[Links nur für registrierte Nutzer]DEBATTE ZUM JAHRESTAG DES IRAK-KRIEGS
"Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit"
Der Irak-Konflikt hat die Welt für immer verändert. Saddam wurde gestürzt, doch das Land nicht befriedet und der Westen gespalten. Ein Jahr nach dem US-Einmarsch in den Irak hat SPIEGEL ONLINE Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland gebeten, ihre Gedanken zum Krieg aufzuschreiben.
"Nur Lieschen Müller und der Kleine Moritz wussten vor dem Krieg, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen hat. Alle Profis haben das anders gesehen, auch Schröder, Fischer, Chirac und Hans Blix. Nun wissen wir es mit Sicherheit und haben mehr Sicherheit. Sicherheit hat ihren Preis. Libyens ABC-Waffen-Potential haben alle unterschätzt. Durch den Irak-Krieg bekam Libyens Gaddafi weiche Knie und rüstet ab. Riesenerfolg. Der Iran ziert sich, aber mit US-Truppen an der Grenze steigen die Chancen einer Entnuklearisierung des Iran. Palästina? Chaos mit und ohne Irak-Krieg. Terror? Ebenfalls. Wer das Gegenteil behauptet, leidet an Gedächtnisschwund oder Ahnungslosigkeit. Nord-Korea rasselt jetzt mehr verbal als militärisch und wird auch abrüsten müssen. Ein kleiner Krieg für Abrüstung und zur Verhinderung von globalen Katatstrophen? Das Schlimme ist besser als das Schlimmste. "Krieg für Öl?" Ökonomisch zahlen die USA dramatisch drauf, die Welt profitiert - und tritt den USA in den Allerwertesten. Das ist das Schicksal der USA: Sie befreiten Deutschland von Hitler, Frankreich zweimal von Deutschland, Süd-Korea vom Norden und China und den Westen vor dem kommunistischen Totalitarismus. Dankbarkeit ist ein Fremdwort der Menschheit."
Michael Wolffsohn, Historiker, München: