwarzen. Weil der Schwarze im kollektiven Unterbewusstsein das Leiden verkörpert, erträgt diese Lobby das nicht, weil das ihr Business ist. Jetzt genügt es, den Hemdsärmel hochzukrempeln, um seine Nummer herzuzeigen, und schon hat man ein Anrecht auf Anerkennung“. Als daraufhin eine Gruppe jüdischer Aktivisten eine seiner Shows zu stören versuchte, erklärte M’Bala M’Bala in einem Interview im Februar 2004 im Massenblatt „Journal du Dimanche“: „Das sind alles Sklavenhändler, die sich jetzt aufs Bankenwesen, das Show-Business und den Terrorismus eines Ariel Sharon verlegt haben“.
Als Trost für diesen Rückschlag und um medial weiter präsent zu bleiben, vollzog M’Bala M’Bala einen Schwenk zu Jean-Marie Le Pen. Dem alljährlichen Parteifest der „Front national“ am Pariser Stadtrand im November 2006 (bei dem übrigens auch NPD und FPÖ vertreten waren) erstattete M’Bala M’Bala einen ebenso überraschenden wie spektakulären Besuch. Bei einer kurzen Begegnung, die den Anschein der Zufälligkeit hatte, aber, wie sich später herausstellte, beidseitig wohl vorbereitet war, reichten sich Le Pen und M’Bala M’Bala die Hand. „Ich bin entzückt Sie hier zu sehen,“ säuselte ein strahlender Le Pen und erläuterte später: „Wenn Dieudonné hergekommen ist, dann wohl weil er uns gar nicht so fern steht. Wenn mir eine Stimme fehlen sollte, um gewählt zu werden, wäre ich sehr zufrieden, wenn die Stimme von Dieudonné käme.“
(...)Nicht unerheblich dabei ist der Umstand, dass der Beraterstab des Rechtstribuns sich neuerdings bemüht, auch Jungwähler aus arabischen, afrikanischen und franko-karibischen Familien zu ködern. Dazu wurde sogar ein Wahlplakat gestaltet, auf der eine junge Schwarze für Le Pen wirbt.