Die vier Todesursachen des A. Litwinenko
Nun haben wieder unsere antirussischen Gewohnheitshetzer in den Medienzentralen von Washington bis Warschau genau den Stoff, den sie wie die Luft zum atmen benötigen. Vom ersten Tage an, an dem bekannt wurde, daß der ehemalige FSB-Mitarbeiter Alexander Litwinenko unter mysteriösen Umständen ums Leben kam, wurde sofort unisono ins gleiche Horn geblasen, um Putin als den Drahtzieher dieses Falles zu stigmatisieren. Daß es bis heute nicht einen einzigen Beweis dafür gibt, ja diese These sogar am unwahrscheinlichsten ist, ficht die Russophoben nicht an. Hauptsache, man kann in alter Manier und Gewohnheit sein Feindbild ausleben. Die Russen sind sowieso viel zu selbstbewußt geworden, seitdem der ehemalige KGB-Oberst im Kreml die Richtung vorgibt, die Rußland wieder zu einer geachteten und respektierten Weltmacht erhebt.
Spekulationen gibt es zuhauf, die letzenendes immer wieder den Kreml ins Licht der Aufmerksamkeit rücken.
Die russische Nachrichtenagentur RIA-Nowosti hat heute eine sehr interessante Analyse veröffentlicht, die ich dem geneigten User unseres Forums nicht vorenthalten möchte. Um sachliche und themenbezogene Diskussionsbeiträge wird gebeten.
Aus der Analyse von RIA-Nowosti ( [Links nur für registrierte Nutzer] ):
Interessant ist die Verwicklung Beresowskis und Litwinenkos in tschetschenische Terrorstrukturen.Die Version Nummer 1: Litwinenko hat geschmuggeltes Polonium aufgetrieben und ist auf die Idee gekommen, damit ein gutes Geschäft zu machen. Für diese Version spricht die Tatsache, dass er am 1. November Strahlungsspuren an mehreren von ihm besuchten Orten hinterlassen hat. Keiner von seinen Gesprächspartnern scheint aber etwas davon abbekommen zu haben. Scaramella behauptet etwa, Litwinenko habe einen Isotopen-Schmuggel betrieben. Der musste ja von recht kargen Almosen seines Patrons Boris Beresowski leben und brauchte dementsprechend einen Nebenverdienst. Laut Informationen der britischen Presse hatte die Strahlungsdosis von Polonium-210, an der er starb, einen Marktwert von mindestens 30 Millionen Euro. Nicht doch ein bißchen zu viel für einen Mord?
Die Version Nummer 2: Litwinenko wollte sich von Beresowski loslösen, überlegte entsprechende Fluchtwege und stellte damit eine Gefahr für den geflüchteten Oligarchen dar, schreibt die "Iswestija". In der Tat: In letzter Zeit wurde es etwas unheimlich um Beresowski. Die Kooperationsvereinbarung der russischen Generalstaatsanwaltschaft mit den Engländern versprach dem Londoner Exilanten nichts Gutes. Andererseits wusste Litwinenko genug, um wichtige Informationen bei einem flüchtigen Gespräch aus seiner unruhigen Seele auszuplaudern.
Die Version Nummer 3: Litwinenko stand in Verbindung mit einem illegalen Labor in London, in dem an einer "schmutzigen" Atombombe für tschetschenische Terroristen gebastelt wurde. Diese Vermutung äußerten russische Nuklearexperten am vergangenen Sonntag im russischen Fernsehen.
In diesem Zusammenhang fallen zwei Dinge auf. Litwinenkos enger Freund in London war Achmed Sakajew, ein früherer tschetschenischer Separatistenführer, auf dessen Auslieferung die russische Staatsanwaltschaft besteht. Diese will ihn über Morde und Folterungen in Tschetschenien ausfragen. Und: Vor rund zwei Jahren informierte Beresowski die ganze Welt, dass die tschetschenischen Separatisten eine Kofferbombe bereits so gut wie gebaut hätten. Ihnen fehle nur eine Kleinigkeit. War das vielleicht Polonium-210? War Litwinenko ein Polonium-210-Bote?
Die Version Nummer 4: Ein ehemaliger KGB-Kollege, den Litwinenko an die britischen Geheimdienste verraten hatte, hat sich nun an ihm gerächt. Von Geschichten über derartige Rächer aus dem Kreis der ausgedienten und dann zu kurz gekommenen Geheimdienstlern wimmelt es ja nur so in Schund-Krimis und unzähligen Filmen.
Wenn nicht eine der Versionen der Wahrheit entsprechen, dann kann es wie so oft nur der Gärtner gewesen sein.
Die wichtigste Frage, die sich mir stellt, ist die, warum nicht nur ein Flugzeug der BA Poloniumspuren aufweist, sondern gleich mehrere. Denn gegen die These eines Kreml-Auftragsmordes spricht genau diese Tatsache. Waren denn soviel Flüge notwendig, um die "Tatwaffe" Polonium nach London zu schaffen? Und warum verplemperten die angeblichen [Links nur für registrierte Nutzer]-Agenten dabei soviel vom wertvollen und vor allem geheimen Material, daß man es in halb London nachweisen kann? Soviel Dilletantismus traue ich nicht mal dem BND zu.