Bei bestimmten ethnischen Gruppen ist die Blutsverwandtschaft besonders häufig. Verwandte Eltern vererben ein deutlich höheres Gesundheitsrisiko Studien belegen höhere Zahl von Totgeburten und Behinderungen Die Risiken bei Blutsverwandtschaft stehen im Zusammenhang mit einem im Vergleich zu nicht blutsverwandten Paaren erhöhten Anteil übereinstimmender Erbanlagen der beiden Partner, z.B. bei Ehen zwischen Cousin und Cousine ersten Grades beträgt der Anteil der abstammungsbedingten gleichen Gene 1/8, bei Vettern 2.Grades 1/32. In solchen Fällen ist eine Humangenetische Beratung und ggf. Diagnostik obligat (1)
Verwandtenehen sind mitteleuropäischen Kulturkreis eine eher selten. Das Risiko für diese genetisch bedingten Schäden steigt, je näher die Partner miteinander verwandt sind: Während das Risiko bei nicht-verwandten Paaren 1-3% für schwere Fehlbildungen und 3-5% für alle Fehlbildungen beträgt, liegt es beispielsweise bei einem einfachen Paar Cousin/
Cousine 1. Grades doppelt so hoch. Zudem ist das Geburtsgewicht der Kinder geringer.
In Ländern, wo Cousin-Cousinen-Ehen erlaubt sind, also zum Beispiel in Deutschland, weisen Wissenschaftler immer wieder auf das hohe Risiko für die Kinder hin. So heißt es in einer großen Untersuchung der Universität Straßburg von 1994, dass genetisch bedingte Anomalien bei den Kindern verwandter Eltern sogar knapp viermal größer seien als bei nicht verwandten. Die Mütter erlitten zudem häufiger Totgeburten. Das Risiko einer Totgeburt wird in einer norwegischen Studie von 1985 mit 2,4 Prozent gegenüber 1,3 Prozent bei nicht verwandten Eltern beziffert.(2)
Eine auf fünf Jahre angelegte britische Studie kam 1993 zu dem Schluss, dass rund 60 Prozent der Todesfälle und schweren Erkrankungen bei Kindern verhindert werden könnte, “wenn die Inzucht beendet würde“. Die Forscher der Universität Birmingham hatten knapp 5000 Kinder untersucht, wobei sich herausstellte, dass das Sterbe- und Krankheitsrisiko beim Nachwuchs verwandter pakistanischer Eltern sogar dreifach erhöht war. Auch Berliner Ärzte haben mit den Gesundheitsrisiken bei Verwandtenehen zu tun. Der Frauenarzt Rolf Becker, dessen Praxis am Kurfürstendamm auf vorgeburtliche Diagnostik spezialisiert ist, spricht von einem “brisanten Problem“. In den vergangenen Jahren hatte er in seiner Sprechstunde 160 Cousin-Cousinen-Ehepaare, von denen 14 ein Kind mit “schweren Anomalien“ bekamen – immerhin eine Rate von 8,5 Prozent. (2)
In Deutschland leben ca. 2 Millionen Türken und dazu etwa 500.000 Deutsche türkischer Abstammung.
Eine Heirat unter Verwandten bei Migranten türkischer Herkunft , vorwiegend unter Cousin und Cousine, ist keine Seltenheit. Bekanntlich folgen Erbkrankheiten bei Verwandtenehen in der Regel einem autosomal rezessiven Erbgang. Das ist der Grund warum rezessiv erbliche Krankheiten (z.B.Taubstummheit, Thalassämie, Glu-6-P-Dehydrogenase-Mangel , Galaktosämie, Phenylketonurie, Mukoviszidose, Adrenogenitales Syndrom, Albinismus, M. Gaucher, wegen der zahlreichen Verwandtenehen in türkischen Familien überproportional häufiger vor kommen...
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Die Häufigkeit der Verwandtenehen in der Türkei beträgt durchschnittlich 21-25% (in einigen Regionen jedoch viel häufiger)...