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Thema: Warum sind islamische Staaten rückständig ?

  1. #1
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    Standard Warum sind islamische Staaten rückständig ?

    Über diese Frage habe ich mir öfter Gedanken gemacht. Natürlich gibt es in der Regel viele Gründe, warum etwas so ist, wie es ist, aber ich denke, in diesem Fall gibt es einen Hauptgrund: Die enge Verflechtung von geistiger und weltlicher Macht von Anfang an.

    Das Christentum traf im Europa des 5. – 11. Jahrhunderts auf eine – verhältnismäßig - freie Gesellschaft. Freie Gesellschaft und Religion verbünden sich, verschmolzen miteinander, die Herrscher der unfreien, der feudalen Zeit, die Monarchen und der Adel, mussten sich dem unterordnen, weltliche Herrscher hatten nur weltliche Macht und geistige Herrscher nur geistliche Macht, der jeweils andere Teil blieb den Herrschenden verschlossen. Ok, später übernahmen weltliche Herrscher auch geistliche Aufgaben und geistliche Herrscher auch weltliche, aber dennoch blieb in Europa eine relativ klare Trennung zwischen weltlicher und geistlicher Macht, da sich Religion und der unfreie Staat nacheinander, also getrennt, entwickelt hatten.

    Im Nahen Osten dagegen entwickelten sich der unfreie Staat und die Religion nicht getrennt, sondern miteinander, der unfreie Staat war im 9. – 12. Jahrhundert, als der Islam entstand, bereits vorhanden. Es verbündeten sich also nicht freie Gesellschaft und Religion und bildeten ein Bollwerk gegen den unfreien Staat, nein, der unfreie Staat und die Religion gingen ein Bündnis ein, ja verschmolzen miteinander und legitimierten sich gegenseitig, weltliche und geistige Macht waren also von Anfang an miteinander verbunden, was insofern ein Problem darstellt, dass die Religion den Fortschritt blockiert.

    Anfangs, im Mittelalter, als Gesellschaft/Staat und Religion noch als zusammengehörig betrachtet wurden konnte dieses Manko noch ausgeglichen werden, da der Islam toleranter war und ist als das Christentum. Wissenschaft, Kultur und politischer Fortschritt konnte in islamischen Staaten des Mittelalters stärker erblühen als in christlichen Staaten der selben Zeit, weil der Islam eben toleranter und weltoffenere Einstellung hat als das Christentum.

    Später aber, mit Beginn der Neuzeit, konnte das Manko der direkten Verbindung von Gesellschaft/Staat und Religion in einer Person nicht mehr ausgeglichen werden. Denn während es in den christlichen Staaten relativ leicht möglich war, die Religion aus dem täglichen Leben und der Politik zurückzudrängen, eben, weil die Verbindung zwischen Staat und Religion seit jeher eben relativ locker war, war dies in islamischen Staaten nicht möglich, Staat und Religion waren sehr eng verbunden, mehr noch, sie bildeten in Realitas und vor allem auch im Verständnis der Menschen eine Einheit.
    Je mehr also die Religion in christlichen Ländern aus dem täglichen Leben und der Politik zurückgedrängt wurde, desto fortschrittlicher wurden diese Staaten und desto mehr holten sie gegenüber den islamischen Staaten, welche die Religion nicht oder nur sehr schwer aus dem täglichen Leben und der Politik zurückzudrängen vermochten, auf und überholten diese schließlich.

    Wenn also der Nahe Osten fortschrittlicher werden will, muss er versuchen, die enge Verbindung zwischen Staat und Religion zu beseitigen – was allerdings schwierig wird, da sie quasi von Anfang an bestand, staatliche Macht und Religion von Anfang an sich miteinander eintwickelten - und vor allem auch den trojanischen Pferden namens Kalifen und Imamen etc. die Macht zu nehmen.Den Letztere sind zwar heute rein rechtlich gesehen nur noch geistliche Würdenträger, tatsächlich haben sie aber einen beträchtlichen Einfluss auf die Gesellschaft und die Politik. Jeder Politiker eines islamischen Landes, der die verkrusteten Strukturen (Schleierzwang, Zwangsehe, Ehrenmorde etc.) aufheben will, muss sofort mit massivem Widerstand durch die geistlichen Führer rechnen, die von alters her über einen Einfluss auf die Politik verfügen und die man vor allem nicht ganz ausschalten kann.

    Kleiner Exkurs: Schleierzwang, Zwangsehe, Ehrenmorde etc. sind keine islamischen Vorschriften, sondern gesellschaftliche Zwänge.Das ist eben das Problem, wenn weltliche und geistliche Führer ein und dasselbe sind: Die Betreffenden sichern ihre weltliche Macht durch ihre geistliche Macht ab; Kritische Schriften werden deswegen verboten, Schleierzwang deswegen verhängt und Zwangsehe und Ehrenmorde deswegen erlaubt, weil es der Sicherung der Herrschaft dient – und nicht, weil es die Religion so vorschreibt. Die Religion wird nur vorgeschoben, damit die Leute nicht gegen die Zwänge aufmucken, die ungerechten Verhältnisse hinnehmen, sich nicht gegen die Herrschaft der Oberschicht erheben.

    Bei uns ist die Sache weniger problematisch, Papst, Bischöfe, Kardinäle etc. konnten zurück auf ihr Gebiet die Religion, verwiesen werden und haben keine politische und gesellschaftliche Macht mehr. Dies war aber nur deswegen so – relativ – einfach möglich, weil christliche Würdenträger vom Verständnis her auch nur geistliche Würdenträger sind, man hat mit der Zurückdrängung von Papst, Kardinal, Bischof und Co also nur diese Personen auf ihre eigentlichen Aufgabenfelder zurückverwiesen, sie aus Bereichen (Gesellschaft, Politik) „verscheucht“, in denen sie noch nie etwas verloren hatten, in die sie sich rechtswidrig eingemischt hatten.Islamische Geistliche dagegen haben von Anfang an völlig legal auch Politik und Gesellschaft bestimmt. Nimmt man ihnen also ihre weltliche Macht, sehen sie es, ganz im Gegensatz zu christlichen Geistlichen, als illegale Einschränkung ihrer Befugnisse und wehren sich dagegen.

    Ganz lösen wird man das Problem nicht können, islamische Geistliche werden immer einen Einfluss auf Gesellschaft und Politik haben, weil sie es von Anfang an hatten und sich daher ihre Macht nicht vollständig nehmen lassen. Und vor allem: Auch nach dem Verständnis der Menschen dürfen, ja müssen, islamische Geistliche auch weltliche Macht haben. Es war eben schon immer so, es gehört zum Islam, so wie er sich im Nahen Osten entwickelt hat, einfach dazu.

    Allerdings denke ich, wird man die Macht der Geistlichen meiner Meinung nach dadurch eindämmen können, indem man die islamische Kirche demokratisch organisiert. Genauso, wie man auch die weltliche Herrschaft schon demokratisch organisiert hat und damit Erfolge erzielt hat: In einer demokratischen Gesellschaft genießt keiner Sonderrechte, weil er schon immer ein Amt bekleidet hat oder der Sohn von einem früheren Amtsträger war.Man hat also die Möglichkeit bei demokratischen Systemen, schlechte Leute und üble Hetzer aus ihren Ämtern zu entfernen und durch vernünftige oder zumindest vernünftigere Leute zu ersetzen.

    Warum sich eben die Sache so entwickelt hat, dass im Christentum geistliche Würdenträger und weltliche Würdenträger getrennt sind und im Islam nicht, hat allerdings nichts mit der Region zu tun, in der sich die jeweilige Religion entwickelt hat und schon gar nicht mit der Religion selber. Wie ich bereits sagte: Der Islam ist toleranter als das Christentum.

    Dass Problem sind eben die herrschenden Verhältnisse, in welcher sich die jeweilige Religion entwickelt hat.
    Wäre der Islam in einer freien Gesellschaft entstanden wie das Christentum, hätte es die enge, praktisch unkündbare Verknüpfung von geistlicher und weltlicher Macht nie gegeben.Genauso hätte es die klare Trennung zwischen Gesellschaft/Staat und Religion in Europa nie gegeben, hätte sich das Christentum in einer unfreien Gesellschaft entwickelt.

    Wären also die Verhältnisse so gewesen, dass der Islam sich in einer freien Gesellschaft entwickelt hätte wie das Christentum und das Christentum sich in einer unfreien Gesellschaft entwickelt hätte wie der Islam, wäre der Islam die bessere Religion gewesen (Es ist aber wohl Ironie der Geschichte gewesen, dass es nicht so gekommen ist).
    So aber wird der Vorsprung des Islam in puncto Toleranz durch das Christentum in Form des geringeren Einflusses der Geistlichen auf die Gesellschaft wieder wett gemacht.

    Als Fazit kann man also sagen: Christliche und islamische Staaten sind gleich tolerant oder intolerant, wie mans sieht.

  2. #2
    GESPERRT
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    Standard AW: Warum sind islamische Staaten rückständig ?

    Die Rückständigkeit erschließt sich mir noch nicht ganz.

    Viele Entwicklungen haben ihren Ursprung in der arab. Welt.

    Deine "Zahlen" z.B.

    Vieles ist von der Kirche verboten und verdeckt gehalten worden.

  3. #3
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    Standard AW: Warum sind islamische Staaten rückständig ?

    Dann stellt sich doch die Frage: Warum sind sie heute so Rückständig?

  4. #4
    Mitglied Benutzerbild von Misteredd
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    Standard AW: Warum sind islamische Staaten rückständig ?

    Zitat Zitat von TNT Beitrag anzeigen
    Dann stellt sich doch die Frage: Warum sind sie heute so Rückständig?
    Weil sie nicht lernen, nicht offen für neues sind, die Welt kaum sehen,selbst wenn sie sie bereisen und weil sie das Arbeiten nicht gerade erfunden haben.
    Hunde sind gut fürs Selbstbewußsein, weil sie sich immer freuen, dich zu sehen.
    Wilfred P. Lampton

  5. #5
    GESPERRT
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    Standard AW: Warum sind islamische Staaten rückständig ?

    Zitat Zitat von Misteredd Beitrag anzeigen
    Weil sie nicht lernen, nicht offen für neues sind, die Welt kaum sehen,selbst wenn sie sie bereisen und weil sie das Arbeiten nicht gerade erfunden haben.
    Worin begründet sich deine These ?

  6. #6
    Wir sind das Volk! Benutzerbild von ErhardWittek
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    Standard AW: Warum sind islamische Staaten rückständig ?

    Zitat Zitat von KrascherHistory Beitrag anzeigen
    Worin begründet sich deine These ?
    Das ist wie beim Kommunismus. Ein repressives System zeichnet sich dadurch aus, daß es seine Macht nur mittels Gewaltandrohung erhalten kann. Wenn keiner weiß, was ihm blüht, wenn er seine Gedanken äußert, wenn kein freier Disput möglich ist, wenn therotisch jede nicht ausdrücklich systemkonforme Meinungsäußerung brutale Folgen für Leib und Leben nach sich zieht, ist der Mensch gezwungen, das Denken vorsichtshalber als reine Privatsache zu behandeln.
    Wie sollen unter diesen Umständen bitte die Wissenschaft und die Wirtschaft oder auch die Kunst blühen und gedeihen?
    Angst ist der Kreativität nicht förderlich.

    Wir sehen ja auch in Deutschland, wohin PolCor führt oder der §130 oder auch schon die Tatsache, daß grundsätzlich jeder seine Steuererklärung besser nicht unterschreiben sollte, weil er gar nicht weiß, ob er diese richtig ausgefüllt hat. Das Land hat seine besten Zeiten hinter sich, weil unsere Freiheit zu Ende geht und wir bereits in Angst leben.

  7. #7
    Legendärer Antiker Vogel Benutzerbild von leuchtender Phönix
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    Standard AW: Warum sind islamische Staaten rückständig ?

    Zitat Zitat von KrascherHistory Beitrag anzeigen
    Die Rückständigkeit erschließt sich mir noch nicht ganz.

    Viele Entwicklungen haben ihren Ursprung in der arab. Welt.

    Deine "Zahlen" z.B.

    Vieles ist von der Kirche verboten und verdeckt gehalten worden.
    Dezimale Zahlen haben ihren Ursprung in Indien. Sie wurden nur durch die araber verbreitet. Immerhin haben sie es geschafft einst fortschrittliche Gebiete in arme und rückständige zu verwandeln.

    Es hängt auch von der Strenge der Religion aus. In den ersten Jahrhunderten war sie nicht so streng. Das entwickelte sich erst später und erstickte den Fortschritt.

  8. #8
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    Standard AW: Warum sind islamische Staaten rückständig ?

    Die Zahl 0 haben die araber erfunden.

    Überhaupt waren die islamischen Staaten früher sehr viel fortschrittlicher als Europa. Allerdings war das früher.
    Wenn sie anfangen würden, weniger Zeit mit ihrer Religion zu verbringen und mehr zeit und Geld in Ausbildung und Forschung zu stecken, könnten sie wieder aufschließen und uns vielleicht sogar irgendwann wieder mal überholen.
    Ich denke nicht, dass ich das noch erlebe, aber es ist möglich.

  9. #9
    Mitglied Benutzerbild von sandro
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    Standard AW: Warum sind islamische Staaten rückständig ?

    Zitat Zitat von EinDachs Beitrag anzeigen
    Die Zahl 0 haben die araber erfunden.

    Überhaupt waren die islamischen Staaten früher sehr viel fortschrittlicher als Europa. Allerdings war das früher.
    Wenn sie anfangen würden, weniger Zeit mit ihrer Religion zu verbringen und mehr zeit und Geld in Ausbildung und Forschung zu stecken, könnten sie wieder aufschließen und uns vielleicht sogar irgendwann wieder mal überholen.
    Ich denke nicht, dass ich das noch erlebe, aber es ist möglich.
    Damals hatten die Araber tatsächlich viele Fortschritte in der Wissenschaft und in der Kultur geschaffen, zwar durch Aneignung von Wissen anderer Zivilisationen, sie hatten alle mögliches altes Wissen der griechisch-römischen Kultur ausgegraben und übersetzt Heute scheint es, die Entwicklung in Gegenrichtung zu laufen. Folgende Fakten zeigen eine düstere Situation:

    Mangel an Übersetzungen: Abgesehen davon, dass Bücherwissen überschätzt wird, fehlt es auch an Büchern, insbesondere an Übersetzungen. 1970 bis 75 stieg die Anzahl an Übersetzungen von 175 pro Jahr auf 330 - ein Fünftel dessen, was alleine in Griechenland übersetzt wurde. Die Summe aller Uebersetzten Bücher von der Zeit al Mamuns bis heute beschränkt sich auf 10'000 - gerade die Menge, die Spanien in einem einzigen Jahr übersetzt. Von 1980 bis 85 wurden 4.4 Bücher pro Million Araber übersetzt, während die entsprechenden Zahlen für Ungarn bei 519, für Spanien bei 920 liegen.

    Übersetzungen sind jedoch einer der wichtigsten Kanälen des Informationsaustausches mit dem Rest der Welt. Das Übersetzungswesen in der arabischen Welt bleibt jedoch statisch bis chaotisch.

  10. #10
    AfD, was denn sonst ?! Benutzerbild von Bruddler
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    Standard AW: Warum sind islamische Staaten rückständig ?

    heute noch rückstaendig - na und ?
    Nach erfolgreicher Welteroberung werden sich die Musels sowieso den Wohlstand und das moderne Wissen der Ungläubigen zu eigen machen !

    :bow:
    >>> DEM DEUTSCHEN VOLKE <<<

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